Fünfzehn

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Hatte er sie etwa wirklich küssen wollen? Oder hatte sie sich das nur eingebildet? Sie drehte eine der Rosen aus dem Garten in ihren Fingern. Wollte sie überhaupt, dass er sie küsste? In diesem Moment?

Sie hätte noch ewig darüber nachdenken können. Aber sie musste wieder an die Arbeit. Sie sollte die Kinder in die Stadt begleiten, damit sie sich etwas Schönes für die Gala aussuchen konnten.

Ethan und Olivia standen bereits abfahrbereit neben dem Mercedes. Mr. McLean saß hinterm Steuer. Er hatte sich in den letzten Tagen gut erholt. "Hast du etwas von Aiden gehört?", fragte Olivia. Mina biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte nicht lügen. Nicht schon wieder.

"Er kommt morgen Abend zur Gala.", wich sie aus. Damit gab Olivia sich zufrieden. Nur Ethan sah sie misstrauisch an. Als Olivia angeschnallt hinten saß, wandte er sich nochmal an Mina. "Mir kannst du es sagen, wenn doch nichts von ihm gehört hast. Ich verspreche, ich sage meiner Schwester nichts!"

"Er kommt!", antwortete sie wie von selbst. "Ich verspreche es!" Ethan schien ihr immer noch nicht ganz glauben, stieg aber wortlos ein. Mina folgte den beiden seufzend. Was machte sie bloß falsch?

Eine Stunde später saß sie in einem großen, roten Samtsessel und wartete darauf, dass Olivia aus der Umkleide kam. Ethan saß neben ihr. Er hatte sie einfach den erstbesten Anzug genommen. Mit seiner Schwester sah die ganze Sache ein wenig anders aus. Diese hatte sich lange nicht zwischen Farbe, Form und Schnitt entscheiden können.

Schließlich ging der Vorhang auf. Olivia trug ein cremefarbenes Tüllkleid, dessen Taille ein gleichfarbiger Gürtel mit einer Masche zierte. "Und?", fragte sie grinsend. "Du siehst absolut bezaubernd aus!", sagte Mina wahrheitsgemäß. Ethan lächelte. "Stimmt, die Farbe steht dir." Olivia streckte ihrem großen Bruder immer noch grinsend die Zunge raus. Dieser stand auf und wuschelte ihr durch die Haare, woraufhin beide lachten. Mina fühlte sich sofort an sie und Blake erinnert. Er fehlte ihr sehr.

"Hey, Mina." Ethans Stimme riss sie aus ihren Gedanken. "Ja?" "Willst du dir jetzt ein Kleid aussuchen?" Sie dachte an ihr türkises Sommerkleid im Schrank. "Ich hab eins, danke." "Quatsch!" Olivia zog sie auf die Beine. "Du suchst dir jetzt auch ein Kleid aus!" "Das wäre viel zu teuer!" "Ach was, Vater bezahlt." Mina konnte gar nicht anders, als zu lachen und ließ sich von ihr in die Ballkleid-Abteilung schleifen.

Nach scheinbar endloser Suche fand sich Mina mit einem Kleid in der Umkleide wieder. Sie streifte sich den weichen Stoff über und trat dann nach draußen vor den Spiegel. Olivia starrte sie mit leuchtenden Augen an und Ethan pfiff einmal. Sie musste lächeln und betrachtete ihr Spiegelbild. Das Kleid war aus einem mintfarbenen Stoff gemacht. Der obere Teil hatte kurze Ärmel und bestand ganz aus Spitze, während der Rock fließend nach unten glitt. "So ein schönes Kleid hatte ich noch an.", flüsterte sie. Sie kam sich vor wie im Märchen.

Die Schöne und das Biest (Märchenadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt