Zwölf

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Mina beschloss, abends im Garten abzuwarten. Sie zog sich ihre Decke enger um sich. Es war zwar kalt, aber sie wollte durchhalten. Sie musste endlich wissen, was hier vor sich ging. Gegen halb zwölf fielen ihr fast die Augen zu und sie hatte wirklich Mühe, wach zu bleiben. 

Gegen halb eins war sie wohl tatsächlich eingeschlafen, denn sie wurde von einem Rascheln hochgeschreckt. Sie drängte sich mehr auf der Bank zusammen, damit sie hinter der Hecke versteckt blieb. 

Als sie die Gestalt, die hinter den Büschen hervortrat, genauer erkennen konnte, traute sie ihren Augen nicht. Sie hatte sich in der ersten Nacht doch nicht getäuscht. Da schlenderte wirklich eine Art Raubkatze über den Rasen. Erst sah es aus wie ein gewöhnlicher Panther. Aber es deutlich größer, hatte struppigeres Fell und wirkte auf den zweiten Blick wie eine verrückte Mischung aus Raubkatze und Wolf. Und die Augen. Sie konnte, nein, sie wollte es nicht glauben, aber dieses Tier hatte seine Augen. 

Sie unterdrückte sich einen Aufschrei und wartete, bis er oder es oder was auch immer vorbei und außer Reichweite war. Dann stürmte sie ins Haus zurück.

Sie schloss sich in ihrem Zimmer ein und verkroch sich in ihrem Bett. Das konnte nicht wahr sein! Oder? Konnte sich Aiden wirklich in ein ... Biest verwandeln? Hielt er deshalb so viel Abstand von ihr und seiner Familie? Sie musste mit ihm reden! Sofort! Bevor sie noch komplett den Verstand verlor.

Also rannte sie nochmal in den Garten. Das Biest war streifte immer noch umher. "Aiden?" Sein Name kam nur wie ein Flüstern aus ihrem Mund. Das Tier drehte den Kopf und sah sie lange an. Dann setzte es zum Sprung an, als wolle es Mina angreifen. Erschrocken verschränkte sie ihre Arme vor ihrem Kopf. Dann war ein lautes Knurren zu hören.

"Mina?", fragte eine Stimme. Seine Stimme. "Mina, bitte sieh mich an. Ich tue dir nichts." Sie hörte auf ihn, ließ die Arme sinken und öffnete die Augen. Aiden stand vor ihr. Seine Kleidung war voller Schmutz und Kiefernnadeln. Er trat näher auf sie zu, hielt aber dennoch einen gewissen Abstand. Er schien genauso verzweifelt wie sie zu sein. "Mina...", begann er. "Wie?", unterbrach sie ihn und war selbst überrascht, wie gefasst ihre Stimme klang. "Wie ist das möglich?" Er fuhr sich durch die Haare. Sie wusste nicht warum, aber es tat gut, diese wohlbekannte Geste zu sehen. "Wenn ich es dir erkläre, würdest du es mir nicht glauben." "Ich gerade gesehen wie sich eine Raubkatze oder was auch immer in dich verwandelt oder... Keine Ahnung wie ich es sagen soll! Ich weiß jedenfalls was ich gesehen habe! Wie viel schlimmer kann es also noch werden?"

"Mina, ich-." "Da bist du!", schrie eine kratzige Stimme. Eine Mann mittleren Alters trat aus dem Gebüsch. Er sah Mike sehr ähnlich. Ob er sein Vater war? Sofort stellte Aiden sich vor Mina. War der Kerl gefährlich? Jedenfalls sah es aus, als hätte er eine Art Waffe in der Hand. "Wer ist das?", platzte es ihr heraus.

Der Fremde schien sie erst jetzt zu bemerken. "Bist du komplett irre? Du hast zugelassen, dass es jemand herausfindet?" Er ging mit dem Stock oder Stab auf die beiden los. "Mina, lauf!", rief Aiden. Sie gehorchte und sprintete zum Personaleingang. Sie musste Hilfe holen!

Die Schöne und das Biest (Märchenadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt