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Das Café war klein. Die Wände waren aus rotbraunem Backstein und hier und dort tauchten sauber verputzte Fetzen von einer bordeaux-roten Tapete hervor. Eine Wandseite war geschmückt aus Spiegeln und alten Werbeplakaten.
Die Tische und Stühle waren aus dem gleichen dunklen Holz gefertigt. Es wirkte vielleicht auf dem ersten Blick recht dunkel, wegen all den dunklen Tönen. Aber dafür war der Raum sehr offen gehalten und zwei große Kronleuchter aus Plexiglas, die täuschend echt wirkten, beleuchteten den Raum. Gegenüber der gläsernen Eingangstür, stand ein Tresen, aus dem gleichen dunklen Holz, wie der Rest der Möbel. Dort stellten sie Cookies, Kuchen und Getränke aus.

Hinter dem Tresen arbeiten drei Baristas. Eine große Kaffeemaschine nahm fast die Hälfte der Arbeitsfläche ein. Ein Barista wählte eine Einstellung und stellte eine Tasse unter die Maschine. Ein pressendes Geräusch erklang. Dann zischte es und Dampf stieg empor. Als das Getränk fertig war, nahm er die Tasse, stellt es auf einen Unterteller und trug es zu den Gästen. Er tanzte zwischen den Tischen hindurch bis zur die hinterste Ecke des Cafés. Dort saß ein junges Paar. Sie waren nicht viel jünger als der Barista selbst.

"Senorita", machte er auf sich aufmerksam. Dann stellte er das Getränk vor das blonde Mädchen. "Hier ist Ihre heiße Schokolade. Darf ich noch etwas für Sie bringen?"

Àmbar lehnte höflich ab. Der Barista verließ noch nicht sofort ihren Tisch. Àmbar fragte sich, ob er schon Trinkgeld haben wollte, aber das war üblicherweise nicht so.
"Was wollen Sie denn noch?", fragte Àmbar ihn.
Er verbeugte sich leicht.
"Verzeihung. Ich habe mich für einen Augenblick von Ihrer Schönheit ablenken lassen, Senorita." Er zwinkerte ihr zu und ging endlich zurück an seine Arbeit.  Àmbar warf ein suspekten Blick zu Simón.

"Okaay. Merkwürdig.", kommentierte sie und nahm ein kleinen Schluck von der Schokolade. Sie verbrannte sich fast die Zunge, weil er noch so heiß war. Simón musterte das Mädchen vor ihm. Àmbar war hatte sich die Haare in einen Zopf gebunden. Dennoch war da eine widerspenstige Strähne, die ihr ins Gesicht gefallen war.

Simón lächelte in sich rein. "Vielleicht. Aber er hat einen wahren Punkt angesprochen."

Verlegen strich sich Àmbar die lose Strähne hinters Ohr und vergrub ihr Gesicht über der Kakaotasse. Der warme Dampf und der schokoladene Geruch schlug ihr angenehm ins Gesicht. Es war nicht das erste Mal, dass man ihr ein Kompliment über ihr Aussehen gab. Aber Simón war der einzige, der es schaffte sie dabei verlegen zu machen. 
 

Àmbar räusperte sich. "Also zurück zur Musik. Ich finde, dass wir vielleicht mit etwas schnellerem antreten sollten. Viele Paaren nehmen eher langsame Stücke. Es ist einfacher. Die Takte sind klarer zu zählen und man muss auch nicht so viel einbauen. Wenn wir gleich mit etwas Schnellerem starten, dann stechen wir heraus und es ist beeindruckender."

Simón konnte ein kleines Kichern nicht zurück halten. Àmbar sah in verwirrt an. "Was? Warum lachst du mich aus?"

"Du hast das alles schon ziemlich durchdacht.", stellte er fest.
"Natürlich. Ich möchte es bis nach Paris schaffen. Dafür brauchen wir eine guten Plan.", antworte Àmbar und nahm ein Schluck aus ihrer Tasse. Das warme Getränk floss angenehm herab. Auch wenn es Sommer in Argentinien war, für Àmbar war es immer die richtige Jahreszeit für eine schöne warme Tasse Kakao.

Sie sah sich im Café um. Sie war noch nie hier gewesen, Simón hatte es ihr gezeigt.
'Ob er schon häufiger hier war?', fragte sich Àmbar. 'Vielleicht geht er hier ja immer mit Luna hin.'

"Warst du den schon mal in Paris?", erkundigte sich schließlich Simón. Àmbar schüttelte den Kopf.
"Ich möchte unbedingt in Paris studieren ,aber ich war noch nie dort. Meine Tante...sie verreist nicht gerne. Sie hat immer etwas anderes zutun. Ständig kommt etwas dazwischen.", gestand Àmbar und augenblicklich wollte Àmbar die Worte zurück nehmen. Er sollte sich doch ihr öffnen und nicht anders herum. Er sollte sich ihr anvertrauen. Und nicht sie ihm.

emotions. [Simbar]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt