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Der Kuss war nun eine Woche her. Doch zwischen Simón und Ámbar herrschte weiterhin Funkstile. Wenigstens eine Erklärung oder eine Entschuldigung, dass er sie so überrempelt hatte, hätte sie verdient, fand Ámbar. Sie überprüfte ihren Nacken im Spiegel. Das Makeup hielt. Man sah nichts, außer man würde ganz dicht an Ámbar heran gehen. Dank Simón hatte sie einen so starken blauen Fleck, dass er noch immer sichtbar war.

Schließlich zupfte Ámbar noch ein paar Strähnen zurecht und atmetet einmal tief durch, bevor sie die Mädchentoilette verließ.

„Ámbar, da will dich jemand sprechen", sagte auf einmal Nico zu ihr, als er im Gang an ihr vorbei lief. Verwundert, folgte Ámbar die Richtung, in die er gezeigt hatte. Ihr Blick schweifte durch das Café und blieb an der Bar hängen. Ein Grinsen taucht auf ihrem Gesicht auf, als sie die zwei bekannten Gestalten an der Bar erblickte. Ihr Körper füllte sich mit neuer Engerie.
Sie lief zu Bastían hin und hielt ihm die Augen zu. „Ah! Wenn das nicht meine Chérie ist!" Ámbar kicherte und umarmte die Jungs zur Begrüßung.

„Ich dachte ihr kommt erst morgen." Bastían grinste unschuldig. „Wir wollten einen Tag früher kommen um dich zu überraschen. Er hat dir nur erzählt, dass wir erst morgen kommen. ", erklärte Henri lachend und strubbelte Bastían durch seine Locken.
Ámbar lehnte sich zu ihnen an die Bar, als Simón auf einmal um die Ecke trat. Er trug ein großes Paket. Verwundert blieb er stehen und sah die Neuankömmlinge an. Sein Blick wanderte zu Ámbar, die ihn angespannt beobachtet. Simón schien augenblicklich zu verstehen und schaute sie grimmig an. „Hilfts du auch noch oder stehst du nur rum?", motzte er Ámbar an und ging wieder. Genervt rollte Ámbar die Augen. Die ganze Woche hatte er nur ein Wort mit ihr gewechselt, wenn er nichtanders drum herumkam und jetzt schob er das wieder ab.
Manchmal fragte sie sich, ob der Einsatz für ihren Plan sich wirklich lohnte, denn leicht war es nicht.
Bastían lehnte sich zu Ámbar herüber. „Da scheint jemand aber negative Vibes zu versprühen. Aber eines muss man Mister Schlechte-Laune lassen, attraktiv ist er schon." Ámbar boxte ihn leicht in die Seite. „Das war Simón." Bastían riss seine Augen auf.

„Das ist er?", fragte er ungläubig. Ámbar nickte. „Oh. Verstehe. Also ist er Mister Eifersüchtig."
„Er ist vor allem Mister Spricht-nicht-mehr-mit-mir.", entgegnete Ámbar bitter. Bastían legte einen Arm um Ámbar. „Nach deinem Plan, wird sich das aber ändern und er wird es bereuen, sich jemals so verhalten zu haben." Als Unterstützung küsste er sie auf die Wange. Doch Ámbar schob Bastían von sich. Es war nicht so, dass sie Bastían abweisen wollte, nur Simón ging ihr einfach unter die Haut,sodass sie gerade keine Nähe wollte.
Sein Verhalten verwirrte Ámbar und das machte sie schlecht gelaunt. Er meinte, sie würde mit ihm spielen, doch zur Zeit spielte er mit ihr! Am liebsten würden Ámbar sich einfach nur noch ins Bett legen und darauf warten, dass es sich geklärt hatte.
„Ich muss noch hier weiter fürs Open vorbereiten.", sagte Ámbar mit einem Seufzer. „Wollt ihr helfen?"
„Das klingt nach Arbeit.", meinte Bastían unmotiviert. Augenblicklich nahm Henri seinen Freund in den Arm und lächelt Ámbar an. „Natürlich helfen wir."
„Super. Dann weis ich euch ein.", sagte Ámbar und Schritt voran. Hinter sich konnte sie die beiden Diskutieren hören. Sie war froh, dass wenigsten noch immer so drauf waren. In ihrem Leben veränderte sich gerade so viel, ständig fand Ámbar in einer neuen Situation oder mit Leuten in einer neuen Beziehung. Ihre eigene Welt wurde ihr unbekannt. Die beiden gaben ihr wenigstens etwas Kontinuität.

Das Roller Team hatte einen straffen Zeitplan. Schon morgen war das Open und Ámbar betete fast stündlich, dass ihr Plan aufgehen würde. Es war ihre einzige Idee. Die einzige, die funktionieren könnte, dass Simón ihr wieder mehr Vertrauen schenken könnte. Wenn das nicht funktionierte, könnte sie Simón für immer vergessen. Es stand also einiges auf dem Spiel. Deshalb musste das Open morgen perfekt verlaufen. Es war essenziell für ihren Plan.

Doch die Vorbereitung liefen bisher gar nicht gut. Mit Simón ließ es sich einfach nicht zusammenarbeiten. Das Open wurde etwas größerer gehalten, die Bühne ihm Café würde dafür nicht ausreichen. Schweigend bereiteten die beiden den Ring vor. Die Anspannung zwischen ihnen war im ganzen Raum zu spüren. Ständig warfen sie sich flüchtige Blicke zu oder beobachten den anderen kurz. Die einzig unausgesprochene Regel war, so lange zu schauen, dass der andere es nicht bemerkte.

Simón stellte ein paar E-Gitarren auf, als er zu Ámbar herübersah. Sie war gerade damit beschäftigt eine Wand aus mehreren Boom-Boxen herzustellen. Doch sie scheiterte kläglich. Eine der Boxen war zu mächtig für sie, dass sie es nicht schaffte sie hochzuhieven und auf eine andere zu stellen. Sie streckte sich hoch, doch es fehlte ihr zu viele Zentimeter und die Box war zu schwer, dass sie es nicht erspringen konnte.
Simón beobachtete, wie sie es immer wieder neu versuchte. Schließlich legte er die Neonstäbe auf den Boden und lief zu ihr herüber. Ohne ein Wort nahm er Ámbar die Box aus der Hand. Ihre Hände berührten sich für einen Moment und seine Augen trafen auf ihre blauen. Für einen Augenblick blieb die Welt stehen und das einzige, was sie trennte war die Box zwischen ihnen. Ámbars Herz schlug schneller in ihrer Brust.
„Gib mir das," flüsterte Simón sanft. „Ich mach das hier fertig und du bringst die Neonstäbe an die Wand, ok?" Ámbar nickte zögernd.
„Danke", murmelte sie leise. Mit weichen Knien ging sie an seinen Arbeitsplatz und hob die Neonstäbe auf.

Was war das?, fragte sie sich ständig. Mit Mühe konnte Ámbar sich konzentrieren. Häufig starrte sie die Stäbe einfach nur an ohne zu wissen, was sie eigentlich hier machte. Und dann beobachtete sie wieder Simón, der ohne Probleme die Boom-Box Wand zusammenstellte.

Wie konnte er so tun, als sei nichts geschehen? Oder überanalysierte Ámbar wieder alles und es bedeute nichts? Vielleicht hatte er es ja doch aus reiner Freundlichkeit getan... Diese Unwissenheit hielt Ámbar mehr auf als es sollte. Aber das war Simóns Einfluss auf sie.
Er war der erste und einzige, der es schaffte sie aus der Bahn geraten zu lassen.

Wie gerufen, kam Bastían in an den Skatering, als Ámbar mit ihrer Arbeit fertig war.
„Wow, Cherié, das sieht ja unglaublich aus! Magnifique! Ich kann es schon vor mir sehen!" Ámbar kam mit einem sanften Lächeln auf ihren französischen Freund zu, der mit seiner Hand über die Luft strich, als sähe er eine Vision. „Das Licht geht aus und nur du bist im Rampenlicht. Die Musik geht an und: BÄMM! Die Party geht los!", atemlos, sah er Ámbar an. „Ich liebe es" Ámbar schmunzelte ihn an ehe sie anfing los zu prusten.

„Du findest doch auch fast alles toll." Bastían gab ihr ein Kuss auf die Wange, „Nur wenn es dich involviert, Cherié! Ich freu mich schon sehr auf morgen Abend. Wir haben mit deiner Freundin- wie heißt sie sogleich..."Er schnipste mit den Finger in der Luft herum, „Na du weißt schon, die so wirkt als wäre sie dauernd vollgepumpt mit Coffein."
„Jazmín?", versuchte es Ámbar und sein Gesicht leuchtete auf.

„Genau die!" Ámbar kicherte und warf einen kurzen Seitenblick zu Simón. Der Mexikaner arbeite still weiter an der Boom-Box Wand. Er schien Bastían gar nicht mitzubekommen.
„Auf jeden Fall, hat Jazmín uns in irgendwelche Vorbereitungen reingezogen und mussten irgendwelche Fragen für ein Videoblog beantworten. Ich konnte mich gut rausziehen. Henri steck noch immer fest."

Auf einmal hörte man Simón genervt aufschnalzen. „Ich muss mich hier konzentrieren, könnt ihr euch nicht wo anders unterhalten!" Simón warf ihnen einen finsteren Blick zu. Doch Ámbar konnte nicht genau sagen, ob er für die beide bestimmt war oder größtenteils für Bastían, weil Simón nicht aus den Augen ließ.

Ámbar verdrehte ihre Augen. Dann nahm sie Bastíans Hand und verankerte ihre Finger mit seinen, sie ließ Simón nicht aus dem Blick, der alles Beobachte.

Schließlich warf Ámbar Bastían ein Lächeln zu und sagte: „Komm, wir retten Henri."
Bastían lehnte sich zu ihr herüber. „Cherié, ich weiß was du da gerade versucht und ich heiße es nicht für gut, aber ich mach mit. Für dich.", flüsterte er in ihr Ohr.

Ámbar entschied sich nur für ein schwaches, entschuldigendes Lächeln als Antwort. Sie war wandelnde emotionale Unordnung. Hoffnungslos versuchte sie hindurch zu blicken, doch das veranlagte sie nur immer weiter reinzurutschen, bis sie in einer endlosen Unordnung versank. Und genau das gleiche passierte hier wieder. Ámbar rutschte weiter ab.

Schließlich seufzte Bastían laut auf. „Ich muss echt für alles und jeden den Helden spielen."

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Heyyy,
Ich hoffe das Kapitel gefällt euch. Wie immer freue ich mich wenn ihr ein Kommentar hinterlässt oder für das Kapitel votet <3

Bis bald,

Jojo

emotions. [Simbar]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt