21

472 27 12
                                    

Als Ámbar endlich in ihrem Zimmer angekommen war, ließ sie sich sofort gegen die Tür fallen. Sie schloss die Augen und sackte langsam auf den Boden. Lange atmete sie tief aus und vergrub ihre Hände vorm Gesicht.

'Das kann nicht wahr sein. Das kann alles nicht wahr sein', dachte sie frustriert. Noch nie hatte sie einen Kuss so gewollt und dann doch einen Rückzieher gemacht. Sie war bisher in nur zwei Beziehungen, aber es rechte für einen Vergleich. 
Was war mit ihr los? Wieso verhielt sie sich so?

Sie riss ihre Tasche von sich und schleuderte sie wütend durch den Raum. Der Inhalt verteilte sich auf Boden. Doch es war ihr egal. Die Unordnung machte ihr nichts aus.

'Zumindest sieht es jetzt ansatzweise aus, wie mein Leben sich zur Zeit anfühlt. ', fand sie grimmig.

Àmbar schloss die Augen und lehnte ihren Kopf zurück. 'Das kann doch nicht wahr sein.'
Unweigerlich musste sie an den restlichen Heimweg denken. Simón hing ihr ständig in den Gedanken und sie wurde ihn nicht los. Egal wie sehr sie sich dagegen wehrte. Er fand immer seinen Weg zurück.

Auf dem restlichen Heimweg war da diese unüberbrückliche Stille zwischen den beiden gewesen, die eine Spannung mit gezogen hatte, als ständen sie in einem elekromaknetischen Stromfeld.
Keiner hatte gewusst, wie sie sich verhalten sollten, geschwiege denn was sie sagen sollten. 

Àmbar stöhnte laut auf. Sie kam sich so dumm vor. Es war nicht ihre Art sich von Gefühlen leiten zu lassen. Die alte Ámbar hätte gewusst, was zu tun wäre. Die Ámbar, die sie war, als ihr Leben noch in Ordnung war und Simón vom Plan und Privates trennen konnte. 

Wieso fühlte sie so? Sie sollte so gar nicht fühlen. Und doch war Ámbar ihren Gefühlen ausgesetzt wie ein kleines Mädchen. Sie hatte das von Anfang an gar nicht gewollt. Es war Jazmín, die sie auf diese dumme Idee gebracht hatte! Àmbar wollte ihm nie so nah kommen. Nie so nah kommen, dass er sie beeinflussen konnte, dass er es schaffte Gefühle in ihr hervor zu locken, die sie lange Zeit in eine Box gesperrt hatte. 

Es tat weh diese Box aufzubrechen. Dort waren sie geschützt. Ámbar spürte förmlich wie die Box nach und nach weiter aufbrach, je länger sie mit Simón zusammen war.  Ihnen ging der Schutz verloren und Ámbar wurde verletzlicher. Dabei wurde ihr all die Jahre eingepredigt, dass Gefühle nie zum Erfolg führten. Wer nach Erfolg strebte, musste Opfer bringen. Gefühle waren ein unnötiges Hindernis.

Ein plötzliches Klopfen klang an ihrer Tür und verdrängten Ámbars Gedanken.

"Was?", fauchte Ámbar.
Eine dünne Stimme drang durch die Tür. Es war einer ihrer Haushälterinnen.

"Entschuldigen Sie die Störung, Miss Ámbar, aber das Essen wird in kürze serviert."

Ámbar atmete tief ein. Na toll, jetzt noch eine Begegnung mit ihrer Tante. Konnte der Tag denn noch besser werden?

Ámbar wischte sich übers Gesicht. Sie war müde. Das alles- dieser ganze Stress- erschöpfte sie. Wer hätte gedacht, dass Gefühle physische Nebenwirken mitwirken konnten?

"Ich komme.",rief sie durch die Tür zurück.

*   *   *

"Oh, du kommst auch mal wieder zum Abendessen. Was eine nette Abwechslung.", kommentierte Ámbars Tante in einem arroganten Ton.

In Gedanken verdrehte sie die Augen. Ihre Tante übertreibte total. Ámbar war höchstens zwei Mal nicht beim Abendessen erschienen. Das war noch lange kein Verbrechen.

emotions. [Simbar]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt