Chapter 11

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Emily brauchte einige Zeit, um meine Träume und Erlebnisse mit Damon zu verarbeiten und auch nach Wochen fiel es ihr immer noch schwer, alles zu verstehen. Aber wer sollte es ihr übel nehmen? Ich bestimmt nicht. Ich verstand es ja selber nicht. Aber wie Emily eben war, tat sie das Beste um mich auf zu heitern, also hatte sie für heute nach der Schule ein Treffen mit all unseren Freunden organisiert. Wir würden lecker essen gehen und einfach mal wieder entspannen. Ich freute mich schon riesig darauf. Aber erst musste ich mit Damon noch das Kunst Projekt zu Ende machen. Unsere Leinwand für die Abschlussfeier war schon fast vollendet es fehlte nur noch ein kleiner Schliff. Mit dem Motto „Star Night" sollten alle verzaubert werden und unsere Aufgabe war es einen wundervollen Sternenhimmel zu zaubern. Und damn, wir waren echt gut darin.

„Langsam hab ich echt genug davon. Warum müssen wir das machen? Wir bekommen eh volle Punktzahl in Kunst. Sollten es nicht lieber Schüler machen, die es nötig haben?" Damons Argument war nicht verkehrt, doch rechtgeben wollte ich ihm nicht.

„Denkst du denn, dass der Abend genau so schön sein würde, wenn andere es machen würden, mit weniger Talent?"

„Denkst du mich interessiert das? Ich hab einfach keine Lust mehr so viel Zeit und Arbeit in das hier zu stecken." Ich verstand ihn leider nur zu gut, doch was sollten wir dagegen machen? Es würde ein schlechtes Bild auf uns werfen und im Moment war jeder Eindruck von uns wichtig.

„Weißt du, meine Mom hat mir früher als Kind eine Geschichte erzählt. Sie handelte von einem sehr reichen und mächtigen König, der nicht nur sehr viel Geld und Land besaß, sondern auch ein wunderschönes riesiges Schloss. Das einzige Problem war, dass nur ein Weg zu seinem Schloss führte und dass ein großer Stein diesen Weg versperrte. Das bedeutete, dass alle Bauern und Händler, die zum König wollten über diesen Stein fahren mussten. Dies führte jedoch dazu, dass ihre Güter zu Bruch gingen und sie sehr viel verloren. Eines Tages kam ein kleines Mädchen mit einer Karre voll Wein vorbei. In diesem Wein war die gesamte Hoffnung der Familie. Den Eltern ging es nicht gut und ohne die Erträge für den Wein, würden sie den Winter nicht überstehen. Also tat das Kind sein bestes, um die Familie zu retten. Und als das Kind versuchte die Karre über den Stein zu ziehen, passierte, was jedem anderen auch geschah. Die Fässer fielen zu Boden und gingen zu Bruch. Das kleine Mädchen, das nun mit nichts da stand, war so selbstlos, dass sie keiner anderen armen Seele das gleiche Schicksal wünschte. Also Grub die bis ihre Hände blutig waren und rollte den Stein, bis sie Schwielen an den Händen hatte. Am Ende schaffte sie es, den großen Stein beiseite zu schaffen. Und als sie sich das Loch, in dem der Stein lag genauer ansah, entdeckte sie etwas darin. Es war ein Sack voll Gold, den der König hinein gelegt hatte. Er wollte die Person, die so selbstlos war und so viel harte Arbeit in etwas gesteckt hatte, belohnen. Und so zog das Mädchen von dannen mit genug Gold, um die Familie zu retten und ihr ein besseres Leben zu schaffen." Ich blickte auf und sah Damon in die Augen. „Und das ist der Grund, warum wir das hier machen. Egal aus welchem Grund du das hier machst, ob es aus Eigennutz oder aus Selbstlosigkeit ist, harte Arbeit wird immer belohnt. Und in unserem Fall ist unsere Belohnung ein wundervoller Abschlussball."

Er schaute mich eher perplex an, als verständnisvoll. Doch er konnte nicht darauf antworten, da es zum Schulschluss klingelte und ich keine Zeit verlieren wollte zu spät zum Auto zu kommen. Ich packte also schnell meine Sachen zusammen und eilte aus dem Klassenraum, um Emily am Parkplatz zu treffen. Wie immer stand sie gelassen ans Auto gelehnt uns wartete auf mich. Ich fragte mich wirklich, wie sie es immer schaffte so pünktlich zu sein. Sie hatte wir ich eine Kurze Jeans an und eine süßes Top. Dazu die passende Sonnenbrille und ihr Look war perfekt.

„Bereit?," fragte sie. „Wir wollen vorher noch an den Strand surfen gehen und nachher dann etwas essen gehen."

„Hört sich gut an. Endlich mal wieder ein toller Tag! Nur entspannen und die Sonne genießen." Ich liebte es zu Surfen und freute mich jedes Mal, wenn wir die Zeit dazu fanden, an den Strand zu gehen. Wir fuhren schon einmal vor und trafen die anderen an unserer Lieblingsbucht. Wir hatten Glück, denn die Wellen waren heute perfekt zum Surfen. Da wir öfter so eine Aktion starteten, waren wir vollkommen darauf vorbereitet. Unsere Surfbretter, so wie Handtücher und Bikinis hatten wir bei Dennis verstaut, der nahe der Schule wohnte. Er holte sie also nur schnell ab und traf uns mit voller Montur am Strand. Ich wartete gar nicht erst auf die anderen, sondern schnappte mir sofort mein Bikini und mein Brett und machte mich auf den Weg ins Wasser. Die Wellen waren heute wirklich riesig und es war schwer unter ihnen hinweg zu tauchen, doch als ich es sicher über die Brandung geschafft hatte, stellte ich mich in Lauerstellung für die nächste perfekte Welle. Ich hatte Glück und kein Surfer außer mir war zu sehen, also musste ich nicht warten oder aufpassen, dass mich jemand umfuhr. Da ich wusste, dass ein gutes Timing die wichtigste Voraussetzung für den perfekten Wellenritt war, wartete ich erst einmal ab und beobachtete die ankommenden Wellen. Denn in dem Moment, wo sich eine Welle aufbaut, kann man oft an deren Form vorher­sagen, ob sie close-out (auf ganzer Linie) bricht oder schräg läuft. Zudem bauten sich gerade vor mir Set-Wellen auf, die aus drei größeren Wellen bestanden, die hintereinander ankamen. Ich wusste, dass die erste Welle relativ unruhig war und etwas kleiner. Zudem wollte ich es nicht riskieren, bei einem Sturz von den darauffolgenden Wellen ordentlich durchgewaschen zu werden. Deshalb entschied ich mich die zweite Welle des Sets zu nehmen, da ich von Erfahrung aus wusste, dass dies die höchste von den drei war. Mit kurzen kräftigen Paddelschlägen nahm ich Geschwindigkeit in Richtung Küste auf. Als der Wellenschub das Board erreichte und beschleunigt, stieß ich mich vom Bord ab und stand auf. Ich positionierte mich weit vorne und mein Gewicht verlagerte ich auf die Brettspitze. In dem Moment, als ich Richtung Wellental fuhr, wurde es Zeit, das Gewicht Richtung Heck zu verlagern, um den Turn einzuleiten und schräg zur Welle zu surfen und nicht mit der Brettspitze ins Wasser einzutauchen. Und da war es. Das unglaubliche Gefühl der Freiheit, das ich fühlte, wenn ich eine Welle hinunter surfte. Ich liebte es einfach über alles. Und so verbrachte ich meinen gesamten Nachmittag. Ich ritt Welle für Welle und vergaß dabei vollkommen die Zeit. Irgendwann sah ich Emily die am Strand stand und mir wild mit den Armen zu wedelte. Ich hatte nicht gemerkt, dass die Sonne inzwischen schon am untergehen war und das alle anderen schon längst das Wasser verlassen hatten. Also entschied ich mich auch dafür, heute Schluss zu machen und paddelte aus dem Wasser.

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