Schmerz kann schnell entsehen. Wenn man sich stößt, wenn man geschlagen wird, wenn man hinfällt oder wenn man auf einen Legostein tritt. Doch wahrhaftiger Schmerz entsteht erst durch die Verletzung der Seele.
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Stufe für Stufe lief Mary langsam die Treppen hinauf zu ihrer Wohnung. Sie hatte Elyas Wohnblock genau 13.58 Uhr nach dem Mittagessen verlassen. Es wäre ihr unangenehm gewesen, weiter bei ihm zu bleiben, da durch ihren Bolero langsam die dickflüssige, rote Flüssigkeit quoll, welche aus den Schnitten lief.
In ihrer Wohnung angekommen, versuchte sie vorsichtig den Bolero auszuziehen, doch auf ihren Schnitten hatte sich bereits Grind gebildet. Mit einem lauten Schrei riss sie sich das dünne Jäckchen vom Arm und das Blut lief in Strömen ihren Arm entlang. Schnellen Schrittes lief sie zur Küche und ließ kaltes Wasser über den Arm laufen. Dabei atmete sie schwer, um den Schmerz zu kontrollieren. Als sich die Blutung endlich etwas beruhigt hatte, tupfte sie das rötlich gefärbte Wasser sacht ab. Die Schnitte waren tief - Fleischwunden, würde es ein Arzt wohl nennen.
Jetzt, wo sie von Elyas weg war, kam ihr alter Freund wieder vorbei: Die Einsamkeit. Bevor Elyas sie kannte, hatte sie nur Lara als Freundin. Lara war schon immer ihre beste Freundin, doch nicht einmal sie kannte den Grund, warum Mary schwieg. Natürlich hatte sie oft danach gefragt, doch Mary antwortete wimmelte sie immer ab: "Es hat schon seine Gründe." Es war schwer für Lara einzusehen, dass ihre beste Freundin nie mit ihr sprach, doch irgendwann akzeptierte sie es. Sie fragte nun auch nicht mehr nach den Gründen.
Bevor das Allein-sein schlimmer wurde, würde sie sich einfach mal wieder bei Lara melden. Vielleicht hatte sie ja Zeit.
M: Heii Lara. Es tut mir Leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet hab. Hast du Zeit für mich?
L: Mary ♥ Mensch, bin ich froh mal wieder was von dir zu hören.
M: Du Wotzbold, du! :D
L: Sei still und ja, natürlich hab ich Zeit für meine beste Freundin.
M: "Sei still." <-- Dein Ernst? :D Bin ich das nicht immer? :D
L: Halts Maul Arschgesicht!
M: Wow, 4 Körperteile kannst du aufzählen?! *-*
L: Mary, du bist doof! :D
M: Jaja, ich weiß doch. Wie 'reden' wir denn heute?
L: Handy, oder soll ich einen Zettel und Papier mitnehmen.
M: Ich hab dir viel zu erzählen, wir nehmen lieber das Handy.
L: Okay, mein Mäuschen. Ins Café Fréderico?
M: Ist das das beim Aldi?
L: Ja :D Da wo du vo Stuhl gefallen bist, als Elyas M'Barek reinkam!
M: Bis gleich Schnecke.
L: Alles okay?Sie zog sich einfache Sachen an und betrachtete sich im Spiegel. Was wäre, wenn Elyas vorbeilaufen würde? Da könnte sie nicht so rumrennen! Sie sollte sich besser ein Kleid anziehen. Eines, welches schön viel und trotzdem luftig war. Sie durfte nicht schwitzen. Schweißflecken wären das ekligste und unangebrachteste, um Elyas wieder zu begegnen. Auch wenn sie sich nicht verlieben durfte, sie wollte ihm wenigstens gut gefallen. Das Beste wäre, wenn er sich in sie verlieben würde. Das fände sie schön, doch sie wusste nicht, warum. Beim Gedanken an ihn wurde ihr warm ums Herz.
Lara legte die Arme um sie. "Wie schön du bist!" Mary strahlte, als sie endlich ihre beste Freundin wieder umarmen konnte. "Wie geht es dir?" 'Gut.', schrieb Mary und Lara zog ihr Handy aus der kleinen Tasche, welche sie mitgebracht hatte. "Das freut mich, Süße. Um was geht es denn? Was willst du mir denn so dringend erzählen?" 'Es geht um einen Jungen.' "Wirklich?!" Laras Augen funkelten vor Vorfreude. 'Lass uns erst einmal bestellen. Ich will eine Eisschokolade.' Als der Kellner kam, bestellte Lara natürlich für Mary mit: "Eine Eisschokolade und den Eisbecher 'Erdbeertraum', bitte.", lächelte sie. Mary liebte Laras Lächeln. Es war breit und ihre Zähne strahlten unglaublich grell. Sie waren so weiß, dass Mary oft eifersüchtig war. Insgesamt war Lara viel schöner als sie. Lara wendetete sich zu Mary zurück und fragte aufgeregt: "Und. Wer ist es?" 'Elyas.' "Elyas? Elyas M'Barek, oder was?", lachte Lara. 'Ja. Elyas M'Barek.' "Ach komm, Mary. Verarsch mich doch nicht!" 'Ich meine es ernst!' Der Kellner brachte etwas verwirrt den Eisbecher und das Getränk. Es musste auch ziemlich witzig sein, wenn nur Lara mit Mary sprach und immer weiter fragte, während Mary nur schweigend auf ihrem Handy tippte.
"Wie habt ihr euch denn kennengelernt?" 'In einer Bar.' "Oh Mann. Das ist voll Standard!" Mary lachte und nickte. Pltzlich öffnete sich die Tür und ein strahlendes Lachen strahlte in Marys Gesicht. "Mary!", rief ein bekannte Stimme. Lara fiel die Mundklappe auf. Elyas kam auf Mary zu und küsste sie auf die Wange. "Geht es dir gut?" Sie nickte und bat Elyas einen Platz an. "Nein, danke, Süße. Ich nehme nur einen Coffee to go. Du siehst gut aus." Sie lächelte dankbar und Elyas nickte Lara zu.
Kurz bevor er das kleine Café verließ, zwinkerte er Mary zu und sie leckte sich verführerisch über die Lippen. Nach kurzer Zeit vibrierte ihr Handy: 'Sei nicht so frech.' Elyas hatte ihr geschrieben und sie lächelte breit. "Na Mary? Verliebt?" Schockiert schüttelte sie den Kopf! 'Er ist nur mein bester Freund. So wie du meine beste Freundin bist!'
Aus Zufall erhaschte Lara einen Blick auf Marys Arm. "Nein! Nein! NEIN MARY!" Beschämt blickte diese zu Boden! 'Entschuldige.' "Entschuldige! Entschuldige! Vergiss es! Du hast mir 1000 Mal geschworen, dass du es nie wieder tust. Deine Beine sind zerritzt! Deine Oberarme auch voller Narben! Er wird dich niemals wollen, selbst wenn du dich verliebst!" Mary stiegen Tränen in die Augen, soetwas hatte Lara noch nie gesagt. "Süße... ach scheiße, Süße es tut mir Leid. Das meinte ich doch nicht so." Mit Tränen in den Augen verließ Mary das kleine Café beim Aldi. Noch nie hatte sie sich schäbiger gefühlt.
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Ihr 1. Wort.
FanfictionElyas trifft in einer Bar auf eine mysteriöse Frau. Zwischen ihnen herrscht von Anfang an eine starke Bindung. Beide fühlen sich zueinander hingezogen, doch wie soll eine Beziehung funktionieren, wenn einer der beiden nie spricht?