He shouldn't know her dad

271 13 1
                                    

Der Arbeitstag verging quälend langsam. Elyas starrte wie gebannt auf sein Handy, denn er hatte Mary gefragt, ob er 18.45 bei ihr vorbei schauen könnte. Es war schon 18.35 und noch immer hatte er keine Antwort. Auch wenn es verständlich war, da sie einen Bürojob hatte und seit 12.45 nicht mehr online war, wollte er, dass sie endlich schrieb. Er vermisste sie - auch wenn er das nicht wirklich zugeben wollte.

'Ja klar. Ich freu mich schon auf dich, mein Schatz!' Zufrieden lachend hüpfte Elyas ins Auto und drückte stark aufs Gas. Im Radi spielte 'Jubel' von Klingande und er dudelte lachend mit. Diese Frau schaffte es, ihn unglaublich glücklich zu machen. Immer, wenn er an sie dachte, war da dieses Kribbeln in seinem Bauch, das es schaffte, ihn ganz und gar verrückt zu machen. Mary war seine Frau und er war unglaublich dankbar sie zu haben. So vieles über sie blieb ihm jedoch verschlossen - warum sie stumm war, zum Beispiel. Doch das interessierte ihn nicht. Als er sie zum ersten Mal auf dieser schwarzen Couch in dem dunklen Club gesehen hatte, wusste er, dass sie etwas ganz besonderes war. So besonders, dass nur sie als seine zukünftige Frau in Frage käme.

Er sprang die Treppen nach oben mit einem kleinen Strauß Blumen in der Hand, welche er aus dem Garten des Nachbars zuvor geklaut hatte. Sein Lächeln verschwand jedoch, als nach 3 Minuten immer noch niemand die Tür öffnete. Mit trauriger Miene hiefte er sich die Treppen nach unten und rammelte gegen eine Frau. Tollpatschig entschuldigte er sich und warf ihr dabei den Kaffee aus der Hand: "Oh mein Gott Entschu... OH FUCK!" Er sah der lachenden Frau in die Augen und bemerkte, dass es Mary war, welche er unsanft ein paar Stufen weiter nach unten auf der Treppe befördert hatte. "Schatz!", schrie er, "Geht es dir gut?" Sein besorgter Blick und die tollpatschigen Versuche ihr aufzuhelfen, brachten Mary nur noch mehr zum Lachen. Sie hielt sich mit der einen Hand den Bauch, mit der anderen wischte sie die Tränen, welche sie vor Lachen weinte, weg. Hand in Hand liefen sie dann nach oben zu Marys Wohnung, wobei Elyas vor Scham vollkommen errötet war.

"Tut mir übrigens nochmal Leid.", murmelte Elyas, doch Mary winkte ihn ab. "Doch, Baby. Der Kaffee hat Geld gekostet und..." Bevor Elyas weiter reden konnte, küsste Mary ihn. Jegliche Schuldgefühle wurden durch die Schmetterlinge in seinem Bauch verdrängt. Das Brennen auf seinen Lippen schmeckte nach heißer Sommerwärme und salzig-süßem Meerwasser. Das Blut rauschte in seinen Ohren und die zarten Berührungen von Mary hinterließen heiße Brandspuren auf seinem Körper. Der Kuss wurde verlangender.

"Abendbrot schon gegsn?", brachte Elyas hervor. "Mhh?", machte Mary und deutete Elyas somit, dass sie ihn nicht verstanden hatte. "Ob du schon Abendbrot gegessen hast, Schatz." Sie schüttelte den Kopf und passend zu dieser Situation knurrte ihr Bauch. "Okay, mein Engel. Du setzt dich jetzt und guckst GZSZ, während ich uns ein richtig geiles Abendessen koche, ja?" Mary leckte sich über die Lippen und nickte, während Elyas sich schnell umdrehte und zur Küchenzeile ging.

Als er nach einer Stunde noch immer nicht zurück war, machte Mary sich Sorgen. Sie stand auf und ging in die kleine Küche. Nachdem sie die Tür einen Spalt geöffnet hatte, kam ihr eine Rauchwolke entgegen und sie musste stark husten. Als sie sich beruhigt hatte und einen Blick in die Küche werfen konnte, wünschte sie sich, der Hustenreiz hätte nicht aufgehört. Alles stand voller benutzter Töpfe und anderen Kochmaterialien. Es roch nach verbrannten Haaren und die Essensreste hingen an Wänden und lagen auf dem Fußboden. Aus dem Nebel aus Rauch trat ein breit grinsender Elyas mit 2 Tellern in der Hand. "Nudel Bolognese à la Elyas.", grinste er, während Mary fast in Ohnmacht viel vor Sorge, wer diesen Dreck wohl abwaschen solle. Schnell ging sie zum Fenster, öffnete es und schloss dann die Tür. Elyas fügte noch murmelnd hinzu: "Funktioniert dein Rauchmelder überhaupt?" 

"Mhh!", machte Mary angeekelt und auch Elyas verzog den Mund. "Scheiße, das ist total versalzen!" Er spuckte seinen gakauten Nudelbrei wieder aus. "Bin eben total verliebt.", meinte er und Mary grinste ihn schief an, während sie in den schwarz-gebrannten, viel zu stark gesalzenen Nudeln herumstocherte. Sie nahm die Teller in die Hände und brachte sie in die Küche. Als sie wieder kam, hielt ihr Elyas sein Handy schüttelnd entgegen und fragte: "Pizza?" Mary lachte nur nickend und Elyas ging ins Bad um zu bestellen. So viel Geheimnistuerei auf einmal. 

"So. Lass uns warten, indem wir etwas Fußball gucken.", sagte Elyas während der innigen Umarmung. Sofort befreite sich Mary aus seinen Armen, um in sein Gesicht zu gucken, doch leider fand sie keinen Funken Ironie. Sie schüttete genervt den Kopf und schaltete eine Soap ein. "Nee, Mary. Das ist doch behindert." Sie schlug auf seinen Arm ein. "Mary!" Immer härter boxte sie auf die starke Oberarmmuskulatur ein. "MARY-ANN ORLANS!" Unermüdlich schlug sie weiter auf ihn ein, bis er sie schnappte und ihn Kreis drehte. Sie schreite und wirbelte in seinen starken Armen herum, bis er sie wieder absetzte. Sie schnauften und lachten und legten sich dann kuschelnd auf die Couch. "Ich liebe dich.", nuschelte Elyas im Halbschlaf in Marys Halsbeuge. Sie küsste seinen Kopf und konzentrierte sich dann weiter auf die Soap, bis es an der Tür klingelte. Sofort sprang Elyas auf und nahm dem Mann die Pizza aus der Hand. Er schlug die Tür zu und sofort hörte man eine erboste Männerstimme von draußen: "Ey! Bezahlen!" "Ups.", murmelte Elyas und drückte dem Mann einen 20-Euro-Schein in die Hand, "Stimmt so." "Ja. Danke.", nuschelte dieser nur genervt in seinen imaginären Bart und verschwand. 

Elyas schwang sich über die Lehne der Couch und warf Mary dann ihren Pizzakarton zu. "Aua!", zickte sie und Elyas lachte: "Oh je. Hast du jetzt etwa einen Kratzer?" Sie schmollte kurz und biss dann genüsslich in die Pizza. 

Beide genossen das leckere Abendessen bis 22.47 und natürlich war Elyas schon eine halbe Stunde eher fertig. Er ging schon einmal in die Küche und begann, alles aufzuräumen und aufzuwaschen. Als Mary fertig war und die Küche betrat, sah sie Elyas dankend an. Er hatte alles selbst aufgeräumt und die Küche war wieder betretbar und sauber. Sie küsste ihn kurz und wischte dann ein wenig Sauce aus seinem Dreitagebart. 

Im Bad putzten sie sich die Zähne und gingen schnell zusammen duschen. Elyas konnte nicht anders, als Marys schöne Hände dabei zu beobachten, wie sie jede Stelle ihres zierlichen, von Narben übersäten Körpers mit Shampoo einseiften. "Du bist so heiß.", sagte er mehr zu sich selbst, als zu Mary und sie schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. Als sich beide trocken gerubbelt hatten, liefen sie Hand in Hand zum Schlafzimmer. Todmüde ließen sie sich in die Betten fallen. "Gute Nacht, Schatz." Mary formte mit ihren Lippen ein stummes: 'Gute Nacht.' und schloss dann die Augen. Elyas knipste das Licht aus und legte sachte seine Arme um ihre Taille. Auch er schloss langsam die Augen, glücklich, eine so wunderbare Frau in den Armen halten zu dürfen.

Ihr 1. Wort.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt