Her first words

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"Beeil dich, Baby.". murmelte Elyas hoffend das dieser schäbige Mann, der sich Vater von Mary-Ann Orlans nannte, nicht aufwachte. Hastig stopfte sich Mary ihre Schnürsenkel nur in die Seiten der Schuhe und stolperte in Elyas' Arme. Trotz der Hektik und Angst hielt er ihr die Tür auf. Er war nun einmal Gentleman und nichts und niemand in der Welt konnte ihn davon abbringen. "Schöne Frauen zuerst.", flirtete er und trotz der Zeit, die sie mit Elyas schon verbracht hatte, errötete Mary und grinste ihn nur schief an. Manchmal war sie froh, dass sie stumm war, denn oft würde ihr in der Anwesenheit dieses wundervollen Mannes nicht die geringste passende Antwort einfallen. Für sie war er perfekt - dafür geschaffen, sich von ihr lieben zu lassen.

"I walked in town on silver spurs that jingled to a song that I had only sang to just a few. She saw my silver spurs and said let's pass some time and I will give to you Summer Wine Ohh-Oh-Oh Summer Wine.", sang Elyas lauthals zu ihrenm Song mit. Mary überlegte, während Elyas so schief er konnte durch die Nacht brüllte, ob sie sich nicht endlich etwas getrauen sollte. Würde Elyas nicht langweilig werden, wenn sie nur immer stumm war? Sie beschloss einmal in ihrem Leben mutig zu sein und holte tief Luft: "Strawberries, cherries.", sang sie und dann brach ihre Stimme. Sie hustete laut und die paar Töne, die aus ihrem Hals hinauskamen, waren kratzig und rau. So ist das, wenn man 20 Jahre lang nichts gesprochen hat, außer 'Mhh' und 'Elyas'. Der soeben beim Namen genannt Mann grinste breit und flüsterte dann in die Dunkelheit: "Beim 2. Refrain versuchst du es gleich nochmal, Engel. Ich will deine Stimme hören. Bitte." Sie hasste es, wenn er sie anbettelte, denn sie hatte solche Angst vor ihrem Traummann zu versagen. Sie wollte ihn nicht verlieren. Als sie genauer nachdachte, fiel ihr auf, dass sie ihn wohl kaum durch ein paar schiefe Töne verlieren würde. Sofort fing er wieder schreiend mit der 2. Strophe an: "My eyes grew heavy and my lips - they could not speak. I tried to get up but I couldn't find my feed. She reassured me with an unfamiliar line and then she gave to me more Summer Wine. Ohh-Oh-Oh Summer Wine." Erwartend sah er sie an und sie räusperte sich. Leise begann sie zu singen: "Strawberries, cherries and an angels kiss in spirng. My Summer Wine is really made from all these things. Take off your silver spurs and help me pass the time and I will give to you Summer Wine. Ohh-Oh-Oh Summer Wine." Sprachlos blickte Elyas auf die Straße, welche von den hellen Scheinwerfern des Autos beleuchtet wurde, zu Mary. "Wow.", brachte er nur hervor. Errötet starrte sie in den Nachthimmel. Marys engelsgleiche Stimme hallte in Elyas' Kopf. Sie war zu schön, um sie als herzzereißend zu bezeichnen. Zu wertvoll, um sie als Schatz zu bezeichnen. Zu perfekt, um sie als einzgartig zu bezeichnen. "Ich wünschte, du würdest jeden Tag mit mir reden.", murmelte er mehr zu sich als zu ihr, "Aber das wirst du nicht. Bist du wegen deinem Vater stumm?" Seine Stimme klang leise, fast beängstigt diese Frage zu stellen. Mary nickte.

Die Tür viel knallend ins Schloss und Mary zuckte. "Wieso tut dein Vater so etwas?" Wütend schlug Elyas gegen die Badtür. "Nicht.", murmelte Mary als Antwort. "Wie kann man so etwas dem eigenen Kind antun?" Wie verrückt schlug er nun auf eine Wand ein und seine Fäuste begannen zu bluten. "Er hat dich kaputt gemacht!", schrie er. Seine zitternden Hände legten sich auf Marys Wangen und aus der Wut in seinen Augen wurden Tränen. Wimmernd flüsterte er: "Er hat mein Mädchen benutzt. Mein kleines Mädchen." Schluchzend legte er seinen Kopf auf Marys Schulter. Auch sie vergoss bittere Tränen, während sie beruhigend über den Rücken ihres Freundes strich. "Ich hasse ihn!", rief dieser dann plötzlich und drückte seinen Körper gegen die Wand. "Du gehörst mir.", murmelte er und sackte an der Wand entlang nach unten. Schluchzend betonte er noch einmal: "Mir!" und weinte dann auf seine Knie. "Pschht.", machte Mary und kniete sich vor ihn. Zitternd und mit blutigen Händen fuhr er durch ihr Haar. "Versprich mir, dass du dich deswegen nicht ritzt." Seine Stimme brach ab und er schluchzte wieder. Er hatte keine seiner Emotionen mehr unter Kontrolle und von der starken Liebe, die er für Mary empfand, war er wie benebelt. "Kannst du mir ein einziges Mal sagen, dass du mich liebst, Mary?" Aus seinen verweinten Augen starrte er sie an, doch sie schüttelte hilflos den Kopf. "Bitte." Seine Stimme durchbohrte ihr Herz und seine Finger schienen Brände an den Stellen zu verursachen, die er berührte.

Den Kopf gegen die Wand gepresst, saß Elyas da und starrte in die dunkelste Ecke des Raumes. Er konnte das Bild vor seinen Augen nicht löschen. Wie er sie berührt - wie er sie liebt - wie er ihr weh tut - wie er sie vergewaltigt. Wieder schlug er auf die Wand hinter sich ein und schrie, als würde ihm jemand ein Messer ins Herz stechen, denn genau so fühlten sich diese Gedanken an. Mary setzte sich neben ihn, denn bei diesen Schreien würde sie sowieso keinen Schlaf finden. Zitternd nahm sie seine Hand, denn sie hatte Angst, er würde sie schlagen, wenn sie ihm zu nahe kam. Doch tief im Inneren wusste sie, dass er ihr niemals weh tun könnte. Denn er liebte sie. Und sie liebte ihn. Während er wimmernd ihre Hand fest umklammerte, sah auch sie in diese dunkle Ecke. Dabei kamen in ihr die Erinnerungen hoch und als würden sie nun beide das selbe in dieser dunklen Ecke sehen, weinten sie gemeinsam zusammen gekauert an der Wand im Wohnzimmer. "Ich pass auf dich auf.", murmelte Elyas, während er ihren Kopf auf seine Schulter drückte. "Keiner wird dich mehr so berühren." "Ich liebe dich.", antwortete sie ganz leise. "Ich liebe dich auch und deine Engelsstimme.", wisperte er zurück und während er langsam in den Schlaf fiel, schlich sich ein sanftes Lächeln auf seine Lippen. 

Ihr 1. Wort.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt