Accident with consequences

220 15 0
                                    

"Oh hi.", strahlte Lara ihr entgegen, als Mary das kleine Wohnzimmer betrat. Auch Elyas hatte dieses ekelhafte Lächeln im Gesicht. Man sah, dass er Mary etwas zu verbergen hatte und sie hasste es. Es lag doch alles auf der Hand! Elyas und Lara hatten sich geküsst. Natürlich gab es nur einen, der einen Kusslaut von sich gab und das war in diesem Fall Lara, denn Elyas küsste stumm. Noch immer lächelnd huschte Lara aus Marys Wohnung und man hörte jeden Schritt auf der Treppe, bis die Tür dann ins Schloss fiel.

"Komm zu mir." Elyas klopfte auf das Leder des Sofas und lächelte Mary an. Die Wut in ihrem Gesicht staute sich in ihren Augen und verließen diese als Tränen. "Mary." Elyas stand auf und wollte sie in den Arm nehmen, doch sie schubste ihn grob einige Meter von sich weg. Als er wieder versuchte sich zu nähern, schlug sie ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. "Hey!", schrie er, "Warum tust du das?" Die Art, wie er jetzt mit Mary sprach und so tat, als hätte er nichts getan, machte Mary unglaublich wütend. Die Tränen liefen verloren ihre Wangen entlang, während sie auf Elyas einschlug. "Hör auf!", rief dieser gequält und hielt letztendlich Marys Fäuste fest. "Spinnst du jetzt oder was?" Mary würde so gerne alle Worte raus lassen, die sie in sich hatte: 'Du Mistkerl. Nur weil ich vergewaltigt wurde, beißt du dich mit meiner besten Freundin rum? Oder läuft da etwa schon länger was? Ich hasse dich, Elyas. Du hast mich benutzt und weggeworfen wie ein Taschentuch. Und ich hasse dich dafür, dass du mich ersetzt. Und dass du mich anlügst. Und dass du so verdammt unverschämt bist. Und dass du mich trotzdem dazu bringst, dich zu lieben!' Sie blieb jedoch stumm und begann sich nun hilflos aus seinem Griff zu winden. "Ich lasse dich los, wenn du nicht wieder auf mich einschlägst. Schreib lieber auf, was dich bedrückt." Als er endlich seinen Griff lockerte, rannte sie in ihr gemeinsames Schlafzimmer. Sie riss jegliche Sachen und Wertgegenstände aus dem Schrank, die Elyas besaß. "Was machst du denn da?", schrie er schockiert und fuhr sich durch die Haare. Während er verzweifelt versuchte sie abzuhalten, riss sie wütend alles was ihr in den Griff kam heraus. Sie schnaufte und schrie um die Wut in sich zu bändigen. 

Nach kurzer Zeit stand sie schwer atmend vor dem Schrank und kramte die letzten Sachen von Elyas heraus, welcher nur verzweifelt auf dem Bett saß und dem Schauspiel zusah. "Warum tust du das?", murmelte er und schüttelte den Kopf. Sie sah sich suchend um und fand dann den erhofften Gegenstand. Sie zerrte am Koffer und versuchte ihn aufs Bett zu hiefen. "Was wird denn das?" Elyas schien hilflos und versuchte sich Mary zu nähern, doch diese weinte nur stumm weiter und packte seine Sachen in den Koffer. "Warum packst du denn meine Sachen?", seine Stimme bebte und er zitterte. 

Als alle Sachen endlich in dem Koffer verstaut waren, schob sie Elyas aus ihrem Schlafzimmer. "Schmeißt du mich jetzt wirklich raus?" In Elyas' Augen spiegelte sich Angst und Mary deutete nur mit Tränen im Gesicht auf die Tür. Elyas zögerte nur einen kurzen Moment, griff dann wütend nach dem Koffer und verließ die kleine Wohnung. Alles, was blieb, war der Geruch von ihm und das Geräusch des Koffers, welcher die Treppe nach unten sprang.

Er fuhr zu ihrer Bar. Er würde sie niemals vergessen können. Er wusste doch nicht einmal, was er überhaupt gemacht hat. Hatte sie etwa gelauscht? Wusste sie, dass er Lara einfach ihr größtes Geheimnis anvertraut hatte? Je länger er nachdachte, desto mehr Drinks trank er und wurde immer waghalsiger. Als er letztendlich die Bar verließ, schwankte er und auf dem Weg zum Auto und kicherte. Er setzte sich hinein und drückte einfach aufs Gas. Als dann 'Summer Wine' im Radio lief, summte er mit und dachte an Mary. Er bemerkte gar nicht, wie die Augen schloss und immer schneller wurde, bis er letztendlich mit einem lauten Knall gegen einen Baum fuhr...

Alles in Marys kleiner Wohnung roch nach ihm. Sie hatte wohl den größten Fehler ihres Lebens gemacht. Sie konnte doch nicht ohne ihren Elyas - ihrem Mann - leben. In viele Decken eingekuschelt lag sie auf der Couch und hörte dem Mann zu, der im Film gerade seiner Frau den romantischsten Heiratsantrag der Welt machte. Sie schluchzte laut, während sie sich löffelweise Schokoladeneis in den Mund stopfte. Die Frau willigte weinend ein und sprang dann dem ebenfalls weinendem Mann in die Arme. "Ich liebe dich, Sophia.", schrie er und drehte sich mit der Frau im Arm im Kreis. "Ich liebe dich auch!", antwortete sie und küsste ihn abertausende Mal. Schluchzend beobachtete Mary das Schauspiel und dachte an Elyas. Sie hatten schon so viel durchgemacht. Er war der Mann, den Mary hätte heiraten wollen. Sie würden zusammen ein Baby bekommen und sie hatte ihn einfach aus der Wohnung geworfen. Mary griff nach ihrem Handy und starrte auf dem Bildschirm. Nicht eine Nachricht von Elyas. Sie schmiss es zurück auf den Tisch und hörte der Musik der Abspanns zu. Das kleine Kissen, auf dem er einmal geschlafen hatte, hielt sie fest im Arm und weinte darauf. Ihr Mascara war darauf verschmiert und sie hielt den Schmerz in sich kaum noch aus. 

Schließlich entschied sie sich Elyas eine Nachricht zu schreiben: "Hey Schatz... Es tut mir alles ungaublich Leid. Können wir reden?" Sie legte das Handy direkt wieder neben sich ab, denn sie erhoffte sich keine Antwort, jedoch vibrierte ihr Handy schon nach kurzer Zeit. Es war ein Anruf von Elyas. Verwundert nahm sie ab. "Guten Abend.", klang es da aus der Leitung. Diese Stimme hörte sich ganz anders an als Elyas'. "Ist da jemand?" "Mhh.", bejahte Mary verwundert. "Sind Sie die Freundin von Elyas M'Barek?" Sie begann zu zittern und machte sich große Sorgen. War etwas mit ihm passiert? "Mhh.", murmelte sie erneut und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. "Es tut mir sehr Leid, für das, was ich Ihnen nun mitteilen muss. Ihr Freund oder auch Ehemann hatte einen schweren Unfall. Er fuhr alkoholisiert gegen einen Baum. Da es keine Bremsspur zu finden gab, gehen wir von einem Selbstmordversuch aus. Wir werden sie morgen um 11 Uhr in unserem Krankenhaus erwarten, um einige Fragen zu beantworten. Danke sehr." Nach einigen Sekunden hatte sie realisiert, was dieser Mann ihr da gerade gesagt hatte und legte auf. Sie weinte stumm und zitterte. Zusammengekauert hielt sie sich den Bauch und starrte auf den nun schwarzen Bildschirm. Sie war sich sicher, dass sie sich nicht ritzen würde, denn genau jetzt musste sie stark sein - stark sein für Elyas. Und ihr Baby.

Ihr 1. Wort.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt