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Der Tag der mein Leben für immer verändern sollte begann um sechs Uhr morgens, als mein Radiowecker mich wie jeden Morgen aus meinen Träumen riss, jetzt mal ehrlich, ich hasse dieses verdammte Ding! Als ich mich dann endlich aus dem Bett schälen konnte zog mich an und machte mich im Badezimmer fertig am Frühstückstisch saß bereits meine mieß gelaunte Schwester Jane. „Morgen", begrüßte ich sie, Jane blickte kurz von ihrem Essen auf und strich sich gelangweilt eine dunkelbraune Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war nicht wirklich meine Schwester, denn ich war vor dreizehn Jahren im Alter von zwei Jahren adoptiert worden aber ich sah sie als eine solche an, da ich es anders nicht kannte. Sie schubste mich herum wie fast jede große Schwester, wir stritten, konnten aber auch Spaß zusammen haben. Ich aß schnell etwas, packte meinen Rucksack, zog meine Jacke an und verließ das Haus. Ich schob mein Rennrad aus der Einfahrt, schwang mich auf den Sattel und trat in die Pedale. Ich gebe zu, dass die Entscheidung fast jeden Morgen mit dem Fahrrad zu fahren anstelle von dem Bus, ist nicht die klügste, da meine Schule außerhalb unseres Dorfes liegt und der Weg dorthin nicht gerade wenig Zeit in Anspruch nimmt, aber ich liebe die Herausforderung, was man von meinen Lehrern nicht gerade behaupten konnte. Ich komme mindestens einmal im Monat zu spät, da der Verkehr nicht immer mitspielt, oder irgend etwas an meinem Untersatz nicht funktioniert, aber das ist es mir wert.

Heute kam ich pünktlich. Meine besten Freunde Mike und Josh warteten an den Fahrradständern unserer Schule bereits auf mich, sie waren beide größer und breiter gebaut als ich, wenn ich ehrlich sein soll waren fast alle Jungs aus meiner Jahrgangsstufe größer und breiter als ich und das nervte. Ich weiß das 1, 75 m nicht klein ist, aber wenn alle um dich herum fünf bis zehn Zentimeter größer sind fühlst du dich so. „Morgen Loke", begrüßte mich Mike gähnend. „Heute mal nicht zu spät?", scherzte Josh „Halt die Klappe", sagte ich lachend. Ich schloss mein Fahrrad an und wir gingen zusammen ins Klassenzimmer und ließen uns auf unsere Plätze fallen. Josh saß neben mir und fragte mich „Und aufgeregt?" „Wieso sollte ich aufgeregt sein?" „Ähm Test bei Frau Gabling?" Da viel mir wieder ein was ich gestern Abend noch hatte machen wollen, ich zog mein Geschichtsheft heraus und wollte gerade anfangen mir den letzten Eintrag anzuschauen als auch schon die Zimmertür aufflog und unsere aller Lieblingslehrerin zum Pult stolzierte. Ich wusste das es keinen Zweck hatte mein Heft aufgeschlagen in die Bank zu legen, da sie immer das ganze Klassenzimmer auf der suche nach Spickern auseinandernahm. Hätte sie nicht fünf Minuten später kommen können? „Guten Morgen Klasse", begrüßte sie uns wie immer mit unglaublicher Freundlichkeit in der Stimme (# Ironie). Wie jedes mal vor einem Test sollten wir unsere kompletten Bänke ausräumen und das Zeug im Rucksack verstauen, Gott, wenn ich irgendeine Person aus meiner Umgebung verbannen könnte, dann würde ich mich für sie entscheiden. Sie teilte uns die Testblätter aus und wir mussten uns das typische Gerede wie wen ich beim spicken erwische dem entziehe ich sofort das Blatt und schreibe eine sechs drauf anhören, bevor wir anfangen „dürften". Erste Frage Grundwissen: Wann war die Eroberung von Konstantinopel? Die Antwort schoss mir in den Kopf. Ich schrieb die Zahl 1453 in den Antwortkasten. Naja das ich gut im Grundwissen war war nichts neues ich hatte ein ausgesprochen gutes Langzeitgedächtniss. Nächste Frage, jetzt kam es zum eigentlichen Stoff. Wann begann und endete die Kriese zur Zeit des Kalten Kriegs? Wie selbstverständlich schrieb ich Beginn 14. Oktober 1962, Ende 28. Oktober 1962 Moment mal, woher wussste ich das? Vielleicht hatte ich das irgendwo schon mal gehört. Aber als ich auch die Frage nach den Konfliktparteien beantworten konnte, begann die Sache mir merkwürdig vorzukommen. Ich wusste, dass ich mir fast alles nach einem einzigen Mal durchlesen merken konnte, aber das hatte ich nicht getan. Ich hatte vor beginn des Tests nur einmal kurz auf die Seite schauen können und jetzt saß ich vor einem komplett ausgefülltem Test, während meine Freunde die laut eigener Aussage tatsächlich gelernt hatten sich den Kopf zerbrachen. „ Abgabe!" Mrs. Gabling unterbrach meine Grübeleien und ließ die Tests nach vorne durchgehen. Die Schulglocke schellte und Frau Geschichtslehrerin verließ das Zimmer ohne uns auch nur noch eines Blickes zu würdigen. „Alter was waren das denn für Fragen, hat die Frau eigentlich nichts besseres zu tun als einfache Dinge zu verkomplizieren?" „Vermutlich", sagte ich knapp.

IncursioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt