Es war sieben Uhr morgens, als Ethan Smith die weiß gestrichene Haustür aufschloss. Die Geschäftsreise war anstrengend und nicht gerade sehr ergiebig gewesen. Seine Partnerfirma hatte ihre Meinung zur Auflösung der Verbindung mit Consolidate nicht geändert. Also würde der Partnerschaftsvertrag zwischen den beiden Firmen ab Januar nächsten Jahres nicht mehr gültig sein. Er lies die Tür hinter sich ins Schloss fallen und hängte seine Jacke auf einen Haken der Garderobe. Mehrere Lederjacken hingen neben dem roten Mantel seiner Freundin an der Wand. Sie hatte ihm Gestern geschrieben, dass Freunde sie besuchen kommen würden. Er ging durch den Eingangsbereich und stolperte plötzlich über etwas. „Verdammt, was war...", sein Blick fiel auf den Boden. Er schrie vor Schreck auf.
Ein erschreckter Schrei, riss mich aus dem Schlaf. Ich lehnte mich etwas auf die Seite und fiel aus der Hängematte. Ich lief an meinen Freunden vorbei, die sich ebenfalls regten. „Was ist den los?", hörte ich einen verschlafenen Chris irgendwo rechts von mir sagen. Ich ging zur der Tür die das Wohnzimmer mit dem Eingangsbereich verband und konnte wir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich die Szene vor mir sah. Ein Lieger hatte sich auf dem Teppich der Eingangshalle breit gemacht und jemanden anscheinend ganz schön erschreckt. Ein junger Mann, vermutlich Angels Freund, war vor Schreck auf eine Bank gesprungen und klammerte sich an einen Haken. „Was ist den los Schatz", hörte ich eine weibliche Stimme von oben rufen. „Hier,..hier liegt ein wildes Tier!", rief der Mann zitternd. Angel kam die Treppe und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Was gibt es da zu lachen, das ist eine wilde Bestie, die uns alle zerfleischen wird! Ruf den Tierfänger Schatz und zwar schnell, bevor das Vieh aufwacht!" „Das ist nicht nötig", sagte ich immer noch mit einem Grinsen auf dem Gesicht und kniete mich neben Jason „Bist du wahnsinnig, Junge!" Ich beachtete ihn nicht, sondern schüttelte Jason „Hey, Jason, wach auf" Die Raubkatze öffnete blinzelnd ihre Augen und riss ihr Maul zu einem gähnen auf, der Anblick, einer Reihe scharfer Zähne erschreckte den jungen Mann noch mehr. Der Tierkörper bildete sich zu einem menschlichen zurück und wenige Sekunden später richtete sich Jason auf. Angels Freund klappte die Kinnlade herunter. „Ich habe dir doch erzählt, dass ich meine Freunde ebenfalls Incursios besitzen, das ist Jason, sein Element ist Bestia" „Hi, schön dich kennen zu lernen, entschuldige, ich glaube ich habe dir einen ganz schönen Schrecken eingejagt", sagte Jason und streckte ihm die Hand entgegen. Völlig perplex griff der junge Mann danach und schüttelte sie. „Bitte sag mir nicht, das hier noch weitere Tiere rumliegen" „Keine Sorge, Jason ist der einzige, der seine Gestalt verändern kann, komm mit, dann stelle ich dir den Rest vor" sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn in das Wohnzimmer. Jason und ich folgten. Angel stellte uns alle vor und wir erfuhren, dass ihr Freund Ethan hieß. Daraufhin bereiteten wir alle ein Frühstück vor und aßen zusammen. „Und ihr seid wirklich alle Magier?", fragte Ethan nach einer Zeit lang. „Ja, sind wir, aber wir alle können etwas anderes. Mein Element ist Gelum, das bedeutet soviel wie Eis und Kälte" „Meines ist Ignis, Feuer" „Meines kennst du schon" „Cognitio, das heißt soviel wie Bewußtsein oder Gedanken" „Motus, Bewegung" „Ich beherrsche Sano, Heilmagie" „Und ich kann jeden Gegenstand manipulieren oder alles über ihn herausfinden" „Und du?", fragte er mich „Nichts, ich bin kein Magier" „Gott sei dank, zumindest einer!" Nach einer kurzen Pause stellte er wieder wieder eine Frage „Und wie lang kennt ihr euch schon?" „Raven und Eve kenne ich bereits seit der fünften Klasse, den Rest ungefähr seit ich sechzehn bin" „Und was hat euch so spontan dazu bewegt uns zu besuchen?" „Ich wollte Angel schon vor einem Monat besuchen, aber da ist dann etwas dazwischen gekommen und jetzt waren wir in San Franzisco und haben uns aus gewissen Gründen dazu entschieden hierher zu kommen", sagte Raven. Ethan schaute Angel fragend an. „Ich erzähle es dir ein anderes Mal".
Den Rest des Tages übte ich mit Raven die Führung und Pflege eines Schwertes. Die Stunden vergingen wie im Flug und als es Abend wurde stiegen wir in Angels Mini und fuhren los. Nach einer halben Stunde, hielt sie an einer Tankstelle. Ich vermutete, dass der Benzintank leer war und war deshalb um so verwunderter, als sie mir sagte, dass wir unser Ziel erreicht hatten. Wir stiegen aus und betraten das Häuschen. Es war von innen ganz normal eingerichtet, niedrige Regale mit Süßigkeiten, Wandregale mit Zeitschriften und Zeitungen, zwei Kühlschränke mit Getränken und einer Kasse an der Backwaren angeboten wurden. Hinter der Kasse stand ein großer dunkelhäutiger Mann mit Glatze. „Raven!" „Hi, Eagel" die beiden kannten sich anscheinend. „Lang ist's her, dass du mich das letzte Mal aufgesucht hast. Bist du geschäftlich hier oder willst du mir einfach mal wieder einen Besuch abstatten?" „Sowohl als auch" „Brauchst du ein neues Schwert, oder ist tatsächlich der Tag gekommen, an dem Raven Jonson eingesehen hat, dass eine Sekundärwaffe manchmal wirklich von nutzen ist?" „Dieser Tag wird nie kommen. Außerdem sind wir nicht wegen mir hier, sondern wegen ihm", sich schob mich vor sich „Das ist Loke, ich bilde ihn aus" „Du bildest jemanden aus? Als ich dich damals gefragt habe ob du mir ein paar neue Techniken beibringen könntest hast du mich nur schief angesehen" „Damals, war ich achtzehn Eagel, und außerdem hast du es nicht nötig gehabt" „Dann kommt mal mit ins Hinterzimmer", wir gingen um die Kasse, Eagel schloss eine Tür auf und ich konnte nicht glauben, was ich dahinter sah. Waffen, in den verschiedensten Formen. Mehrere Glasvitrinen hingen in gleichmäßigen Abständen an der Wand. Darin waren Schwerter und andere Klingen in verschiedenster Ausführung. In der Mitte des Raumes war ein Podest, auf dem weitere Waffen wie moderne Bögen und Wurfsterne lagen, ich entdeckte auch Wurfnadeln, wie sie der Portier aus dem Hotel verwendet hatte. „Weist du denn ungefähr was für Eigenschaften dein Schwert haben soll, ich meine Gewicht oder Form" „Ich habe echt keine Ahnung", sagte ich. „Dann such dir doch einfach mal ein paar Schwerter aus, von denen du denkst, dass sie zu dir passen würden" Zu mir passen würden...Ich ging von einem Kasten zum nächsten und betrachtete die darin ausgestellten Waffen. Neben den unterschiedlichsten Schwertern hingen auch andere scharfe oder spitze Gegenstände hinter den Scheiben. Von den meisten kannte ich den Namen nicht, aber ich erkannte Dolche und auch die Bolzen einer Armbrust wieder. Mein Blick fiel auf ein stark gekrümmtes Schwert, es war relativ kurz und der Griff wurde von einem Bügel umschlossen. „Das ist ein französischer Säbel", der bullige Mann trat vor mich und schloss die Vitrine auf. Er nahm das Schwert aus seiner Halterung und schob seine linke Hand durch den Bügel und umgriff das Heft des Schwertes. „Diese Waffe schwingt man mit einer Hand, da ich ein Linkshänder bin, umfasse ich das Heft mit Links." Eagel schwang die Klinge in einem weit ausladenden Bogen, erst nach rechts und dann nach links, währenddessen änderte er seinen Griff so, dass die scharfe Seite in die Angriffsrichtung zeigte. Er zog seine Hand aus dem Bügel und warf mir den Säbel zu, ich riss blitzschnell die Hand hoch und schloss meine Finger um den Griff. Eagel nickte anerkennend, „Gute Reflexe" Ich veränderte meinen Griff um das Heft und schwang das Schwert so wie Eagel es mir vorgemacht hatte. Ich dachte mir gerade, dass die Waffe mir eigentlich ganz gut gefiel, als Eagel mir Kopfschüttelnd entgegen trat. „Nein, eine gekrümmte Klinge würde zu deinem Kampfstil passen, aber ein Säbel ist eindeutig zu leicht". Kampfstil? Hatte ich überhaupt einen? Ich gab Eagel die Waffe und er hängte sie an die Wand, danach ging er zu einem Ausstellungskasten weiter hinten im Raum und zog zwei Schwerter heraus, eines war sichelförmig und das andere leicht gekrümmt und kurz. Er streckte mir das sichelförmige entgegen. „Das ist ein Khopesh, ein ägyptisches Schwert, es kann sowohl mit einer Hand als auch mit beiden geführt werden." Ich umschlossen das Heft mit beiden Händen und schwang die Waffe, aber irgendwie fühlte sich das Schwert in meiner Hand nicht richtig an, ich gab Eagel die Waffe zurück und sagte „Ich glaube dass das nichts für mich ist" „Glaube ich auch, aber probiere das doch mal aus", er drückte mir das zweite Schwert in die Hand „Das ist ein japanisches Kurzschwert, man nennt es Ninjato" Ich führte eine kurze Abfolge von Hieben und Stichen aus, wie ich es einmal im Fernsehen gesehen hatte, als ich damit fertig war, leuchteten die Augen des großen dunkelheutigen Mannes auf „Ich glaube ich weiß jetzt welcher Schwerttyp zu dir passen müsste", er nahm das Ninjato an sich, sperrte es weg und eilte ans andere Ende des Raumes, dort schloss er eine Vitrine auf und zog so ziemlich das einzige Schwert heraus dessen Name ich kannte. Eagel gab mir die Klinge und ich schwang das Schwert genau so wie zuvor das Ninjato. „Klarer Fall, das ist es", sagte Eagel. Raven trat zu mir und sagte: „Anscheinend sind wir uns ähnlicher als ich gedacht habe", ich lächelte sie an, zumindest wenn es um ein Schwert ging hatten wir denselben Geschmack. Eagel ging erneut quer durch den Raum und nahm eine schwarze Hülle von einem Haken an der Decke. Er eilte zu uns zurück. „Das ist die zum Schwert dazugehörige Scheide, du kannst sie dir klassisch an die Seite binden, aber auch auf dem Rücken tragen" Ich nahm die schwarze Schwertscheide entgegen und stecke das Katana in die Hülle. Wir verließen das Nebenzimmer und bezahlten das Schwert an der Kasse, daraufhin unterhielt sich Raven noch kurz mit Eagel, bevor wir die Tankstelle hinter uns ließen. Als Raven und ich einige Zeit später vor Angels Haustür standen, sagte sie zu mir: „Mir gefällt es, dass du dich für ein Katana entschieden hast" „Warum?" „Weil ich selbst eines besitze und dir dadurch viel mehr beibringen kann, als ich es bei einem Breitschwert oder einem Rapier könnte" Ich wusste zwar weder was ein Rapier war, noch was bis auf die Krümmung ein Katana von einem Breitschwert unterschied, aber ich war mit meiner Entscheidung zu frieden und freute mich schon darauf zu lernen, wie man richtig mit einem Schwert kämpfte. Wir betraten das Haus. „Vergiß nicht, Morgen früh, acht Uhr im Garten".
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Incursio
FantasyLoke ist eigentlich ein ganz normaler Junge, er geht zur Schule, trainiert in einem Sportverein und hängt mit Freunden ab, bis eines Tages eine Reihe von Ereignissen ihn in eine Welt der Magie führt.