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Ich wachte am nächsten Tag auf und drehte mich auf die rechte Seite, weg von der Dachschräge und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Alles war so wie immer, meine schwarze Couch mit den Kissen stand an der Wand, an der gegenüberliegenden war ein niedriges Regal auf dem meine Boxen standen, darüber hing ein großes schwarz weiß Foto von London. Zwischen Couch und Regal lag der graue Teppich. Meine beiden CD und DVD-Regale standen am anderen Ende des Zimmers, zwischen beiden stand mein Schrank. Ich drehte mich wieder auf den Rücken und starrte aus dem Dachfenster in den Himmel. Draußen zogen graue Wolken über den Himmel. Ich hob meinen rechten Arm und schaute auf meine digitale Armbanduhr Kurz vor Zehn, Mittwoch 25. Februar. Meine Eltern hatten anscheinend nach der gestrigen Nacht beschlossen mir einen Tag Auszeit zu gönnen. Ich setzte mich auf und streckte mich, schlechte Idee. Der Schroff der Schnittwunden platzte auf und ein stechender Schmerz fuhr durch meine linke geprellte Schulter. „Autsch", sagte ich, warf die Bettdecke zur Seite und kletterte aus meinem Bett, ich ging in das Badezimmer im ersten Stock, duschte und machte mich fertig danach lief ich zurück in mein Zimmer und zog eine graue Jogginghose im Army-Style und einen schwarzen Kapuzenpulli an. Nach einer Weile bekam ich Hunger und begab mich in unsere Küche. Auf dem Tisch stand ein Teller mit einem Haufen Pancakes darauf und daneben eine Schale mit Puderzucker. Außerdem lag ein Zettel auf dem Tisch „Lass es dir schmecken, sind gegen fünf Uhr wieder da." Das passte mir gut, ich wollte heute noch einmal zur Sub-Station bzw. zu dem was davon noch übrig war. Ich zog mein Handy aus der Hosentasche und schrieb meinen beiden Freunden eine SMS mit folgendem Wortlaut -Will heute noch einmal zur Sub-Station-

Mike schrieb mir: -Warum, ist doch eh alles eingestürzt-

-Weil ich nachschauen will ob ich mein Fahrrad noch bergen kann-, eigentlich wollte ich aus einem anderen Grund noch einmal zum Tatort.

Jetzt schrieb mir Josh -Kp was du da willst, aber ich will hier weg! Auf mich kannst du zählen-, mit so einer Antwort hatte ich bereits gerechnet, Joshs Eltern arbeiteten beide nur Teilzeit und ließen ihm keine Ruhe. Kurz nach dieser Nachricht kam Mikes Antwort

- Von mir aus in einer Stunde bei Jills Place?-

-Müsste ich schaffen- Ich schrieb Josh noch Zeit und Ort und rannte dann hoch in mein Zimmer. Ich schnappte mir meinen schwarzen adidas-Rucksack, warf meinen Geldbeutel, mein Handy, meinen Hausschlüssel und eine Flasche Wasser und ein paar Handschuhe herein und hängte mir meinen Bluetooth-Kopfhörer um den Hals. Ich ging die Treppe herunter, warf mir meine Jacke über und schnürte meine schwarz-weißen Turnschuhe. Draußen war es kalt und die Luft war feucht, ich hoffte das es nicht zu regnen begann, denn Kälte und Regen sind keine schöne Kombination. Ich zog meine Kopfhörer auf, machte auf meinem Handy eine Playlist an, joggte solange bis meine Ausdauer nicht mehr reichte und ging dann in zügigem Tempo weiter. Kurz vor 12. 10 Uhr kam ich an Jills Place an. Meine Freunde warteten bereits vor dem Gebäude, ich war nicht ganz pünktlich aber Josh und Mike verziehen mir meine Verspätung. Jills Place war ein Cafe und nur wenige Straßen von der Sub-Station entfernt. Wir liefen zur Ecke Cammon-Street und warfen einen Blick auf das zerstörte Gebäude. Das Gebiet war weitläufig mit gelben Absperrband von der Polizei eingezäunt worden, gerade war jedoch niemand da und wir nutzten die Gelegenheit. Wir gingen unter dem Sperrband hindurch und betraten den Tatort. Von dem Haus stand nichts mehr als eine einzige brüchige Wand. Josh und Mike gingen zu einer Stelle wo verbeulte Stahlstangen aus der Erde heraus ragten, das war anscheinend der Fahrradständer gewesen. Ich jedoch ging näher an die Ruine heran und schob einige Betonstücke zur Seite. Alles war bei der Explosion komplett zerstört wurde, ich sah mehrere Teile der Loungsessel über verbeulten Küchengeräten liegen, die Zutaten für die Sandwiches und Wraps waren zerstreut und verkohl, bei dem Anblick fragte ich mich mehrere Dinge zugleich, 1) Wie wir alle es geschafft hatten eine Explosion von solchem Ausmaß zu überleben, 2)Wie es sein konnte das keiner von uns Knochenbrüche erlitten hatte und 3) Was die beiden Leute gesucht hatten „Hey Loke ich glaube wir haben dein Fahrrad gefunden, es ist noch ganz" Ich reagierte nicht auf seine Rufe, denn ich hatte gefunden wonach ich gesucht hatte. Ein schwarzen mit Lederstriemen umwickelten Metallzylinder, ich setzte meinen Rucksack ab und holte die Handschuhe heraus, das Ding war ein Beweisstück, was vielleicht Fingerabdrücke enthielt. Aber bevor ich das Ding der Polizei geben wollte hatte ich noch etwas anderes damit vor. Ich warf das Ding in meinen Rucksack und zog die Handschuhe wieder aus. Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. „Man, wirst du langsam taub oder was?", Mike stand hinter mir, er schob mein blaues Rennrad neben sich her. „Wo ist deines?" „Welches Teil? Ich hab leider nicht so viel Glück gehabt wie du oder Josh" Ich nahm mein Fahrrad entgegen und verließ damit den Tatort. Mike setzte sich auf Joshs Gepäckträger und wir traten in die Pedale. Wir fuhren zu einer Bar. Sie befand sich in einem kleinen modernen Gebäude. Große Glasscheiben waren in die Wände eingesetzt. Mit kleinen LEDs war der Schriftzug Busters Corner über das Glas gezeichnet worden. Durch eine einfache Tür kam man in den Hauptraum. Er war mit einer Unterbodenbeleuchtung aus schmalen LED-Röhren ausgestattet. Die linke Hälfte des Raums wurde von einer dunklen Bar eingenommen, der Rest des Raums wurde von kleineren Tischen und zwei Boxen eingenommen. Nur wenige Gäste hielten sich in der Bar auf, klar es war gerade mal 15 Uhr. Wir setzten uns an die Bar und bestellten bei dem Kellner etwas zu trinken. Wir saßen schon etwas länger vor unseren Getränken als plötzlich ein merkwürdiges Gefühl in mir aufstieg, es war anfangs nur ein leichtes prickeln in meinem Rücken, ich nahm an dass der Ursprung davon bei einer meine Prellungen lag und achtete nicht weiter darauf. Das Prickeln wurde jedoch immer Intensiver, als ob mein Körper mir etwas sagen wollte. Ich drehte meinen Kopf ein wenig und schaute hinter mich. Ein Mann und eine Frau saßen an einem Tisch, sie trugen beide Lederjacken und schienen Mitte Zwanzig. Als mein Blick auf sie viel wurde das Prickeln plötzlich zu einem Stechen und ich zwang mich meinen Blick erneut auf mein halb ausgetrunkenes Zitronensoda zu richten. Das Stechen in meinem Rücken hörte jedoch nicht auf. Meine Freunde schienen mir anzumerken das etwas nicht stimmte „Loke, is was?" „Nein, es ist alles in Ordnung", nach einer kurzen Pause fügte ich noch hinzu „Ich muss los, meine Eltern erwarten mich um fünf daheim", es war zwar erst kurz vor vier und ich hätte auch erst in einer Viertelstunde los fahren können und wäre trotzdem vor meinen Eltern daheim, aber ich wollte hier weg, mein Rücken drängte mich dazu. „Okay, also wir schreiben oder?" „Klar". Ich bezahlte mein Getränk und ging Richtung Ausgang. Als ich an den beiden Personen in Lederjacken vorbeikam warf ich einen kurzen Blick auf sie, die Frau hatte dunkelbraune Haare, stahlgraue Augen und ein scharf geschnittenes Gesicht, sie trug eine schwarze Lederjacke, ein rosa Top, bedruckt mit einem weißem C und eine dunkle Jeans. An einem Gürtel hing ein schwarzes Etui. Der Mann hatte ein markantes Gesicht, dunkle Augen und schwarze Haare, er trug ein rotes Oberteil , ebenfalls bedruckt mit einem weißem C, Lederjacke und eine schwarze Hose, er trug ebenfalls einen Gürtel mit Etui. Ich hatte gerade die Bar verlassen und mich auf mein Rennrad geschwungen, als das Prickeln in meinem Rücken erneut begann, die Tür ging hinter mir auf und ich trat in die Pedale. Ich wollte weg, mein Gefühl sagte mir dass die beiden nichts gutes wollten. Ich fuhr die Dunken Street entlang, an der Kreuzung bog ich in die Blueburn Road ein, die mich aus der Stadt raus führte. Ich hatte Glück, denn mir kamen nur wenige Autos entgegen. Zwei Motorräder überholten mich und darauf saßen ein Mann und eine Frau, beide trugen Lederjacken. Kein Zweifel, es waren die beiden aus der Bar. Sie drückten das Tempo runter und versperrten mir mit ihren Fahrzeugen den Weg. Die Frau nahm ihren Helm ab, schüttelte die Haare von den Schultern und schaute mich an, ein steckender Schmerz stieg in mir erneut auf, diesmal in meinem Kopf und Oberkörper, ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Wer seid ihr, und was wollt ihr von mir?" „Steig von deinem Rad", sie sprach in einem befehlshaberischen Ton, „Und wieso sollte ich das tun?" „Weil sie sehr ungemütlich werden kann, wenn sie nicht das bekommt was sie will" „Und was will sie?", fragte ich den Mann. Ich wusste das es gefährlich war sich mit solchen Leuten anzulegen, aber ich musste Zeit schinden um einen Fluchtplan zu entwickeln. „Du besitzt etwas was uns gehört", blitzschnell hatte sie ihr Etui geöffnet und eine Schussvorrichtung herausgezogen, sie zielte auf mich „Sie dir das gut an Junge, das ist eine Nadelpistole, du steigst jetzt ganz langsam von deinem Fahrrad, nimmst den Rucksack von deinem Rücken und übergibst ihn mir und glaube mir, ich scheue nicht davor zurück abzudrücken" Ich stieg von meinem Rad ganz langsam wie sie es mir befohlen hatte, mein Plan war riskant aber es war die einzige Möglichkeit. Ich zog meinen Rucksack von dem Rücken und fasste ihn am Griff, ich ging auf sie zu und begann langsam mein Gepäckstück hochzuheben „Anscheinend bist du doch..." ich lenkte blitzschnell den Rucksack um und schlug ihr damit gegen die Schläfe, sie ging zu Boden, ich riss ihr die Pistole aus der Hand, packte meinen Rucksack, schwang mich auf mein Rennrad und trat so schnell ich konnte in die Pedale, der Mann war in Schockstarre. Ich fuhr sobald ich konnte von der Straße runter und setzte meinen Weg über die Feldwege und durch den Wald fort. Die Leute hätten mir auf der Straße folgen können und ich wäre ein leichtes Ziel gewesen. Der Wald jedoch gab mir Deckung.

IncursioWo Geschichten leben. Entdecke jetzt