Ich schaute nur kurz einmal in die Runde, um zu zeigen, dass ich jetzt ging. Kendall lächelte mir aufmunternd zu. James und ich verließen die Gruppe und ich war mehr als froh darüber.
Auf dem langen Flur nahm James meine Koffer, die er unter dem Kleiderständer entdeckt hatte.
Schweigsam schritten wir durch den langen Gang nach draußen.
„Danke...“,hauchte ich an der frischen Luft und beendete das Schweigen.
„Kein Problem...habe ich gerne gemacht. Bevor du da noch sonst was machen musst und wartest bis sie dich zu ihnen nach Hause fahren, ist es für mich selbst verständlich dich mit zu nehmen.“
Wir gingen auf sein Auto zu und ich wusste aber nicht mal was ich James antworten sollte, wenn er mich fragt wo er mich hinfahren sollte. Ich wusste eigentlich gar nicht wie es jetzt weiter gehen sollte.
Wir stiegen beide in seinen schwarzen Wagen und James fuhr los.
Ich lehnte meinen Kopf an die Scheibe und starrte wie vorhin im Taxi nach draußen und versuchte so viele Eindrücke wie möglich festzuhalten.
Ich merkte wie James immer wieder seinen Kopf in meine Richtung drehte. Ich tat so als würde ich es nicht merken, doch ich hasste es wie er sich Sorgen um mich machte. Ich wollte absolut kein Mitleid. Von niemanden.
„Ich bringe dich jetzt erst mal zu mir, du kannst bei mir bleiben. Ich habe ein Gästezimmer.“
„Das ist wirklich nett von dir, aber James ich kann doch nicht die ganze Zeit bei dir bleiben.“
„Das macht mir aber echt nichts aus und ich werde sowie so oft nicht zu hause sein oder besser gesagt nur Abends nach dem Drehtag.“
„James...“
„Nina...gib's zu...du hast keine Ahnung wo du hin sollst, richtig?“
„Nein....ich kann in ein Hotel gehen.“, verteidigte ich mich und das bisschen Geld was ich mit hatte.
„Dann freue dich auf die Hotelrechnung für zwei Monate oder mehr.“
Ich schwieg. Er hatte gewonnen. Von Anfang an und das wusste er genau.
„Okay...James du hast gewonnen, aber nicht die ganze Zeit. Nur so lange bis ich eine Lösung gefunden habe.“
„Okay...“, lachte James.
Nach etwa 10 Minuten waren wir da und stiegen aus. James holte mein Gepäck aus dem Kofferraum und zog es hinter sich als wir zu seiner Wohnung gingen.
Ich hatte fast vergessen wie süß seine Wohnung war. Ganz anders als man sich die Wohnungen eines Star vorstellte. Überhaupt nicht protzig oder übertrieben groß, wo selbst der Fernseher ein eigenes Zimmer hatte.
Er schloss die Tür auf, gab ihr einen kleinen Schubs, ließ dann aber mich vorgehen.
„Willkommen in meinen bescheidenen Heim.“
„Ich finde es klasse.“, sagte ich mit einem Lächeln im Gesicht.
„Ich zeige dir kurz das Zimmer und dann muss ich dich leider wieder alleine lassen, denn man hat mich noch auf ein Interview eingeladen und da muss ich hin. Ich hoffe du fühlst dich wie zu hause.“
„Danke James...echt. Wirklich vielen Dank.“
James hatte mir mein Zimmer gezeigt und ist dann gleich wieder gegangen.
Ich blieb erst mal in meinem Zimmer und setzte mich auf die große Fensterbank. Es war ein tolles Zimmer mit einem wunderschönen Ausblick.
Nach dem ich etwa 20 Minuten noch draußen gestarrt hatte, ohne wirklich was ins Auge gefasst zu haben, beschloss ich erst mal duschen zu gehen. Allein der Gedanke an den langen Flug und die ganzen schwitzenden Menschen, ließen mich schon von alleine gehen.
Ich öffnete einen meiner beiden Koffer und suchte mir eine kurze Hose und ein Top raus, schlüpfte aus meinen weißen Stoffschuhen und marschierte dann barfuß ins Badezimmer.
Die warmen Strahlen der Dusche prasselten auf meine Haut und es war ein tolles Gefühl, aber ich schaffte es einfach nicht mich vollkommen zu entspannen. Mir gingen einfach viel zu viele Dinge durch Kopf, als das ich mich da entspannen könnte.
Auf der einen Seite musste ich ständig an Logan und Melinda denken, auf der anderen Seite war ich sehr froh und glücklich das ich jetzt hier war bei James und nicht in irgendeinem Hotel, in welchem ich in Selbstmitleid versunken wäre.
Hier wusste ich das James wieder kommen wird und ich wusste...dass...das ich mich nicht...nicht verlieren durfte.
Nach dem ich es geschaffte hatte mich von der Dusche zu trennen, mich angezogen hatte und mich durch mein Haar gekämpft hatte, setzte ich mich auf die große Terrasse, mit dem Blick auf das Hollywoodzeichen.
Ich hatte mich auf einen der Stühle gesetzt und zog meine Beine fest an mich und legte meine Kopf gegen die Lehne. Ich merke wie meine Augen immer schwerer wurden und schließlich schließen.
Durch eine leichte Berührung an der Schulter, wurde ich wieder wach.
James hatte gerade versuchte mit einer mich mit einer Decke zu zudecken.
„Oh entschuldigung...ich wollte dich nicht wecken...“
Ich schaute mich kurz um. Es dämmerte schon und vor mir leuchteten die Lichter der Stadt. Und wenn man ganz genau hinhörte, konnte man sorgen ein wenig das Meer rauschen hören.
James hatte ein kleines Lichtlein auf den runden Tisch in unserer Mitte gestellt und reichte mir eine Pappschachtel. Es roch nach Essen.
Ich reckte mich nach der Schachtel und ließ mich dann wieder zurück fallen.
„Danke, James“
„Ich dachte mir du hast sicher lange nichts gegessen und in meinem Kühlschrank herrscht gerade Ebbe. Ich hoffe du magst gebratene Nudel von Chinesen.“
„Ohh James du bist der Beste.“
„Sorry das ich solange weg war.“
„Ich habe eigentlich nicht viel davon mit bekommen...wie war das Interview?“
„...mhhh okay..“, grinste er.
Ich begann mit der Gabel in meinen Nudel herum zu stochern.
„Nina?....ist alles okay?“
„Mhh?“, fragte ich und schaute von meinem Essen auf.
„Ob alles okay ist?“
Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also nickte ich nur. Ich hatte Angst das wenn ich meinen Mund aufmachte und mich auch anstrengte, dass ich keinen Ton heraus bekommen würde.
Mein Kopf ist voll und da ist einfach kein Platz mehr um darüber nach zu denken was ich sagen könnte.
„Du wirkst so abwesend.“
„Ja mag sein...liegt wohl daran das ich vielleicht echt nicht ganz hier bin.“
Er starrte mich an. Und schaute nicht einen Moment weg und ich wusste er wurde mich solange angucken bis ich weiter sprach.
Vielleicht konnte ich das noch nicht.
„Vielleicht war es ein Fehler... und bin ich darauf rein gefallen.“, flüsterte ich.
„Warum bist du dann wieder hergekommen?“
Gute Frage. Ich hatte mir schon viele Gedanken darüber gemacht, doch leider fand ich keine Antwort.
„Ich weiß nicht...war ein bisschen alleine.“
„Alleine?“
„Ja... die Menschen in meinem Umfeld, haben sich von mir abgewendet.“
„Was? Warum? Und was ist mir deiner Mum?“
„Als ich damals wieder gekommen bin, haben wir uns sehr gestritten und bis jetzt hat noch keiner einen Schritt auf den anderen zu gemacht. Aber ich kann sie verstehen, ich kann sie alle verstehen. Sie hassen mich und ich hasse mich selber dafür. Ich war damals egoistisch gewesen und bin einfach hier geblieben und das nehmen sie mir alle übel. Ich denke das ist auch der Grund warum ich wieder hier bin.“
Aber nur ein kleiner Grund. Das musste James jedoch nicht wissen.
„Wir konnten uns damals gar nicht richtig von dir verabschieden. Auf einmal warst du weg.“
„Das tut mir echt leid, und...“
„...nein, es muss dir nichts leid tun“, unterbrach er mich, „ ich kann dich verstehen.“
„Ich musste gehen, denn obwohl ich mich hier aufgehoben und zu Hause fühlte, wusste ich es muss ein Ende haben. Und plötzlich wird einem klar, dass man einfach nicht mehr weitermachen kann.“
„Aber es wurde nicht besser“, er fragte nicht, er stellte fest.
„Nein...das wurde es nicht. Ich bin aufgewacht und...ich meine ich hatte einen Plan. Ich hatte einen Plan und jetzt habe ich keinen mehr. Und ich habe keine Ahnung was ich machen soll.“
„Hast du Angst?“
„Ja vielleicht.“
„Es ist keine Schade wenn man Angst hat., wir haben alle Angst. Nur eins ist wichtig. Du musst heraus finden wovor du Angst hast, denn wenn du der Angst ein Gesicht gibst, ist sie macht los, oder noch besser....du benutzt sie!“
Was er sagt rührte mich zu Tränen und ich schämte mich nicht dafür.
Es wahr erstaunlich das ich ihm das alles anvertraute, vorallem weil ich mich immer dagegen gewehrt hatte. Nie wollte ich es zu geben und habe es versucht zu unterdrücken. Ich habe es nie laut ausgesprochen, weil ich dachte, wenn ich es nicht laut sage, dann ist es auch nicht wahr.
„Danke James...aber weißt du...irgendwie ist es ein Teil von mir, die ganze Vergangenheit.
Und obwohl ich das alles nie wollte, es fällt mir total schwer mich davon zu lösen.“
„Was ist daran so schwer?“
„Ich...ich habe das Gefühl, dass ich einen Teil von mir abschneiden muss, um endlich wieder frei zu sein.“
„Hast du Angst diesen Schnitt zu tun?“
„Vergessen bekommst du nicht ohne Schmerzen. Und ich weiß Schmerz kommt in vielen Formen vor. Das leichte Zwicken...das bisschen Brennen.... und der zufällige Schmerz. Das sind die normalen Schmerzen, mit denen wir jeden Tag leben. Aber es gibt auch den anderen, den man nicht ignorieren kann. Ein so heftiger Schmerz, der alles andere verdrängt. Der die ganze Welt verblassen lässt, sodass wir an nichts anderes mehr denken können. Außer daran wie weh es tut.“
„Ich weiß genau was du meinst. Es gibt Momente, da fühlt sich das eigene Leben so an, als wäre es die Geschichte eines anderen.“
„Mit Momenten komme ich klar. Ich will nur nicht, dass Monate oder Jahre daraus werden.“
Für einen Moment schwiegen wir und ich konnte erst mal wieder runterkommen. Mich kurz entspannen und konnte kurz ruhig ein und aus atmen.
„Ich denke ich bin wieder hergekommen und einen Schlussstrich zu ziehen, mich davon zu verabschieden.“, durchbrach ich das lange Schweigen.
„Du willst alles hinter dir lassen?“
„Ja... ich denke schon. Und ich weiß es wird sicher nicht einfach, aber Abschiede sind nie leicht. Am deutlichsten erinnert man sich immer daran, dass es einem am Ende immer mehr weh getan hat, manche Dinge aufzugeben als ich geahnt hatte.
Aber dabei weiß ich nicht mal genau, warum es mir so wichtig ist, wie mein Abschied hier ausfällt. Wahrscheinlich brauch ich die Gewissheit, dass das was ich tue, wichtig ist.
Dass andere an meinen Lippen hängen und das meinen Meinung anderen etwas bedeutet. In Wirklichkeit kann man sich schon glücklich schätzen, wenn man nur ab und zu mal die Chance hat dafür zu sorgen...dass sich jemand, egal wer, sich ein klein wenig besser fühlt.“
„Ich hoffe einfach nur für dich, dass du deine Weg finden wirst...“, James.
„Obwohl ich finde dass das hier nicht der richtige Weg ist.“, fügte er lachend hinzu.
„Sag mal...hat er sich verändert?“
„Logan...nein..er ist noch der Gleiche wie damals...spontan, lebenslustig, witzig,...so wie du ihn kennst.“
„Er hat sich gar nicht verändert?“
„Er ist sehr selbstlos geworden. Er macht alles worum man ihn bittet und sagt so gut wie nie nein...wir haben ihn schon drauf angesprochen aber er meinte das würde nicht stimmen und er würde das nur bei Melinda so machen. Ich meine er hat seine geliebte kleine Wohnung aufgegeben und ist mit ihr in eine sehr sehr große Villa gezogen, die ihr Vater für die beiden bezahlt hat.“
„Hört sich nach Liebe an...“,sagte ich und lächelte.
„Ja...schließlich wollen sie heiraten...“
Ja das wollten sie. Und mir wurde gerade bewusst das ich James in einer halben Stunde alles erzählt hatte, was ich zwei Jahre lang niemanden erzählt hatte und wenn ich mir das so das durch den Kopf gehen ließ, musste James denken ich sei eine Psychokranke, die mit ihrem Leben nicht mehr klar kommt.
Die hier herkommt, wo es ihr doch deutlich schwer fiel und was davon labert das sie noch mal richtig Abschied nehmen wollte. Das glaubt doch kein Schwein. Ich glaube es mir nicht mal selber.
Ich musste unbedingt lernen meinen Mund zu halten. Ich konnte von Glück sagen, dass es nur James war, dem ich das anvertraute und keinem anderen.
Noch dazu schien es Logan bestens zu gehen. Vermisst hat er mich die ganze Zeit anscheinend nicht. Er hatte sich nicht verändert. Während ich mich heute nicht mehr wieder erkannte. Ich hatte mich in all der Zeit so verändert, dass ich mich selber verabscheute.
Es tat einfach nur so weh das es für Logan scheinbar überhaupt nicht schwer war das alles zu vergessen. Das es ihn kalt ließ. Ich hatte ihn eigentlich als einen anderen Menschen kennen gelernt. Als sehr gefühlvoll und ich dachte wenn ihm etwas bedeutet, dass er alles dafür tat das es ihm gut ging.
Die Erkenntnis das ich wohl einfach nicht die Richtige war, trieb mir die Tränen in die Augen.
Sie liefen...und liefen.
Ich spürte wie James aufstand und sich vor mich kniete. Er legte mir eine Hand aufs Knie, doch ich sprang auf. Auch James erhob sich.
„Tut mir leid, dass ich dir das alles erzählt habe. Du musst denken ich sei krank, aber das ist mir egal. Ich bitte dich das alles einfach nur zu vergessen und so zu tun als wäre das alles nicht passiert.“
Ich legte dich Decke weg und rannte ins Gästezimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und schloss ab.
Ich rutschte an der Tür herunter, zog meine Knie an und legte meine Wange auf sie. Meine Arme schlang ich um meine Beine, um mich zusammen zu halten.
Ich wahr dem ganzen Druck und den ganzen Erinnerungen nicht gewachsen und das wurde mir heute schmerzhaft klar.
Ich hatte gehofft ich wäre stark genug, aber das war nicht. Wie konnte ich mir so was auch nur zutrauen?
DU LIEST GERADE
Someone like you
RomanceAls wollte er mir zeigen das er wieder glücklich ist, drückte er Melinda einen Kuss auf die Stirn und ich muss sagen, das es KEIN tolles Gefühl war.Doch ich hatte mir fest vor genommen, mich nicht von den beiden nieder machen zu lassen und mich nich...