Da standen wir. Keiner sagte etwas, nur der Regen prasselte auf uns nieder. Ich betrachtete ihr Gesicht. Tropfen liefen an ihrem Gesicht herunter und tropften von ihrer Nase und ihrem Kinn. Auf ihren Wangen hatten sich leichte, schwarze Linien gezogen, als hätte sie geweint. Und ich war mir nicht einmal sicher, ob sie dies nicht auch getan hatte. Plötzlich sehnte ich mich einfach nur danach, sie noch einmal zu umarmen, sie sicher in meinen Armen spüren zu können, zu wissen das sie beschützt wird, doch ich wusste, es wäre falsch.
Ich schaute ihr in die Augen, doch Nina erwiderte meinen Blick nicht. Sie schaute über meine Schulter, an mir vorbei und ihre Augen waren leer. Ich drehte mich um, um zu gucken, was sie ins Auge gefasst hat, doch da war nichts. Nur die nackte, nasse Straße. Aus der Ferne konnte man die Partylichter sehen.
Als ich mich wieder zu ihr drehte, schaute Nina auf den Boden. Doch nicht lange, da sah sie mich wieder an und ihre Augen schienen vor Aufregung zu glühen.
Sie guckte mich wieder an, stellte sich auf Zehnspitzen, streckte sich zu mir und drückte mir einen sanften Kuss auf die Wange. Für einen Moment schloss sie die Augen und hielt inne, bevor sie wieder einen Schritt von mir weg trat und mich schüchtern anlächelte. Ich konnte mich nicht rühren. Ich war total überrascht.
Ich schaute sie nur mit einem verwirrten Blick an, doch sie gab mir keine Antwort. Nur das Lächeln blieb auf ihren Lippen, dann drehte sie sich um und ging. Von hinten nährte sich ein Bus, welcher ein paar Meter vor mir stehen blieb. Schnell rannte sie barfuß zum Bus und stieg ein, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen. Sie ließ mich einfach hier stehen, ohne das ich wusste was ich jetzt machen sollte. Da stand ich. Alleine im strömenden Regen und schaute hinter dem Bus her, bis er in der Ferne verschwand. Mit unzähligen Fragezeichen im Kopf.
Mit zwei Fingern, strich ich über die kribbelte Stelle auf meine Wange. Ich war geschockt, wie schön es sich angefühlt hatte, ihre warmen, weichen Lippen auf meinervon der dunklen, schwarzen Nacht kalten Haut zu spüren, doch das durfte es nicht. Niemals!
Doch ich konnte mich nicht selber anlügen. Obwohl, selbst das habe ich schon oft genug geschafft. Oft genug habe ich mir was vorgemacht. Viel zu oft. Und wie kannman zu anderen Menschen ehrlich sein, wenn man nicht einmal zu sich selber die Wahrheit spricht.
Mich erfasste das schlechte Gewissen. Schnell wischte ich mit der flachen Hand, mein Gesicht ab. Heftig schüttelte ich den Kopf um das hier zu vergessen. Tropfen flogen von meinen Haaren. Danach beschloss ich wieder rein zu gehen. Lange konnte ich eh nicht mehr bleiben. Schließlich war ich von Kopf bis Fuß durchgeweicht.
Ich hatte ein bisschen Angst vor dummen Fragen, jedoch konnte ich mich auch nicht dazu bringen, einfach gar nicht mehr zurück zu gehen. Es war ja der Geburtstag meine Verlobten.
Als ich wieder zu der Menge trat, schien es mir so, als hätten alle auf mich gewartet. Auch wenn es sich keiner anmerken lassen wollte, es war in der Luft zu spüren. Konnte jeden ihrer heimlichen Blicke auf meinem Körper fühlen. Sie bohrten sich wie Nägel in mein Fleisch. So wie sich das Licht ins Dunkle schleicht. So wie die Wahrheit auf lüftet, wann man in Lügen spricht. Genau so fühlte es sich an und ich wurde das Gefühl auch nicht los, dass es genau dies war, was sie wollten. Besonders die hinterhältigen Blicke von Melindas „Freundinnen“ waren deutlich von den anderen zu unterscheiden. Sie versuchten nicht einmal sich verdeckt nach mir um zu drehen.
Ich tat so als würde ich davon nichts merken und stellte mich zu Kendall, Carlos und James, welche ohne ihre Freundinnen waren. Mir fiel auf, das ich den ganzen Abend noch nichts mit meinen Freunden alleine gemacht hatte und ich merkte das es nicht nur heute so gewesen ist. Mit fiel auf, wie sehr ich es vermisste.
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Someone like you
RomanceAls wollte er mir zeigen das er wieder glücklich ist, drückte er Melinda einen Kuss auf die Stirn und ich muss sagen, das es KEIN tolles Gefühl war.Doch ich hatte mir fest vor genommen, mich nicht von den beiden nieder machen zu lassen und mich nich...