Kapitel 1

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When you try your best but you don't succeed
When you get what you want but not what you need
When you feel so tired but you can't sleep
Stuck in reverse
(Coldplay - Fix You)

„Harry! Hörst du mir überhaupt zu?"

„Ja, natürlich", antwortete Harry mechanisch, während er weiterhin auf seine Zehenspitzen hinab sah, die weit über den Bahnsteig hinaus ragten.

„Gut. Wir gehen jetzt."

Harry nickte und schob die Hände noch ein wenig tiefer in die Hosentaschen. „In Ordnung. Wir sehen uns heute Abend."

Ein Schnauben war die einzige Antwort, die er darauf erhielt. Seufzend zog er die Schultern hoch und lauschte den Fußschritten, die sich immer weiter von ihm entfernten, bis sie schließlich ganz verklangen. Noch immer hing der Rauch des Zuges schwer in der Luft. Wenn er tief einatmete und die Augen schloss, dann war es wieder wie früher. Er hörte Rons und Hermines aufgeregte Stimmen, spürte wie sein Herz vor Vorfreude und Aufregung schneller schlug und roch die einzigartige Mischung aus Dampf, Magie und frischen Naschereien. Ihm wurde warm und er fühlte sich, als würde er nach viel zu langer Zeit endlich wieder nach Hause zurückkehren.

„Was vergessen, Potter?"

Ohne die Augen zu öffnen, trat Harry einen Schritt von der Bahnsteigkante zurück. Sogar diese Stimme war so vertraut, dass er sie auch nach neunzehn Jahren immer und überall wiedererkennen würde. Er atmete tief durch und schlug die Augen auf, während er die Schultern straffte, sich aber noch immer nicht umdrehte. „Und selbst, Malfoy? Was machst du noch hier?"

Kaum war Harry hinter Ginny und den Kindern durch die Absperrung auf den Bahnsteig getreten, hatte er Malfoy gesehen. Seine hellen Haare hatten leuchtend aus der Masse hervorgestanden und vom ersten Moment an war es Harry kaum gelungen, wegzusehen. Sein Blick hatte an Malfoy und dem Jungen an seiner Seite geklebt. Mit seinen großen grauen Augen, dem hellen Haar und dem spitzen Kinn war er seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Plötzlich war Harry selbst wieder elf Jahre alt gewesen, voller Staunen und Hoffnung. Vor ihm hatte ein ganz neues Leben gelegen. Ein Leben so neu und aufregend und voller Möglichkeiten.

Harry hörte, wie Malfoy neben ihn trat, und hob langsam den Blick, um Malfoy von oben bis unten zu mustern. „Du hast dich nicht verändert", stellte er dann fest.

„Du bist alt geworden, Potter."

Schmunzelnd sah Harry zu Draco auf. „Ich weiß." Dann senkte er den Blick wieder auf seine Schuhe. Sie glänzten sauber und sahen ganz anders aus als seine Stiefel, die er sonst trug. „Wieso bist du hier?"

„Wieso bist du hier und nicht zu Hause bei deiner Familie? Oder im Ministerium? Sind der Zaubererwelt die Schurken ausgegangen?"

Trocken lachte Harry auf und rieb sich die Augen, ehe er seine Brille wieder zurecht rückte. „Immer noch der Alte. Bloß keine Fragen beantworten."

„Du bist selbst ziemlich gut darin, Potter."

„Hätte nicht gedacht, so etwas jemals aus deinem Mund zu hören, Malfoy."

„Die Zeiten ändern sich."

„Ja, das tun sie." Harry sah wieder auf und traf Malfoys Blick. Ruhig und unbeweglich sah er Harry an und Harry war wie gelähmt. Er konnte nicht weg sehen. Er konnte nur hier stehen und Malfoy anstarren.

„Wie dem auch sei." Abrupt unterbrach Malfoy den Blickkontakt und trat einen Schritt zurück, so dass Harry den Kopf drehen musste, um ihn weiterhin ansehen zu können. „Es war", er zögerte kurz, ehe er fortfuhr, „interessant, dich wiederzusehen."

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