Kapitel 32

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„Was ist mit den Kindern?"

„Die sitzen vor dem Fernseher und sehen Findet Dory."

„Und sie haben mich ganz sicher nicht gehört?"

„Ganz sicher nicht."

„Und-"

„Harry." Ruhig legte Draco eine Hand auf Harrys Arm und drückte ihn sanft. „Es geht ihnen gut. Und der Film dauert noch mindestens eine Stunde. Ganz ruhig."

„Ich- Ich-"

„Sscht." Draco schlang seine Arm um Harry und schob ihn vorsichtig in Richtung Badezimmer

„Lass mich einfach machen, ja?"

„Ich weiß nicht, ob ich das kann."

„Ich weiß." Lächelnd rieb Draco seine Wange an Harrys, während er gleichzeitig mit den Fingern durch seine Haare fuhr.

„Ich bin es, der für andere da ist. Nicht umgekehrt."

„Wie gut, dass du jetzt mich hast. Jetzt kann ich den Held spielen und dich retten."

„Ich muss nicht gerettet werden."

Harrys tonlose Stimme jedoch sagte etwas anderes, so dass Draco ihm leise aber bestimmt widersprach: „Doch, Harry. Manchmal musst auch du gerettet werden. Und ich mache das gerne. Du bist genauso meine Verantwortung wie ich deine. Und heute Abend lässt du dich retten."

Harry schluckte sichtbar und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, ehe er zögerlich nickte und seine Stirn auf Dracos Schulter sinken ließ.

Lange Minuten lang standen sie auf diese Weise beisammen. Draco hielt Harry fest an sich gedrückt, während er langsam mit den Fingern seine Haare durchkämmte, bis auch der letzte Knoten daraus verschwunden war. Dann erst schob Draco Harry gerade so weit von sich, dass er Wasser in die Badewanne lassen konnte, bevor er begann, ihn zu entkleiden. Er nahm sich Zeit und strich über jeden Zentimeter freigelegter Haut, während sich der Raum nach und nach mit heißem Wasserdampf füllte. Er strich mit den Fingerspitzen über die weiche Haut an Harrys Hals und rieb mit den Handflächen über seine verspannten Schultern. Er ertastete Muskeln, Knochen und Haut, bis die Badewanne mit duftendem Schaum gefüllt war.

„Rein mit dir." Draco stupste Harry gegen die Schulter, um ihn aus seiner Trance zu holen. Er stellte keine Fragen. Alles, was er tat, war Harry aufzufangen und ihm die Wärme und Sicherheit zu geben, auf die er so lange hatte verzichten müssen. Später, wenn die steile Falte von Harrys Stirn verschwunden war, die Anspannung in seinen Schultern sich gelegt hatte und die Kinder alle im Bett waren, dann würden sie reden. Sie würden so lange reden, bis Harry einsah, dass es so nicht weitergehen konnte. Die freie Zeit, die sie gemeinsam mit den Kindern verbracht hatten, hatte ihm so gut getan, und dann hat nur ein einziger Tag all die positiven Effekte wieder zunichte gemacht und Harry um Längen zurückgeworfen. So etwas durfte nicht noch einmal vorkommen. Es würde nicht noch einmal vorkommen, denn Draco würde es mit aller Macht verhindern. Wenn nötig, würde er Harry fest ketten und verhindern, dass er jemals wieder das Haus verließ.

„Draco? Kommst du zu mir?"

„Natürlich." Draco schob die dunklen Gedanken beiseite und lächelte Harry an, während er sich beeilte, seinerseits in die Badewanne zu kommen. Sie war ein wenig zu eng für sie beide und ein großer Schwall Wasser platschte auf den Boden, als sie versuchten, ihre Beine zu ordnen.

Schließlich jedoch hatten sie eine bequeme Position gefunden und Draco rutschte sich hinter Harry zurecht, ehe er begann, seine Schultern zu massieren. Das Wasser plätscherte sanft gegen den Rand der Wanne und von unten drang leise das Lachen der Kinder zu ihnen hinauf. Es war warm und behaglich und idyllisch. Es war all das, was Draco gedacht hatte, nie wieder zu bekommen. Wäre da nicht Harrys Sturrkopf gewesen, den er mit größtem Vergnügen geschüttelt hätte, bis all seine heroischen und selbstzerstörerischen Gedanken hinausfielen, hätte die Situation nicht schöner sein können. Doch auch so genoss er jede einzelne Sekunde. Das Leben war niemals perfekt und es gab immer etwas, das im Hintergrund nach Aufmerksamkeit schrie und nur darauf wartete, jede Freude in sich aufzusaugen. Aber Draco würde das nicht zulassen. Nicht mehr.

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