Kapitel 17

1.6K 111 41
                                    


„Frohe Weihnachten, Kleiner." Draco drückte Scorpius ganz fest an sich und gab ihm schnell einen Kuss auf die Haare, ehe es ihm gelang, sich Dracos Griff zu entziehen.

„Frohe Weihnachten, Dad", erwiderte er dann pflichtbewusst, bevor er Draco mit einem bösen Blick bedacht. „Nenn mich nicht immer ‚Kleiner'! Ich bin bald größer als du!"

„Hm", machte Draco. „Sicher." Schmunzelnd beobachtete er, wie Scorpius noch einige Sekunden lang angestrengt versuchte, seinen bösen Gesichtsausdruck aufrechtzuerhalten, während sein Blick gleichzeitig immer wieder zu dem bunt erleuchteten Weihnachtsbaum und dem kleinen Haufen Geschenke darunter wanderte. Wie jedes Jahr verspürte Draco bei diesem Anblick eine Traurigkeit, die sich in seinem Brustkorb ausbreitete und ihm die Kehle zuschnürte. Scorpius verdiente einen so viel größeren Haufen Geschenke mit Aufmerksamkeiten von seiner Mutter und seinen Großeltern. Von Onkeln und Tanten und Geschwistern. Stattdessen hatte er nur noch seinen Vater, und in Momenten wie diesen fragte Draco sich immer wieder, wie das jemals genug sein sollte.

„Komm schon, Dad! Können wir endlich die Geschenke auspacken?"

Amüsiert hob Draco die Augenbrauen. „Möchtest du nicht erst frühstücken?"

„Dahaad!" Genervt rollte Scorpius mit den Augen und zog ungeduldig an Dracos Hand. „Komm schon!"

„Ist ja gut, ist ja gut." Lachend ließ Draco sich durch das Wohnzimmer ziehen. Bei jedem Schritt versanken seine Füße mehrere Zentimeter tief in dem dicken Teppich, der den Großteil des alten Eichenparketts bedeckte. Bis Scorpius etwa drei Jahre alt gewesen und die Londoner Wohnung zu klein für sie geworden war, war dieser Raum eine verstaubte Abstellkammer für vergessene Familienerbstücke und alte Möbel gewesen. Dann hatte Astoria Draco dazu überredet, ins Manor zu ziehen, anstatt es zu verkaufen, wie er es eigentlich geplant hatte. „Deine Mutter hat es dir überlassen", hatte sie gesagt. „Dir ist sonst kaum etwas von deiner Familie geblieben. Gib nicht auch noch das Letzte weg, was dich mit ihr verbindet."

Bis heute wusste Draco nicht, ob sie damit Recht gehabt hatte. Er und Scorpius bewohnten nur den kleinsten Flügel des Manors, den, den seine Eltern immer als Schandfleck betrachtet und daher nahezu nie betreten hatten. Den Rest des Hauses hatte Draco magisch versiegelt und weder er noch Scorpius hatten die übrigen Räume seit ihrem Einzug jemals betreten. Flimby kümmerte sich darum, dass sie trotzdem erhalten blieben und frei von Staub waren und ihnen nicht irgendwann das Dach auf den Kopf fallen würde, und Draco konnte so tun, als würde der kalte Rest des Familienanwesens nicht existieren.

„Kann ich jetzt anfangen? Bitte?"

„Natürlich." Draco lächelte und nickte Scorpius aufmunternd zu, während er die erdrückenden Gedanken bestimmt beiseite schob. Er würde noch genug Zeit haben, über all diese Dinge nachzudenken. Jetzt aber verdiente Scorpius seine ganze Aufmerksamkeit. Gerade riss er voller Begeisterung das Geschenkpapier von einem Experimentierkasten für Zaubertränke. Zu Dracos großer Erleichterung hatte Sorpius' Begeisterung für diese nicht nachgelassen, seit er nach Hogwarts ging und Dracos Unterricht besuchte.

„Voll cool, Dad!", rief er aus und begann augenblicklich, jede einzelne Zutat in die Hand zu nehmen und ausgiebig zu betrachten. Neugierig strichen seine Finger über die filigranen Glasfläschchen und die Verzierungen des kleinen silbernen Messers.

„Cool?" Irritiert musterte Draco seinen Sohn, der aber nur mit den Schultern zuckte und erklärte, ohne den Blick zu heben: „Das heißt so was wie toll oder super. Normale Muggel sagen das. Sagt Al zumindest."

Natürlich, dachte Draco kopfschüttelnd. Von wem auch sonst hätte Scorpius solch einen Ausdruck aufschnappen sollen?

Als nächstes nahm Draco Scorpius' Geschenk entgegen und lächelte breit, als er einen großen Kaffeebecher in der Hand hielt. Darauf hatte Scorpius Draco, sich selbst, Albus und Harry gemalt.

Guide You HomeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt