Kapitel 30

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„Was ist das alles?" Verwundert betrachtete Harry die zahlreichen Boxen, die Draco vor sich her durch den Flur schweben ließ.

„Du hast gesagt, dieses Haus ist auch mein Haus und dass ich mich hier wohlfühlen soll, richtig?"

„Ja, das habe ich gesagt", bestätigte Harry, sah Draco jedoch weiterhin fragend an. „Aber du hast gesagt, du kannst hier nicht einziehen, weil-"

„Kann ich auch nicht", fiel Draco ihm ins Wort. „Aber ich kann so viel Zeit wie möglich hier verbringen. Zum Beispiel meine freien Wochenenden und die Ferien."

„Ja, schon", nickte Harry, „aber-"

„Und das hast du ernst gemeint, oder?"

„Natürlich!" Harry verschränkte die Arme vor der Brust.

„Gut. Um mich wohlzufühlen, brauche ich ein Labor. Zum Brauen und experimentieren. Und meine Bücher. Zumindest einige davon." Draco deutete mit der freien Hand auf die Boxen. „Und die habe ich dabei. Es sei denn-" Zum ersten Mal flackerte Dracos Blick, während er zwischen Harry und den Kartons hin- und hersah.

„Es gibt kein ‚Es sei denn'", unterbrach Harry ihn, ehe weiterreden konnte. „Deine Bücher und Zutaten und was du noch alles brauchst, sind hier genauso willkommen wie du." Er überbrückte mit nur einem großen Schritt den Abstand zwischen ihnen und küsste Draco spielerisch auf die Nase, ehe er innehielt und den Kopf schief legte. „Zumindest fast genauso willkommen", schränkte er seine vorherige Aussage dann ein. „Dich will ich immer und überall bei mir haben, auf das da", er gestikulierte in Richtung der schwebenden Boxen, „könnte ich auch verzichten."

Erleichterung ersetzte die Unsicherheit in Dracos Augen, als er kurz auflachte und Harrys Kuss erwiderte. „Wo darf ich die Sachen denn unterbringen?"

„Wo du willst." Harry machte eine ausschweifende Handbewegung. „Im Keller ist ein altes Labor, das wir nie benutzt haben. Und sonst-", er zuckte mit den Schultern. „Such dir die Plätze aus, die dir am besten gefallen." Das Haus war groß genug und ganz zu Ginnys Leidwesen hatte Harry nie großen Wert auf Ordnung gelegt. Ganz im Gegenteil: Zu viel Ordnung und Sauberkeit machten ihn nervös, während ihm ein vertrautes Chaos immer das warme Gefühl von Zuhause und Geborgenheit gab.

„Auch das Turmzimmer mit den großen Fenstern?"

„Auch das Turmzimmer mit den großen Fenstern", nickte Harry und lächelte, als sich daraufhin ein glückliches Strahlen auf Dracos Gesicht ausbreitete. Zuerst hatte Lily eben dieses Zimmer haben wollen. „Wie eine richtige Prinzessin!", hatte sie gerufen und war mit ausgebreiteten Armen durch den Raum gehüpft. Als sie jedoch erfahren hatte, dass ihre Brüder und Scorpius, sollte er denn auch irgendwann einziehen, die Zimmer zwei Stockwerke weiter unten beziehen würden, hatte sie die Unterlippe nach vorne geschoben und war dann polternd die Treppen hinunter gestapft, um sich weiter unten das schönste Zimmer herauszusuchen. Das bedeutete, dass der Platz oben im Turm noch immer ungenutzt war. Ein perfekter Ort also, um Dracos Sachen zu beherbergen und ihn glücklich zu machen.

„Soll ich dir helfen?" Harry deutete zum Wiederholten Mal auf die Boxen. Draco aber schüttelte nur den Kopf.

„Nein, Danke. Ich würde lieber allein- Wenn dir das Recht ist."

„Natürlich. Das hier ist auch dein Zuhause. Du kannst tun und lassen, was du willst."

„Danke." Ein unsicheres, aber dankbares Lächeln umspielte Dracos Mundwinkel, eher er sich abwendete und mit seinen Kisten in den Turm hinauf verschwand. Eine Weile noch blieb Harry im Flur stehen und lauschte, aber kein Laut drang zu ihm hinunter, so dass er schließlich leise seufzte und ins Wohnzimmer zurückkehrte. Obwohl er nun bereits seit mehreren Wochen wieder im Grimmauld Platz Nummer 12 wohnte, gab es hier außer dem geblümten Sessel noch immer keine Möbel, und in der Ecke neben der Tür stapelten sich die Kisten mit Harrys wenigen Habseligkeiten. Beinahe alles in dem gemeinsamen Haus mit Ginny hatte ihnen beiden gehört, so dass Harry außer seiner Kleidung nur ein paar Bücher und Dinge von persönlichem Wert mitgenommen hatte. Viel zu wenig, um dieses große Haus zu füllen. Vielleicht sollte er Draco weiter dazu ermutigen, noch mehr Dinge hier her zu bringen. Oder ihn dazu bewegen, mit ihm Möbel zu kaufen. Er hatte einen guten Geschmack, einen viel besseren als Harry, und wüsste bestimmt, was am besten in dieses Haus passte.

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