Kapitel 6

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Um ihn herum war es angenehm warm. So warm und weich, dass Harry sich nie wieder von hier fort bewegen wollte. Er zog die Decke noch ein wenig fester um sich und drückte die Nase in das Kopfkissen. Es roch nach Reinigungszaubern, Herbstlaub und etwas anderem, holzigen, das Harry an teures Parfum erinnerte und ihm seltsam vertraut erschien. Das Pochen in seinem Kopf war verschwunden und hatte nichts als eine schläfrige Trägheit hinterlassen. Er würde einfach hier liegen bleiben und sich nicht einen Zentimeter von der Stelle bewegen. Wann war er das letzte Mal so ausgeruht gewesen und wieso hatte er das nicht früher gemacht, wenn es sich doch so gut anfühlte? Wieso hatte er sich nicht vorher die Zeit dafür genommen? Hatte er sich überhaupt die Zeit dafür genommen? Unwillkürlich zog Harry die Augenbrauen zusammen und zog die Nase kraus, während er überlegte, wie er hier her gekommen war, und wo war ‚hier' überhaupt? Gestern – war es gestern gewesen? – da war er in seinem Büro- Malfoy war gekommen, um- Ja, um was eigentlich? Und dann war da- „Ginny!" Harry setzte sich so schnell auf, dass dunkle Flecken vor seinen Augen tanzten, und er sich unwillkürlich an die Stirn fasste.

„Nicht so schnell, Potter. Du brauchst immer noch Ruhe."

Mühsam zwang Harry sich, die Augen wieder zu öffnen und blinzelte so lange, bis sich seine Sicht so weit geklärt hatte, wie es ohne Brille möglich war. Warme Sonnenstrahlen fielen durch ein großes Fenster und tauchten den Raum in ein goldenes Licht. Alles hier war hell. Der Boden, die Möbel, die Bettwäsche. Nirgends war auch nur ein Staubkorn zu sehen. Das hier war nicht sein Schlafzimmer. Und auch nicht sein Wohnzimmer, eines der Kinderzimmer oder überhaupt ein Zimmer, in dem Harry jemals schlafen würde.Verwirrt fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und drehte den Kopf herum. Auf einem ausladenden Sessel neben dem Bett saß Malfoy und blinzelte Harry so selbstzufrieden an, dass er diesen unwillkürlich an einen voll gefressenen Kater erinnerte.

„Ich -" Verwirrt raufte Harry sich die Haare und versuchte, die unzusammenhängenden Puzzleteile in seinem Kopf zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. „Wo bin ich hier?"

Lächelnd schlug Malfoy die Beine übereinander und strich seine Hose glatt. „In meiner Wohnung in London."

Überrascht hob Harry den Blick von Malfoys Händen und sah ihm ins Gesicht. Er saß gerade noch nah genug am Bett, dass Harry ihn erkennen konnte, ohne die Augen zusammenkneifen zu müssen. „Du hast eine Wohnung in London?"

Malfoys Mundwinkel zuckten, während er die Schultern hob und wortlos wieder fallen ließ. „Sieht so aus", war schließlich alles, was er dazu sagte.

„Wie bin ich hier her gekommen?"

„Ich hab dich her gebracht."

„Wie -" Harry schüttelte den Kopf und knüllte die Bettdecke zwischen seinen Händen zusammen, während er verzweifelt versuchte, die Gedanken in seinem Kopf zu ordnen. „Wieso – Was ist passiert?"

Einen Moment lang dachte Harry, Malfoy würde gar nicht reagieren, so bewegungslos saß er auf seinem Platz. Dann aber seufzte er kaum hörbar, und mit einem Mal verschwand alle Selbstzufriedenheit aus seinem Blick. „Ich weiß nicht, was genau passiert ist." Graziös erhob er sich aus dem Sessel und trat an das Fenster. Die Hände auf dem Rücken verschränkt sah er regungslos nach draußen, so dass Harry die Möglichkeit hatte, seine angespannten Schultern und die scharfe Linie seines Nackens zu betrachten. Er gab sich so viel Mühe, ruhig und entspannt zu wirken, aber er war es nicht. Wieso nicht? Was war passiert?

„Malfoy?"

„Du weißt, dass ich gestern zu dir ins Büro gekommen bin?" Malfoy drehte sich herum und begann, vor dem Bett auf und ab zu laufen. „Und du erinnerst dich auch, dass du dich mit Weas- mit deiner Frau gestritten hast?"

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