Kapitel 18

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„Nein, lass mich in Ruhe!" Mit tränenüberströmtem Gesicht versuchte Al die Tür zu seinem Zimmer zuzudrücken, doch Harry hatte in weiser Voraussicht einen Fuß zwischen Tür und Rahmen gestellt, um eben jenes zu verhindern.

„Al", versuchte er es zum wiederholten Mal, „lass uns doch bitte miteinander reden."

„Nein! Geh endlich weg!" Heulend ließ Al von der Tür ab und warf sich auf sein Bett, wo er das Gesicht im Kopfkissen verbarg. Seine schmalen Schultern zuckten, während er immer wieder erstickt schluchzte. Wie gelähmt stand Harry im Türrahmen und starrte auf das Bild, das sich ihm bot. Das hatte er nicht gewollt. Niemals. Niemals hatte eines seiner Kinder seinetwegen so verzweifelt sein sollen. Er hatte wirklich gedacht- Ja, was eigentlich? Dass seine Kinder einfach nicken und lächeln würden, wenn ihre Eltern ihnen eröffneten, dass sie sich scheiden ließen? Dass sie wie Erwachsene reagieren und verstehen würden, was in ihren Eltern vorging? Wie hatte er nur so gedankenlos sein können?

Ginny und er hatten sich wirklich Mühe gegeben. Gemeinsam hatten sie überlegt, was sie sagen, wie sie ihren Kindern erklären sollten, dass sie natürlich weiterhin beide für sie da sein würden und niemand sich für eine Seite entscheiden musste. Dass sie Freunde bleiben würden. Dann hatten sie sich alle zusammen an den großen Küchentisch gesetzt und alles war nach hinten losgegangen. James hatte nach nur wenigen Sätzen abfällig den Kopf geschüttelt. „Macht doch, was ihr wollt", hatte er gefaucht und war trampelnd in sein Zimmer verschwunden, wo er die Tür lautstark hinter sich zugeschlagen hatte.

Al hingegen hatte sich ihre Erklärungen mit zitternder Unterlippe bis zum Ende hin angehört, ehe er in Tränen ausgebrochen und die Treppe hinauf gerannt war. Nur Lily, von der Harry es am wenigsten erwartet hatte, war regungslos am Tisch sitzen geblieben und hatte ruhig zwischen ihren Eltern hin und her gesehen.

„Habt ihr deswegen aufgehört zu streiten?"

Unsicher hatten Harry und Ginny sich über ihren Kopf hinweg angesehen, ehe sie zeitgleich genickt hatten.

„Dann ist es wohl gut so", hatte Lily daraufhin gemurmelt und ihre Eltern nacheinander umarmt und fest an sich gedrückt.

„Du hast uns doch trotzdem noch lieb, oder?", fragte sie jetzt leise und umarmte Harry von hinten, so dass sie ihren Kopf an seinen Rücken drücken konnte.

„Natürlich", versprach Harry und legte seine Handy auf Lilys. „Ich werde euch immer lieb haben."

„Dann ist es in Ordnung", flüsterte sie leise, ehe sie sich von Harry löste und vorsichtig zu Als Bett hinüber ging. „Al", murmelte sie und legte sich einfach auf ihren Bruder drauf und presste ihre Nase an seinen Hinterkopf. „Al, hör auf zu weinen. Das ist doch alles gar nicht so schlimm. Papa hat uns doch trotzdem lieb."

„Das ist wohl schlimm!", schluchzte Al auf und versuchte, Lily von seinem Rücken zu werfen. Sie aber klammerte sie mit aller Kraft an ihrem Bruder fest und blieb genau dort, wo sie war.

„Geh weg, Lily! Ich will dich nicht sehen! Und Dad auch nicht!" Er schniefte leise. „Ich will zu Scorpius."

Endlich löste Harry sich aus seiner Starre und trat einen Schritt in den Raum hinein. „Al-"

„Ich will nicht mit dir reden! Ich will mit Scorpius reden!" Ein Schluckauf schüttelte Al und er vergrub das Gesicht wieder im Kissen.

Seufzend fuhr Harry sich durch die Haare und rieb sich unter der Brille über die Augen. Was sollte er jetzt nur tun? Al und Lily alleine lassen? So lange hier bleiben, bis Al gezwungen war, mit ihm zu reden?"

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