Kapitel 33

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  „Es wäre bestimmt eine Bereicherung für alle, dich wieder hier zu wissen."

„Ich-" Harry drehte die Teetasse in seinen Händen hin und her. „Ich bin mir nicht sicher. Ich habe noch nie unterrichtet."

„Damals als du selbst noch ein Schüler warst, warst du ein sehr guter Lehrer."
Ungläubig lachte Harry auf und hob zum ersten Mal seit vielen Minuten den Blick. Minerva auf der anderen Seite des Tisches hatte ihr Kinn auf die gefalteten Hände gebettet und sah Harry aus amüsiert funkelnden Augen an.

„Wieso siehst du mich so fassungslos an? Ich mag mittlerweile alt sein, aber mein Gedächtnis funktioniert noch tadellos."

„Ich habe nie etwas anderes behauptet!"

„Ich weiß." Minerva lächelte besänftigend und verschränkte ihre Hände vor sich auf der Tischplatte. „Ich denke nur wirklich, dass wir alle von deinen Erfahrungen profitieren würden. Es wird Zeit, dass jemand frischen Wind in dieses Fach bringt und ich kann mir niemand besseren vorstellen als dich." Sie machte eine kurze Pause, in der sie an ihrem eigenen Tee nippte. „Aber das weißt du ja eigentlich alles schon. Das ist schließlich nicht das erste Mal, dass ich dir das alles erzähle."

„Nein, ist es nicht." Harry versteckte sein Grinsen in der Tasse. Mit Minerva in diesem Büro zu sitzen, in dem er vor so vielen Jahren so viel Zeit verbracht hatte, und ihren Argumenten zu lauschen, weshalb eine Anstellung in Hogwarts das Beste war, was ihm passieren konnte, fühlte sich richtig und vertraut an. Nur, dass er es dieses Mal wirklich in Betracht zog. Er hatte keine andere Arbeit mehr, die ihn dafür anhalten würde, und auch Lily würde ihn ab kommendem Herbst nur noch während der Ferien brauchen. Sobald sie erst einmal hier war, würde sie so in dieser neuen Welt aufgehen, dass sie gar keine Zeit für Heimweh haben würde, dem war Harry sich sicher. Der Gedanke daran versetzte ihm einen Stich, so dass er ihn eilig von sich schob.

„Ich-", setzte Harry an, wurde aber von einer aufgebrachten Stimme unterbrochen: „Nein, nein, nein! Professor McGonagall, was denken Sie sich dabei! Sie können diesen- diesen- diesen Potterjungen nicht einstellen!"

Harry war bei diesen lauten Worten heftig zusammengezuckt und hatte einen Schwall Tee über sein Bein gekippt. Jetzt nahm er seinen Zauberstab, um seine Hose zu trocknen, während er es Minerva überließ, mit Snape zu diskutieren. Auch das geschah nicht zum ersten Mal und Harry war es Leid, sich wieder und wieder rechtfertigen zu müssen. Selbst wenn es nur vor einem Porträt war. So lauschte er der aufgeregten Diskussion auch nur mit halbem Ohr, während er seinen Blick durch den Raum gleiten ließ. Dumbledore hatte den Kopf gegen den Rahmen seines Porträts gelehnt und seine lila Zipfelmütze bewegte sich im Rhythmus seiner Atemzüge.

Viele Jahre lang hatte Harry seinem alten Schulleiter gegenüber nichts als Wut empfunden. Er hatte ihn gehasst für alles, was damals geschehen war. Dafür, dass er ihn nicht vor Vernon und Petunia gerettet hatte. Dafür, dass er ihm all diese Verantwortung auferlegt und das Schicksal der Welt auf seine Schultern geladen hatte. Mit der Zeit aber war diese Wut zu einem dumpfen Groll abgeklungen, der nur hin und wieder noch in Harrys Hinterkopf pochte.

„So, das wäre erledigt." Mit einem selbtzufriedenen Lächeln schob Minerva ihren Zauberstab zurück in den Ärmel ihrer Robe, ehe sie die Hände wieder auf dem Tisch faltete und Harry erwartungsvoll ansah. „Also, was sagst du?"

„Ich-" Harry drehte die Teetasse in den Händen hin und her und hob unentschlossen die Schultern. Er konnte nicht einmal benennen, was es war, das ihn zögern ließ. Hogwarts war immer sein Zuhause gewesen. Nur selten hatte er sich woanders ebenso sicher und aufgehoben gefühlt, wie hier. Wieso also überschlug er sich nicht vor Begeisterung, bei dem Gedanken, den Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste übernehmen zu können? Er hätte völlig freie Hand, hatte Minerva ihm versichert. Er alleine würde über die Auswahl der Themen und die Gestaltung des Unterrichts entscheiden.

„Wieso gerade ich?"

„Ist das nicht offensichtlich?"

„Ich denke nur-" Harry hob erneut die Schultern und ließ sie beim Ausatmen wieder fallen. „Es gibt so viele andere, die mindestens genauso gut geeignet wären und sicherlich leichter zu überzeugen wären als ich."

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