Kapitel 3

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„Potter."

„Malfoy." Harry spürte, wie sein Mund sich bewegte, aber das Rauschen in seinen Ohren übertönte seine Antwort. Sein Blick hing an Malfoys, während längst vergessen geglaubte Bilder wie Blitzlichter vor seinen Augen aufleuchteten. Malfoy bei Madam Malkin's, auf dem Astronomieturm, im Manor, im Dämonsfeuer. Der kleine Junge mit großen wachen Augen, die mit jedem Jahr ernster geworden waren. Was tat er hier, mitten in der Nacht, in Hogwarts? Wieso war er plötzlich immer da? War seinem Sohn auch etwas passiert? Doch als Harry vor nur wenigen Minuten in den Krankenflügel gestürmt war, hatte der Junge, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war, und dessen Name Harry nicht mehr einfiel, zwar blass und verängstigt neben Als Bett gesessen, war äußerlich aber unversehrt gewesen. Ganz im Gegensatz zu Al, dessen Haut einen zunehmend intensiveren Lilaton annahm. Seine kleine Hand hatte viel zu warm und leblos in Harrys gelegen, und obwohl die neue Heilerin ihm versichert hatte, dass ihm nichts ernsthaftes zugestoßen war, hatte Harry das Gefühl, etwas würde seine Lunge einengen und jeden Atemzug erschweren. Albus, sein kleines Sorgenkind. Und jetzt war Malfoy schon wieder da, und er–

„Potter, du starrst."

Wie aus einem Trance gerissen schüttelte Harry den Kopf, in der Hoffnung, so wieder klar denken zu können. „Tschuldige." Er sah auf seine Hände, noch einmal in Malfoys Gesicht und dann wieder nach unten, doch sein Blick blieb auf halbem Wege hängen, als er ein ihm nur allzu bekanntes Logo auf Malfoys Umhang entdecke. Ruckartig riss er er den Kopf wieder nach oben. „Du bist Lehrer!", platzte es aus ihm heraus, ehe er darüber nachdenken konnte. Augenblicklich wollte er sich die Hände auf den Mund pressen und die so unbedacht ausgesprochenen Worte wieder zurücknehmen.

„Du warst schon immer ein ganz schneller, Potter", spottete Malfoy und zog eine kleine Glasphiole aus seinem Umhang hervor. „Lässt du mich jetzt zu dem kleinen Potter, damit ich ihn von dieser unvorteilhaften Gesichtsfarbe befreien kann? Es tut mir Leid das zu sagen, aber Lila ist steht euch beiden nicht."

„Ich... Ja, natürlich." Eilig trat Harry beiseite, um Malfoy Platz zu machen. Er hatte später immer noch genug Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, wie und warum Malfoy nach Hogwarts zurückgekehrt war, und wieso er nicht früher davon erfahren hatte. Jetzt war nur wichtig, dass er Al half und zu seiner eigenen Überraschung zweifelte Harry keinen Moment daran, dass Malfoy das tun würde. Es war möglich, dass er Harry noch immer verachtete und alles dafür geben würde, ihn am Boden zu sehen, aber niemals würde er Al an seiner Stelle leiden lassen.

Angespannt beobachtete Harry, wie die neue Heilerin, deren Namen er ebenso vergessen hatte wie den von Malfoys Sohn, dabei half Al den Trank zu verabreichen. Noch immer klebten ihm die Haare feucht an der Stirn und seine Augen wanderten hinter den geschlossenen Augen getrieben hin und her. „Wie schnell wirkt der Trank?", fragte Harry leise, ohne den Blick von Al abzuwenden.

„Ein paar Stunden. Vielleicht den Rest der Nacht. Er wird morgen auf jeden Fall noch Bettruhe brauchen und sich wahrscheinlich noch ziemlich mies fühlen. Aber er wird wieder."

Harry nickte, um zu zeigen, dass er Malfoy verstanden hatte. „Danke." Er sah kurz auf und nickte dankbar, ehe er sich zu Al auf die Bettkante setzte. „Was machst du nur für Sachen, Kleiner?" Zärtlich strich er ihm durch die feuchten Haare und gab ihm einen Kuss auf die heiße Stirn. Als er sich wieder aufrichtete, traf sein Blick auf Malfoys und wie schon am Bahnhof konnte er nicht mehr wegsehen. Wo war Malfoy nur all die Jahre gewesen? Wie hatte Harry ihn einfach vergessen können?

„Du kannst ruhig nach Hause, Potter. Catherine wird ihm noch einen Schlaftrank geben und dann wird Albus die ganze Nacht ruhig schlafen. Catherine wird dich informieren, sobald er wieder wach ist."

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