Kapitel 27

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„Und Scorpius ist in Sicherheit?" Fahrig strich Draco die Bettdecke über seinen Beinen glatt. Obwohl er beinahe zwölf Stunden lang geschlafen hatte, fühlte er sich immer noch matt und abgekämpft.

„Ja." Mit einem Lächeln nahm Harry Dracos Hand in seine und hinderte ihn so daran, weiter an der Decke herumzuzupfen. „Ich habe mich gestern Abend noch mit ihm, Minerva und Al getroffen. Sie wissen Bescheid und haben beide einen Notfallportschlüssel, der sie in Minervas Büro bringt, sollte Cunningham ihnen zu nahe kommen."

„Bist du dir wirklich sicher, dass er es war?"

Unsicher beobachtete Draco, wie Harry die Lippen zusammenpresste und den Blick abwendete.

„Harry?"

„Ich-" Harry atmete tief durch und griff nach seinem Mantel, der hinter ihm über der Stuhllehne hing. „Hier."

„Was ist das?" Verwirrt griff Draco nach den Zetteln, die Harry ihm hin hielt.

„Lies selbst."

Noch einmal warf Draco einen vergewissernden Blick in Harrys Gesicht, dann faltete er die Zettel auseinander und überflog sie so schnell er konnte.

„Woher hast du das?"

Einen Moment lang glaubte Draco, so etwas wie Schuld in Harrys Augen aufblitzen zu sehen. Dann aber straffte er seine Schultern und sah Draco trotzig an.

„Polizei."

„Und wieso warst du da?" Was war hier los? „Was hast du getan?"

„Nichts. Es ist nur-" Harry schluckte sichtbar und hob die Schultern, ehe er sie mit einem lauten Ausatmen wieder fallen ließ. „Ich hab seine Akte gelesen. Nach dem letzten Quidditchspiel, da hab ich sie aus dem Archiv geholt und-"

Langsam ließ Draco die Hände auf die Bettdecke sinken und starrte Harry ungläubig an. „Das hast du nicht getan."

„Und ich habe gesehen, dass eine Seite fehlt", fuhr Harry fort, als habe er Dracos Einwand nicht gehört. „Die Seite, auf der diese Informationen stehen sollten." Harry tippte mit dem Zeigefinger auf die Zettel vor Draco. „Ich bin misstrauisch geworden und bin zur Polizei gegangen. Und dann direkt hier her gekommen." Er biss sich wieder auf die Lippe und griff nach Dracos Hand. „Tut mir Leid, dass ich zu spät war. Ich hätte früher-"

„Halt. Stopp." Draco hob eine Hand und brachte Harry mit einem einzigen Blick zum Schweigen. „Es ist nicht deine Schuld, Harry", fuhr er dann ruhiger fort und strich mit dem Daumen über Harrys Handrücken. „Woher hättest du wissen sollen, dass er gerade an dem Tag beschließt, dass er lange genug gewartet hat?"

„Die Akte liegt seit fast einer Woche auf meinem Tisch! Aber immer war irgendetwas anderes wichtiger. Wenn ich mir früher Zeit genommen hätte, dann-"

„Hör auf, Harry!" Draco wollte ruhig bleiben. Er wollte es wirklich. Aber Harry machte es ihm verdammt schwer. „Du weißt genau, dass ich keinen Retter brauche und dass ich deswegen nicht gewollt hätte, dass du Cunninghams Akte liest. Es ist nicht deine Aufgabe, immer alle zu beschützen."

„Aber ist meine Aufgabe, dich zu beschützen."

Trotz all der widersprüchlichen Gefühle, die in Draco durcheinander wirbelten und ihm kaum Luft ließen, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen, konnte er nicht anders, als Harry Gesicht zwischen seine Hände zu nehmen und ihn aufrichtig anzulächeln. „Hör mir zu, Harry. Das ist nicht deine Aufgabe. Du sollst dein Bestes geben, das, was du geben kannst und willst. Nicht mehr. Du bist nicht für alles verantwortlich, was den Menschen um dich herum passiert. Einiges kannst du verhindern, einiges nicht. So wie wir alle." Er küsste Harry auf die Nasenspitze und strich mit den Daumen unter seinen Augen entlang. „Und mir geht es wieder gut. Deinetwegen. Also hör auf, dir Vorwürfe zu machen und erklär mir lieber, was das für ein Fluch war und wie du ihn aufheben konntest."

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