Ein unerwartetes Angebot

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Severus hatte seinen üblichen zügigen Schritt drauf, als er durch die langen Flure, in Richtung der Kerker eilte. Hermine hatte sich am Anfang bemüht, mit ihm Schritt zu halten, was ihr aber zunehmend misslang, da ihre Tochter, die sie noch immer auf dem Arm trug, immer schwerer wurde.

Außerdem spürte sie, wie die Schmerzen vom Morgen zurückkehrten, irgendwann blieb sie einfach stehen, um einen Moment zu verschnaufen und wieder zu Atem zu kommen.

„Was ist?", fragte Severus, der ebenfalls stehen blieb und sich zu Hermine umdrehte.

„Nichts, ich brauche einfach einen Moment, um zu verschnaufen", erwiderte Hermine und lehnte sich stützend an die Wand. „Weißt du, Lorayn wird auch nicht gerade kleiner und leichter und du hast nach wie vor ein Lauftempo drauf, dem ich ehrlich gesagt nicht gewachsen bin", erklärte sie heftig atmend.

Severus musterte sie einen Moment mit schwer zu deutendem Blick, ehe er langsam auf sie zuging und dann direkt vor ihr stehen blieb. Hermine erwiderte gebannt seinen Blick und hatte in diesem Augenblick das Gefühl, wie schon öfters in seiner Gegenwart, dass er tief in sie hineinsehen konnte.

„Meinst du, es würde dir helfen, wenn ich Lorayn trage?", fragte er, doch ihr wurde bewusst, dass es sich dabei um eine eher rhetorische Frage gehandelt haben musste, denn er beugte sich hinab und nahm ihr wortlos, das Kind aus den Armen. Nun da Severus Lorayn trug, fiel es ihr in der Tat einfacher mit ihm Schritt zu halten, aber vielleicht lag es auch daran, dass er sein Tempo etwas reduziert hatte.

Nachdem sie die vielen, unzähligen Treppen nach unten gestiegen waren, kamen sie schließlich zu dem Portrait, hinter dem sich Snapes Wohnräume verbargen. Er murmelte das Passwort und das Bild schwang zur Seite, er trat ein und machte in Zeichen mit seiner Hand, das ihr bedeutete, dass sie ihm folgen sollte.

Als Hermine im großen Wohnzimmer stand, wurde ihr bewusst, dass sie diese Räume, seit fünf Jahren nicht mehr betreten hatte. Severus und sie hatten sich, wenn es etwas zu besprechen gab, stets in seinem Büro oder an einem neutralen Ort getroffen. Ansonsten apparierte er die Kinder an den Samstagen zu ihr nach Hause und holte sie auch auf diesem Wege wieder ab.

Hermine sah sich neugierig im Wohnzimmer um und stellte fest, dass sich hier nichts verändert hatte, es war noch genauso eingerichtet, wie sie es damals verlassen hatte.

„Wenn du mit dem observieren fertig bist, dann wäre ich froh, wenn wir nun Lorayn zu Bett bringen könnten, sie wird nämlich langsam schwer."

Hermine schüttelte kurz den Kopf, ehe sie sich bemühte schnell zu erwidern. „Natürlich Severus, ich gehe davon aus, dass ihr Zimmer immer noch das Gleiche ist?"

Zur Antwort nickte er nur, wartete bis sie an ihm vorbei ging und folgte dann. Als sie das Kinderzimmer betraten, ging Severus weiter und legte das schlafende Mädchen auf ihr Bett, mit einem Schwenker seines Zauberstabes verschwanden ihre Kleider nur um kurz darauf, durch einen fliederfarbenen Schlafanzug ersetzt zu werden.

Hermine half ihm anschließend, die Kleine unter die Bettdecke zu stecken, beugte sich über Lorayn und küsste sie sanft auf die Stirn. „Träum schön, mein Engel", flüsterte sie und kniete einen Moment vor dem Bett, um ihre schlafende Tochter zu betrachten.

.„Weißt du eigentlich, dass Lorayn das Kind von den dreien ist, das dir am meisten ähnelt ,Severus?", wandte sie sich an ihn ohne dabei den Blick zu heben.

„Schon möglich, aber sie erinnert mich zu sehr an dich, wie sie lacht, wie sie spricht. Selbst das lästige nagen an ihrer Unterlippe, hat sie von dir, ebenso die Haare.", erwiderte er sanft und sah auf seine Tochter.

„Das mag sein Severus, aber genauso, hat sie deinen Sinn für Gerechtigkeit, deine Augen, das gleiche aufbrausende Temperament und deinen messerscharfen Verstand."

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