Kapitel 1

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Regen.
Scheiß Frühlingswetter.
Die kleinen Tropfen liefen an dem Fenster des Krankenhauses herunter. Um ehrlich zu sein hatte ich nicht die geringste Lust hier zu bleiben. Das alles, was hier passierte machte alles nur noch tausendmal schlimmer.
"Céline?", die Stimme riss mich aus meinen absurden Gedanken.
Ich drehte mich vom Fenster weg und sah in das Gesicht der Krankenschwester, die neben dem weis bezogenem Bett stand. Auf dem Nachttisch stand ein Blumenstrauß mit Rosen, Tulpen, Nelken und so weiter.
Die Krankenschwester kam auf mich zu.
"Céline, geht es dir gut?", fragte sie mich. Fragte sie mich das überhaupt oder gab es hier noch eine Céline im Zimmer?!
"Ja.", antwortete ich knapp.
"Du hast eigentlich Bettruhe.", erwiderte sie bestimmt. "Bitte leg dich wieder hin."
"Was passiert, wenn ich es nicht tue?", fragte ich.
Sie seufzte leise und stellte das Tablett mit dem Essen auf den Nachttisch.
"Iss etwas. Ich komme in einer Stunde wieder.", verabschiedete sie sich und zog die Tür hinter sich zu.
Ich hatte nicht mal Hunger. Hier im Krankenhaus gab es nichts zu tun. Ich wünschte es wäre irgendjemand hier. Noch nicht mal meine Mutter hatte mich in dieser Woche, die ich jetzt schon hier war, besucht.
Es klopfte an der Zimmertür.
"Ja.", murmelte ich leise und strich gedankenverloren mit den Fingerspitzen über die Blütenblätter des Straußes.
Ich konnte hören, wie die Tür mit einem leisen Klick geöffnet wurde.
"Céline?!", sprach eine Stimme unmittelbar hinter mir mich an.
Es war schon das dritte mal, das ich heute meinen Namen hörte.
Ich drehte mich auf meinem Bett um.
Vor mir stand Justin.
"Oh mein Gott! Wie...wie konntest du...ich meine es ist alles so schlimm. Wie zur Hölle hast du überlebt?", rief ich.
Herz begann schneller zu schlagen. So überrumpelt, wie ich war rannte ich auf ihn zu und umarmte ihn so herzlich, dass er fast nach hinten gefallen wäre.
Um zum Punkt zu kommen:
Justin und ich hatten einen Autounfall. Das erklärte auch, wieso ich im Krankenhaus war. Jedoch war mir bis jetzt nicht bewusst, dass Justin vor der Polizei entkommen und überlebt hatte. Er hatte am Steuer gesessen. Ich wusste nur noch, dass dieses Auto auf uns zu kam und dann war alles dunkel. Ich hatte wie gesagt niemals gedacht, dass er überlebt hatte.
"Ich hatte nach dem Unfall versucht dich irgendwie zu wecken. Du warst weg getreten. Ich hatte versucht weg zu kommen. Das habe ich dann auch geschafft. Bevor die Polizei kam.", erklärte er leise.
Ich strich ihm durch das kurze braune Haare. Er berührte meine Wange.
"Verdammt, das hat mir so gefehlt. Du hast mir so gefehlt.", er seufzte und küsste meine Wange.
"Ich liebe dich.", flüsterte ich.
Seine Lippen berührten meine. Alles schien vergessen. Ihm entfuhr ein leises Seufzen und er küsste mich leidenschaftlicher als je zuvor. Ich stieß mit den Kniekehlen gegen das Bett und schon lag ich darauf und er über mir.
"Cel-", stieß er zwischen zwei Küssen hervor. "Wir können nicht so weiter machen."
"Verdammt das können wir. Ich hab dich so vermisst.", erwiderte ich.
"Ich weiß.", flüsterte er und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich bin verrückt."
"Ich bin auch verrückt. Verrückt nach dir, mein Schatz.", raunte er mir ins Ohr.
"Seit wann bist du so süß?", fragte ich und grinste.
"Ich dachte dir gefällt es....das tut es auch.", stellte er fest und stützte sich mit dem Ellenbogen auf.
Ich grinste noch mehr und berührte sein Gesicht. Ich strich mit den Fingerspitzen über seine Lippen.
"Du machst mich verrückt!", raunte er und seufzte leise.
Ich reckte meinen Kopf ihm entgegen. Unsere Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter.
"Du wagst es wirklich?", fragte er leise.
Er presste seine weichen Lippen auf meine. Meine Gedanken schienen zu explodieren. Wenn ich je an seiner Liebe gezweifelt hatte, dann war jetzt der Zeitpunkt, an dem ich es nie hätte tun sollen.
Er war wirklich zurückgekommen. Er hatte mich nicht im Stich gelassen.
Meine Hände lagen auf seinem Rücken. Die Beine hatte ich um seine Hüften geschlungen, sodass sein ganzer Körper komplett auf meinem war. Er atmete schneller und vergrub seine Hände in meinen Haaren. Das zwang mich dazu ihn noch leidenschaftlicher zu küssen.
"Ich liebe dich! Ich liebe dich! Ich liebe dich!", murmelte er an meinen Lippen, betrunken von den Küssen.
"Ich li-", fing ich an.
"Ich weiß.", er grinste.
" Du hast eindeutig ein übertriebenes Selbstbewusstsein.", flüsterte ich und lachte leise.
Er verzog seine Augen zu Schlitzen.
Okay das war ziemlich sexy. Er legte sich neben mich und kitzelte mich dann richtig durch.
"Ist...gut. Ich nehme alles zurück.", keuchte ich.
Er ließ sich grinsend auf die Matratze fallen.
"Ich muss hier weg.", sagte ich nach einer Weile.
Er unterbrach das Streicheln auf meinem Arm.
"Wie hast du dir das vorgestellt?", fragte er mich.
Seine grünen Augen sahen mich verständnislos an.
"Ich bin nicht allzu sehr verletzt, wie du siehst. Sie haben nur gesagt, dass sie mich zur Kontrolle hier behalten wollen.", sagte ich leise.
"Nicht allzu sehr verletzt?! Das ich nicht lache. Also bitte, Céline. Du hast eine Platzwunde am Kopf und deine Hände haben immer noch ziemlich große Schnittwunden, die noch nicht ganz verheilt sind.", er nahm meine Hände, um sie zu betrachten.
"Das weiß ich alles selbst! Aber es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.", fauchte ich und entzog ihm meine Hände.
"Céline!", sagte er wütend.
"Justin, das alles hier macht es noch schlimmer. Das Krankenhaus macht mich verrückt. Ich kann nicht raus. Nicht in die Natur. Du weißt selbst, dass ich sie brauche.", erzählte ich weiter.
"Du weißt, dass ich alles für dich machen würde. Alles. Aber, wie hast du dir das vorgestellt? Wie soll ich dich hier rausholen, wenn dich alle Krankenschwestern kennen?", erwiderte er.
"Du hast ja Recht.", murmelte ich nach einer Weile Schweigen.
Ich strich sanft über seine Brust. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich seufzte und war dann wirklich das erste mal seit Tagen eingeschlafen.

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