Kapitel 6

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Nach dem ich andere Kleidung angezogen hatte führte mich Jules aus dem Zelt.
Es war doch noch ziemlich früh am Morgen. Kleine Wassertropfen hingen an den Halmen der Gräser. Die ersten warmen Sonnenstrahlen des Tages erwärmten meine Haut. Zumindest dort, wo Haut zusehen war. Das war nun mal mein Gesicht. Mehr nicht.
Doch ich empfand keine Wärme, wie es hätte sein müssen. Dort wo, die Strahlen mich berührten spürte ich nichts. Gar nichts.
Ich drehte mich zu Jules um, der hinter mir stand.
"Ja. Das ist das Problem. Eure Sonne spendet Wärme und Licht. Unsere nur Licht.", erklärte er knapp.
Ich nickte und vergrub mich noch tiefer in seinem Mantel.
Jules war komisch, rätselhaft und anders.
Ich hatte nicht wirklich Angst vor ihm, aber Respekt. Er kannte sich aus, wusste wie man zu leben hatte. Ich fühlte mich einfach nur unwissend und dumm. Ich hatte mich noch nie so fehl am Platz gefühlt, wie jetzt.
"Kommst du. Wir müssen den nächsten Bach finden.", riss er mich aus den Gedanken.
Es war so ruhig hier. Die fünf Zelte waren alle fest verschlossen, das Feuer ausgetreten, sodass man kaum noch erkennen konnte, wo zuvor es gewesen war.
Ich folgte Jules, der mich durch dichtes Unterholz führte. Er bückte sich, roch an der Erde. Er rümpfte die Nase und murmelte unverständliches Zeug.
Ich ging ihm brav nach. Der Gedanke mit dem Pfadfinder war vielleicht doch nicht so verkehrt. Dennoch hatte Ar es abgestritten.
Der Wald wurde dichter und dünne Zweige peitschten in mein Gesicht. Jedes mal zuckte ich zusammen. Schon bald (nach weiteren frünf Minuten) vernahm ich das fröhliche plätschern von einem Bachlauf.
Ich begann schneller zu gehen. Die Sehnsucht nach sauberen Wasser und etwas zu trinken war zu groß.
"Pssst.", zischte Jules vor mir und hielt mich am Arm zurück.
Ich sah ihn fragend an, doch er ignorierte mich.
Dann ging er in die Hocke und krabbelte hinter einen Baum. Ich tat es ihm gleich. Bei solchen Jungen wie ihm wusste ich nicht, was sie vor hatten.
Ich entdeckte nahe an dem kleinen Bach ein Junge etwa in unserem Alter.
Er ging in die Knie. Sein Gesicht war verdeckt. Er hatte Schulter lange aschblonde Haare. Er trug lange Stiefel, einen langen Pelzmantel. Die Größe konnte ich nicht einschätzen. Wem fiel es denn bitte leicht das einzuschätzen, wenn die Person kniete?
Er war wohl muskulös, denn es fiel ihm leicht seine Blechflasche aus dem Wasser zu fischen. Während ich ihm beobachtete merkte ich gar nicht, wie Jules sich an ihn heran geschlichen hatte.
Mann war der leise. So leise und vorsichtig, wie ein Fuchs.
Ich hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht laut zu schreien.
Jules hielt den Jungen fest und mit der anderen Hand hielt er ein Messer an seine Kehle.
Ich konnte mich nicht länger beherrschen.
"Jules, was machst du da?", schrie ich entsetzt.
"Das ist ein Spion von der Königin. Er muss mit kommen.", sagte er zu mir.
"Sind noch mehr hier?", fragte Jules an den Jungen gewandt.
Der Arme schüttelte schüchtern mit dem Kopf und ließ sich von Jules mitziehen.
Doch der hörte mit dem festen griff nicht auf.
"Cel. Komm mit!", befahl er. "Tut mir leid das mit der Wäsche wird nichts."
Die Augen von dem Jungen trafen mich für eine Sekunde. Grüne Augen. Teufelswerk...
Schnell senkte er den Blick wieder und seine Haare fielen ihm ins  Gesicht.
Er tat mir so leid.
"Jules. Lass ihn los.", sagte ich und trat neben ihn. "Bitte."
"Er wird fliehen.", sagte er und verstärkte seinen Griff um ihn.
Verzweifelt sah ich zu dem Jungen, der mit dem Kopf schüttelte.
"Wird er nicht.", sagte ich und berührte Jules an seiner Jacke. "Bitte. Du tust ihm weh."
Der Junge war zwar größer als er und hatte viele Muskeln, aber es sah trotzdem so aus, als ob er unter Schmerzen litt.
"Du hast hier nichts zu befehlen.", zischte er und kam nahe an mein Gesicht.
Ich verzog angewidert das Gesicht.
"Komm mir nicht zu nahe du..", fauchte ich zurück.
Ich bemerkte, dass diskutieren nichts nützte.
Jules begann laut zu lachen und schob den Jungen weiter.
Ich trabte hinter den beiden her. Ich musste stinken, wie zehn Pferde. Und das Blut, was noch an mir klebte, machte die Situation nicht besser.
An dem Lager angekommen, fesselte Jules den Jungen und befahl ihm sich zu setzten.
Während Jules die anderen beim Abbau der Zelte half, kniete ich mich vor den Jungen hin.
Sein Gesicht hing auf seiner Brust, sodass ich es kaum sehen konnte.
"Wie heißt du?", fragte ich ihn leise.
"Collin.", bekam ich als Antwort.
Er sah mich immer noch nicht an.
"Ich bin Cel. Ich kenne mich hier überhaupt nicht aus. Ich bin vielleicht erst ein zwei Tage hier und habe keinen Plan, was hier eigentlich gespielt wird.", sagte ich.
Sein Kopf hielt er immer noch gesenkt.
Ich packte ihn am Kinn und zerrte seinen Kopf nach hinten.
"Was ist los mit dir?", fragte ich ihn.
Eine feine Narbe zog sich von seinem Auge bis zur Schläfe.
"Du bist doch nur ein Spion von denen.", sagte er und sah mich wütend an.
Er glaubte mir nicht.
Er war misstrauisch.
Das gefiel mir.
"Das bin ich nicht. Glaub mir.", sagte ich.
Er sah mir immer noch tief in die Augen.
Was erwartete er da wohl zu sehen?
Innerlich kicherte ich belustigt.
"Okay...angenommen ich glaube dir. Was soll ich dir erzählen?", fragte er mich und zog die Augenbrauen nach oben.
"Ich will nichts wissen. Ich bin nur froh, dass ich deinen Namen weiß.", gab ich zu.
Grinsend ließ ich sein Kinn los und entfernte mich von ihm.
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Hallo meine lieben Leser da draußen,
Wie immer hoffe ich, dass es euch allen gut geht.
Ich habe mal ein neues Cover "erstellt".
Meine Freundin wird mir vielleicht bald ein neues erstellen.😊
Über Meinungen und Votes freue ich mich immer.❤
Bis bald!
Eure
Potterheart007

Just A Dream? #writeraward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt