Kapitel 27

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Ich wusste nicht, wie ich es ihm sagen sollte.

Adam stand vor mir, beide Hände in den Taschen seiner Jacke versteckt. Seine braunen Augen blickten besorgt auf mich hinab.

Ich senkte den Blick, konnte ihm nicht länger in die Augen sehen, während mir unaufhaltsam Tränen über die Wangen liefen.

,,Was ist los, Hannah?", fragte Adam und wollte nach meiner Hand greifen, welche ich jedoch sofort wegzog.

Adam seufzte, wandte sich von mir ab und raufte sich die Haare, welche ihm ungemacht in die Stirn fielen. ,,Hannah.. du machst mich wahnsinnig. Was ist los? Sag es mir.. was ist passiert?"

Meine Knie waren so weich, dass ich glaubte, sie würden jeden Moment unter mir nachgeben.

Gerade öffnete ich die Lippen, um etwas zu sagen, als Adam sich mir wieder zuwandte. Mein Herz setzte einen Augenblick aus, auch mein Atem stockte.

,,Ich .. ich schäme mich so..", murmelte ich. Das Blut stieg mir in den Kopf, meine Wangen glühten.

,,Du kannst mir alles sagen, Hannah. Ich habe dir versprochen, für dich da zu sein und dir zu helfen", sagte der Braunhaarige bestimmt und schob seine Hände zurück in die Taschen seiner Jacke, welche er noch immer nicht ausgezogen hatte.

Schweigend machte ich einen Schritt zurück und setzte mich auf mein Bett.

,,Ich glaube ich bin schwanger, Adam.."

Ich hörte ihn schwer schlucken.

Meine Augen brannten von den Tränen, die sich weiterhin in ihnen bildeten und die mir nun bloß noch weiter über die vor Scham geröteten Wangen strömten.

,,Schwanger..", wiederholte er.

,,Von ihm", flüsterte ich atemlos. Von Brandon.

,,Von ihm..", wieder wiederholte Adam meine Worte und streifte sich nun doch die Jacke von den Schultern, warf sie über meinen Stuhl, ehe er sich neben mich aufs Bett setzte und sich erneut die Haare raufte. ,,Hast du einen Test gemacht?"

Ich nickte. ,,Ja"

,,Und der war positiv?" Er schielte in meine Richtung.

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich habe ihn weggeschmissen"

,,Okay, also auf das Ergebnis hast du nicht geguckt?", fragte Adam mich.

Daraufhin nickte ich zustimmend. Obwohl ich die Gewissheit haben wollte, machte sie mir auch Angst, denn ich wusste, wie wenig mir das Ergebnis gefallen würde und wie sehr es mich in noch weitere Schwierigkeiten brächte.

,,Lass uns nachsehen, Hannah", sagte Adam entschieden, doch ich schüttelte den Kopf.

,,Ich kann nicht", weinte ich.

,,Auch wenn du die Antwort nicht wissen willst, müssen wir nachsehen", versuchte Adam mir weiß zu machen. ,,Ich habe dir versprochen, für dich da zu sein. Lass uns nachsehen, Hannah."

,,Ich .. okay" Ich wollte nicht. Ich wollte das Ergebnis nicht sehen. Ich wollte die Wahrheit nicht wissen.

Im Badezimmer öffnete Adam den Mülleimer und zog den Test heraus.

Einen kurzen Augenblick beäugte er ihn, ehe ihm sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich und er sich in meine Richtung umdrehte. Ich rechnete bereits mit dem Schlimmsten. Doch in seinen Augen sah ich Erleichterung aufblitzen.

,,Negativ"

Negativ?

,,Negativ?", hakte ich nach und riss ihm den Test aus der Hand.

Tatsächlich negativ.

Vor lauter Erleichterung vergaß ich mich für einen Moment und fiel Adam um den Hals, welcher erst regungslos in seiner Position verharrte, ehe er vorsichtig die Arme um mich legte, um meine Umarmung zu erwidern und tief einatmete.

Es war das zweite Mal, dass wir uns so nah waren und ich mich nicht schlecht fühlte oder das Gefühl hatte, jemand würde mir Böses wollen.

Dennoch fand die Umarmung auch genau so schnell ein Ende, wie sie entstanden ist.

,,Danke" Mit einem nervösen Räuspern senkte ich meinen Blick und presste meine Lippen aufeinander.

Adam wich einen Schritt zurück. ,,Du kannst auf mich zählen", erwiderte er und verschränkte seine Arme.

Für mich war es nicht selbstverständlich. Nicht, nachdem sogar Claire sich von mir abwandte, obwohl ich aktuell nicht sagen konnte, wie es nun eigentlich um sie und mich stand, denn viel Kontakt hatten wir noch immer nicht, obwohl an jenem Tag in der Umkleide alles auf eine Versöhnung hinzudeuten schien, wobei es seltsam war, da sie wusste, dass etwas zwischen Brandon und mir vorgefallen war.

Sie brauchte wohl einfach noch etwas Zeit für sich, um ihre Gedanken ordnen zu können.

Und doch lebte sie weiter mit Brandon unter einem Dach. Ich würde es nicht aushalten. Ich hielt es nicht einmal aus, bloß an Brandon zu denken. Allein sein Name bereitete mir starkes Unwohlsein.

,,Dann sehen wir uns in der Schule", sagte ich nach einer Weile, in der keiner von uns ein Wort sprach und wir in verschiedene Richtungen blickten.

Adam nickte. ,,Genau", fügte er hinzu. Ich wagte einen Blick in seine Richtung. Er erwiderte meinen Blick nicht, seine braunen Augen musterten die dunklen Sneaker, welche er trug. Er griff nach seiner Jacke, welche über meinem Stuhl hing und hatte sie sich kaum angezogen, da verließ er bereits mit einem letzten Lächeln in meine Richtung und dem Blick dennoch an mir vorbei den Raum. ,,Bis dann", murmelte er dabei und verschwand schließlich.

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