Kapitel 29

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23. Oktober 2015, 15:00

Der Unterricht war beendet. Die Schüler stürmten aus dem Gebäude. Offensichtlich konnten sie es alle kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen. Nächste Woche würden wir eine Klausur in Mathe schreiben, für die ich mich unfassbar unvorbereitet fühlte, da mir das Thema ganz und gar nicht leicht fiel. Adam hingegen war in Mathe wie üblich besser als der Durchschnitt.

,,Wenn du Lust hast, kannst du morgen zu mir kommen und wir lernen zusammen", schlug Adam vor und lächelte mich von der Seite an. Er wusste, dass ich in Mathe nie besser als eine fünf schreibe. Und auch in den anderen Fächern ließ ich seit dem Beginn des Schuljahres nach.

Ich bemühte mich ja nicht mal mehr um eine gute Note. Heimlich schob ich es auf meine sich ständig um Brandon kreisenden Gedanken, doch eigentlich lag es an mir.

,,Das würde mir sehr helfen, danke", erwiderte ich und lächelte kurz zurück, ehe mein Blick auf einen dunkelblauen Wagen fiel, welcher auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand. Aprubt blieb ich stehen und griff aus dem Affekt heraus nach Adams Hand, welche ich ebenso schnell auch wieder los ließ.

,,Was ist los?", fragte der Braunhaarige besorgt und folgte meinem Blick, blieb an dem blauen Wagen hängen, dessen Fahrer Brandon war. Brandon tippte gerade auf seinem Handy herum, als er den Blick hob und Adam und mich ansah.

,,Lass uns gehen" Meine Stimme zitterte vor Angst. Claire, die auf den blauen Wagen zusteuerte, hatte meine Reaktion gesehen und blieb kurz stehen, ehe sie in den Wagen einstieg. Ich konnte beobachten, wie sie und Brandon zu diskutieren anfingen, jedoch wollte ich ihre Angelegenheiten nicht zu meinen machen. Adam und ich entschieden uns, den langen Weg am Fluss entlang zu gehen.

,,Ob es je besser werden wird?", dachte ich laut nach und stellte damit das Knirschen der Steine auf dem Sand unter unseren Füßen, das leise Plätschern des Flusses und das Zwitschern der Vögel in den Hintergrund.

,,Was meinst du?", fragte Adam, der mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders gewesen ist, verwirrt und hob dabei eine Augenbrauen.

,,Jedes Mal, wenn ich ihn sehe.. tut es einfach weh", murmelte ich. Das Blut erhitzte meine Wangen, färbte diese in ein dunkles, beschämtes Rot.

Adam nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase, ehe er die Luft ebenso schnell wieder ausstieß. Manchmal glaubte ich, ihn mit dem Thema Brandon zu stören. Ihn damit zu belasten war nicht das, was ich wollte, doch er war die einzige Person, mit der ich darüber sprechen konnte. ,,Ich glaube nicht, dass es besser wird, wenn du ihn ständig sehen musst. Er sollte nicht ungestraft davon kommen und ich weiß, dass du dir dessen bewusst bist"

Natürlich wusste ich, dass Brandon für das, was er mir angetan hatte, bestraft werden musste. ,,Du verstehst das nicht.."

,,Und wie ich das verstehe", widersprach Adam mir und blieb schließlich stehen, drehte sich in meine Richtung und sah mich eine ganze Weile schweigend an. ,,Du hast Angst. Ich weiß das. Aber die Menschen, die dich lieben, werden hinter dir stehen. Genau wie ich, das habe ich dir versprochen"

,,Danke", antwortete ich, setzte mich langsam wieder in Bewegung. ,,Wann soll ich bei dir sein? Zum Lernen meine ich.."

Mein Themawechsel schien ihn kaum zu stören. Zumindest ging er darauf ein. ,,Du kannst um zwei kommen"

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24. Oktober 2015

Um kurz nach zwei kam ich vor Adams Haustür zum Stehen. Es kostete mich einige Sekunden, bis ich mich dazu überwinden konnte, zu klingeln. Irgendwie war ich aufgeregt, denn zuvor hatte ich mich mit Adam nie bei ihm getroffen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde.

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