Kapitel 38

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,,Es tut mir leid", hatte er gesagt und war daraufhin mit der Ausrede eine dringende Nachricht von seiner Mutter erhalten zu haben gegangen.

In dem Moment, als er mir den Rücken kehrte und ging, war ich zu benommen, um ihn aufzuhalten.

Tausende Fragen gingen mir durch den Kopf. Eine davon wiederholte sich immer und immer wieder.

Was tut ihm leid?

Ich wusste nicht, was das eben zwischen uns war. Vielleicht war es auch besser, es nicht zu hinterfragen und es ruhen zu lassen, bevor es uns entzweite. Denn was es auch war, es hätte alles verändert, was nicht bedeutete, dass es schlecht war.. oder falsch.

Aber vielleicht war im Moment nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

Und möglicherweise war weder er, noch ich dazu bereit.

Es wäre ein Fehler gewesen, ein schöner Fehler, der mich vermutlich vollkommen aus der Bahn geworfen hätte. Adam wusste das. Und deshalb hatte er sich entschuldigt.

Und gegangen war er, weil er überfordert war und nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte.

Jedenfalls war das plausibel, oder?

Es lag nicht an mir, richtig?

Falsch.

Es musste an mir liegen. Adam sah nicht mehr in mir als das zerbrechliche, traurige, verängstigte Mädchen, als welches er mich kennengelernt hatte. Er hatte Mitleid mit mir und das war es, was ihn dazu bringen wollte, diesen Fehler zu begehen.

Diesen schönen, dennoch alles zerstörenden, Fehler, mich zu küssen.

Denn das war es, was fast passiert wäre; Er wollte mich küssen.

Oder ich ihn.

Oder wir uns.

Wie auch immer.

Sämtlicher Appetit war mir vergangen, weshalb ich mich mit der Ausrede, mir würde es nicht sehr gut gehen, in mein Zimmer zurückzog, wo ich mich mit dem Blick gen Decke auf mein Bett legte und die Leuchtsterne zu zählen begann, um mich abzulenken, doch zwischendrin geriet ich immer wieder ins Stocken, weil meine Gedanken immer wieder zu Adam abschweiften.

Adam, der mich küssen wollte.

Adam, den irgendwie auch ich küssen wollte und es im Nachhinein bitter bereut hätte.

Adam, der einfach zu gut war für diese beschissene Welt und sich für einen dummen Fehler entschuldigte, der nie passiert war.

Adam, Adam, Adam.

Hier einfach so liegen zu bleiben mit diesem mulmigen irgendwie unangenehmen Gefühl im Magen erschien mir nicht als richtig.

Also machte ich mich Aufbruchbereit und teilte meinen Eltern mit, dass ich einen kleinen Spaziergang machen würde, um etwas frische Luft zu schnappen. Ich versicherte ihnen, sofort anzurufen, wenn es mir akut schlecht gehen sollte, denn sie machten sich Sorgen, mir könnte etwas passieren.

Und dann verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zu Adam.

Ich wusste nicht, ob er mich sehen wollte oder ob er mich fort schickte. Letzteres jedenfalls würde mir vermutlich das Herz auf eine gewisse Weise brechen. Irgendwie, denke ich. Zumindest wäre es mir nicht egal.

Erst traute ich mich nicht, zu klingeln, denn ich fürchtete mich vor seiner Reaktion oder auch viel mehr davor, abgewiesen zu werden, doch wie sagt man noch gleich so schön? - Manchmal sollte man über seinen eigenen Schatten springen.

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