Mit gesenktem Blick saß ich am Esstisch und schaufelte einen Bissen nach dem anderen in mich hinein.
Vielleicht war es lediglich eine Phase, aber ich hatte das Gefühl, mein Appetit würde allmählich wiederkehren, was vielleicht daran lag, dass ich eine meiner größten Sorgen nun ruhen lassen konnte.
Natürlich war es trotzdem nicht einfacher. Die Erinnerungen an meinen Geburtstag ließen mich noch immer nicht los und jedes Mal, wenn ich das Haus verließ und zur Schule ging, fürchtete ich, Brandon könnte auftauchen und versuchen mit mir zu sprechen und das, was vorgefallen war, wieder auf den Alkohol schieben.
Und obwohl ich wusste, dass ich es nicht wollte, machte ich mir noch immer Vorwürfe, denn hätte ich versucht mich mehr zu wehren, ihn abzuschütteln und ihm mit Worten deutlich gemacht es nicht zu wollen, dann hätte er vielleicht von mir abgelassen, begriffen, dass es nicht von uns beiden gewollt war und schließlich gegangen, aber.. nein. Ich habe es über mich ergehen lassen, denn ich war und bin schwach, hatte zu viel Angst vor dem, was noch hätte passieren können und wollte es nur schnell hinter mich bringen, um heil aus der Sache herauszukommen.
Doch auch wenn ich körperlich unversehrt geblieben bin, hatte ich psychisch ziemlich damit zu kämpfen. Das wusste ich selbst und ich wusste, dass ich sicherlich auch auf andere einen labilen Eindruck machte mit meinen ständig geröteten Augen und meinen schnellen Tränenausbrüchen.
Mit zusammengepressten Lippen hob ich meinen Blick, denn meine Mutter sagte meinen Namen in genau dem Moment, in dem mein Vater sein Geschirr in die Spülmaschine räumte und wortlos den Raum verließ.
,,Wir müssen über etwas reden", teilte meine Mutter mir mit und legte ihre Gabel beiseite. Anhand der Falte, die sich zwischen ihren Augenbrauen gebildet hatte, erkannte ich, dass es ein ernstes Thema war. Etwas, was wohl zwischen uns bleiben sollte, denn sonst hätte sie nicht gewartet, bis Dad den Raum verlässt.
,,Okay", erwiderte ich und schluckte schwer, denn ich hatte eine Vermutung, worum es sich handeln könnte.
,,Du verstehst dich ziemlich gut mit Adam und das respektieren wir, aber du würdest es uns doch sagen, wenn ihr zusammen wärt, oder?"
Ich blinzelte mehrmals. Eine Beziehung mit Adam? ,,Was?!", fragte ich schockiert und zog die Augenbrauen zusammen. ,,Nein, wir sind nicht.. zusammen, Mom. Das ist absurd"
Meine Mutter seufzte und stand auf. ,,Dein Vater hat mir an dem Tag, an dem Adam sich uns im Krankenhaus vorgestellt hat, gesagt, er würde ein schlechtes Gefühl ihm gegenüber haben.. ich habe Angst, dass er damit recht behalten soll.." Sie öffnete einen der Küchenschränke und holte etwas heraus, was mir bloß allzu bekannt vorkam.
Es war der Schwangerschaftstest, den ich vor einigen Tagen gemacht hatte.
,,Mom.." Die Verzweiflung stand sowohl ihr, als auch mir ins Gesicht geschrieben. Mir hätte klar sein müssen, dass es dazu kommen würde, doch ich hatte nicht nachgedacht. Und Adam offensichtlich auch nicht.
,,Du kannst froh sein, dass nicht dein Vater ihn gefunden hat! Was meinst du wie der reagieren würde!" Ihre Stimme klang streng und doch bedacht leise, damit Dad uns nicht hörte, der gleich wieder ins Wohnzimmer verschwunden war, weil Mom und er sich vorhin gestritten haben und Dad dann immer so verdammt stur ist und kein Wort mehr spricht.
,,Es tut mir leid" Es tat mir wirklich leid, dass ich eine so große Enttäuschung für sie war.
,,Hannah, Liebling. Ich liebe dich, du bist mein einziges Kind und ich möchte nur das allerbeste für dich", versicherte sie mir und legte ihre zierliche Hand an meine Wange. Ich ließ es über mich ergehen. Ihre Worte taten mir sogar wirklich gut und ich nahm sie mir zu Herzen - im positiven Sinne. Doch wie sollte ich mich aus der Sache jetzt so einfach rausreden?
,,Mom.. ich weiß. Ich liebe dich auch, okay?", versicherte ich ihr. Meine Mundwinkel zuckten zu einem leichten Lächeln, welches sie nicht erwiderte, denn ihrem Blick nach zu urteilen war sie viel zu aufgebracht - verständlicherweise.
,,Also haben du und er unverhütet - "
,,Mom! Stopp." Meine Stimme erhob sich und ich wich ihrer Hand aus, welche noch an meiner Wange ruhte. ,,Ich.. ich kann nicht darüber reden. Aber es hat rein gar nichts mit Adam zu tun! Er ist ein guter Junge, wir sind Freunde. Das wars. Nicht mehr, nicht weniger."
,,Aber.. mit wem - "
,,Mom.. bitte!" Ich kniff meine Augen zu, raufte mir die Haare und stand von meinem Stuhl auf. ,,Es ist egal, bitte lass es einfach gut sein. Der Test war sowieso negativ und.. es hat sich erledigt, okay??"
Ihre Lippen öffneten sich. Ihren Wangen entwich jegliche Farbe, doch statt das zu sagen, was ihr auf der Zunge brannte, presste sie die Lippen bloß zusammen und senkte nickend den Kopf. ,,Okay.. ich, ich verstehe."
Mit einem Nicken schob ich meinen Stuhl an den Tisch, räumte meinen Teller in die Spülmaschine und wollte den Raum verlassen. ,,Hannah!", rief meine Mutter mich zurück. Ich verharrte im Türrahmen, wandte mich meiner Mutter aufmerksam zu.
Ihre Augen hafteten auf dem Schwangerschaftstest, welchen sie zwischen Daumen und Zeigefinger hielt und nervös damit auf ihre Handfläche klopfte.
,,Denk daran, dass du mir alles sagen kannst, was dir auf dem Herzen liegt. Ich stehe immer hinter dir, ganz egal, was es ist, okay?" Ihre Augen wanderten über meinen Körper und ich glaubte etwas in ihnen aufblitzen zu sehen, jedoch konnte ich nicht genau sagen, was es war. Aber es machte mir Angst, denn ich wollte nicht, dass sie der Wahrheit auf die Spur kam.
Schweigend verschwand ich in meinem Zimmer und kam wie üblich den Rest des Tages nicht mehr heraus.
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Hab irgendwie das Gefühl die Geschichte verliert so langsam ihre Spannung. 😂
Aber hoffe euch hat das Kapitel gefallen. 👍
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Eighteen
Teen FictionAbgeschlossen ✔️ Hannahs 18. Geburtstag beginnt mit einer großen Tragödie, als sie auf ihrer eigenen Party Opfer sexuellen Missbrauchs wird. Danach ist für sie nichts mehr, wie es einmal gewesen ist. Plötzlich entstehende Gerüchte sorgen dafür, das...