Kapitel 2

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In diesem Moment öffnete sich die Tür und meine Mutter kam, mit einem Kaffee in der Hand, hinein. „Schatz!", rief sie freudig aus, „Du bist wach." „Mama....", sagte ich leise. „Psssst!", sagte sie und hielt sich ihren Zeigefinger vor den Mund. Sie schloss hinter sich die Tür, trat auf mich zu und setzte sich auf einen Hocker, der rechts neben meinem Bett stand. „Du liegst im Krankenhaus. Ein Autofahrer hatte dich am Sonntag erwischt", erklärte sie ruhig und stellte ihre Kaffeetasse auf einen Tisch, der ebenfalls neben meinem Bett stand ab. „Sonntag?", fragte ich. „Ja, die Ärzte hatten dich zwei Tage in ein künstliches Koma gelegt, damit deine Verletzungen besser heilen", sagte sie ruhig. „Oh", brachte ich perplex heraus. „Es ist nichts schlimmes Schatz. Die Ärzte sagen du kannst bald wieder raus. Du hast zwei gebrochene Rippen, eine Gehirnerschütterung, einen verstauchten Arm und dein Rückenmark wurde gequetscht. Die unzähligen Prellungen lasse ich mal unter den Tisch fallen", erklärte sie weiter und nahm einen Schluck von ihrem Kaffee, „ich bin froh das dir nicht mehr passiert ist. Papa und ich hatten einen fürchterlichen Schreck bekommen als Judy uns anrief und sagte du hättest einen Unfall gehabt." „Oh, das wollte ich nicht", flüsterte ich traurig. Ich mochte es einfach nicht, wenn andere sich Sorgen um mich machten. „Ach meine Kleine", seufzte meine Mama und streckte ihre freie Hand aus. Vorsichtig legte sie sie auf meine und streichelte mit ihrem Daumen leicht meinen Handrücken: „Ruhe dich noch etwas aus." Müde nickte ich und schloss wieder meine Augen. Ich konnte mich nur an quietschende Reifen und fremde Stimmen die irgendwas riefen erinnern, aber danach war mein Gehirn wie leergefegt. Sonntag... Zwei Tag Koma... war heute Dienstag? Meine Gedanken kreisten um unzählige Fragen, während ich mich innerlich langsam wieder sortierte. Ich merkte wie meine Mutter mir noch etwas meine Hand tätschelte und so schlief ich langsam immer noch erschöpft ein.

Die Tage zogen an mir vorbei und nun lag ich schon fünf Tage hier auf der Unfallstation im Bünder Lukas Krankenhaus. Jeder Tag lief gleich ab: Frühstück, Visite der behandelten Ärzte, leckeres Krankenhaus Mittagessen, Besuch von meiner Familie und Freunden, ebenso leckeres Krankenhaus Abendessen und der letzte Besuch der behandelten Ärzte. Jede Stunde ähnelte der gleichen Stunde am Vortag... Tag ein Tag aus... immer der selbe langweilige Ablauf! Das einzige, was mich davon abhielt komplett durchzudrehen, war meine Mitzimmerkollegin Hannah. Wir hatten echt viel Spaß zusammen und sie war echt super nett. Ich hatte so das Gefühl, das man mit ihr echt Pferde stehlen konnte. Schnell freundeten wir uns an und tauschten sogar nach zwei Tagen schon unsere Handynummern aus, um nach der Zeit hier im Krankenhaus weiter Kontakt zu halten. So meisterten wir zusammen Tag für Tag mit Fernsehen, Geschichten und Kartenspielen unseren langweiligen Krankenhausaufenthalt.

Ich löste gerade mit Hannah ein Sudoku-Rätsel, als es an der Tür klopfte. „Ja!", rief ich. „Chloé mein Schatz, ich bin's!", kam es von der Tür zurück. Meine Mutter stand mit einer großen, dunklen Sporttasche in der Tür und sagte: „Ich habe dir neue Sachen zum Anziehen mitgebracht. Die Ärzte sagten zwar dass du Morgen entlassen wirst, aber man weiß ja nie." Ich verdrehte die Augen und seufzte leicht. Ich wollte hier raus und nicht hier einziehen! „Danke Mama", antwortete ich immer noch mit dem Seufzer im Einklang. Sie schloss die Tür und schaute wie ein Schwerverbrecher nach links und rechts. „Ich habe dir auch ein bisschen was Süßes mit rein geschmuggelt", sagte meine Mutter mit einem Blick, als wenn sie eine hoch gefährliche Waffe in der Tasche hätte. „Mama!", lachte ich und auch Hannah lachte lauthals los. Meine Mutter war echt die Beste! Sie stimmte mit ein, setzte sich auf den Bettrand und fuhr mit ihrem Gespräch fort: „Du bist so mager geworden. Du musst endlich mal wieder was essen damit du schnell gesund wirst." „Ja ich weiß, aber das ist nicht so lecker hier", seufzte ich. „Ich weiß mein Schatz. Krankenhausessen ist und bleib nun mal Krankenhausessen", lächelte sie und strich mir sanft mit ihrer weichen Hand eine Haarsträhne hinter mein linkes Ohr.

Eine magische Begegnung - Gebrochenes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt