Kapitel 6

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte war ich etwas traurig, dass mein Traum nur ein Traum war. Ich streckte mich und schnappte mir mein Tablet. „Guten Morgen", gähnte Hannah, „schon so fleißig?" „Morgen, ja ich google nach den Ehrlich Brothers. Sie gehen mir irgendwie nicht mehr aus dem Kopf", antwortete ich voller Eifer. Ich schaute zusammen mit Hannah Videos von ihnen, las Berichte und fand sie schließlich auch ganz schnell auf Facebook. Natürlich! Wer hat heutzutage denn auch kein Facebook? Ich klickte auf ihre Alben und schaute mir die Bilder von ihnen an. So ging der Tag recht schnell vorbei. Als ich zur Uhr schaute zuckte ich zusammen. War es wirklich schon 14.30 Uhr? Oh Gott... Ich hüpfte erschrocken aus dem Bett. Um 15 Uhr kommen meine Eltern! Ich werde ja heute entlassen, endlich! Nach 8 Tagen wurde es aber auch mal Zeit! Schnell lief ich ins kleine Bad und zog mich um: von einem rosafarbenen Top und einer sehr bequemen, rosa-weißen Stoffhotpens in meinen übergroßen Lieblings Pullover und eine schlichte, schwarze Kuschel-Jogginghose. Ich betrachtete mich im Spiegel und stellte fest, dass ich schrecklich aussah, aber zum Duschen hatte ich weder Zeit noch Lust. Das konnte ich auch noch nachher Zuhause in vertrauter Umgebung machen.

Um Punkt 15 Uhr stürmten meine Eltern regelrecht in das Zimmer. „Schatz!", rief meine Mutter freudig und nahm mich in ihre Arme. „War der Arzt schon da?", hörte ich die raue Stimme meines Vaters. Ich löste mich aus der sanften Umarmung meiner Mutter und antwortete: „Nein, leider nicht." „Dann kommt er sicher jeden Moment", antwortete er freudig und schloss mich ebenfalls in eine lange Umarmung. Er sollte Recht behalten, denn nach ein paar Minuten trat ein Arzt im weißen Kittel in unser Zimmer. Der Arzt stellte sich mir vor, untersuchte mich noch einmal ausgiebig und ermahnte mich, was ich alles machen durfte und was nicht. Nach dem Abschlussgespräch stellte er mir dann endlich meine Entlassungspapiere für meinen Hausarzt aus und eine Krankschreibung für die nächste Woche. Dann verabschiedete er sich.

„Endlich!", jubelte ich, als die Tür hinter dem Arzt ins Schloss gefallen war. „Ich nehme schon mal deine Tasche und bringe sie zum Auto", sagte mein Vater stolz und griff nach meiner schwarzen Sporttasche, „hast du da Steine drin?" „Nein", lachte ich, „Mama meinte es nur gut mit mir." „Ihr sollte es ja an nichts fehlen", protestierte meine Mutter schnell und ich und mein Vater brachen in schallendes Gelächter aus. „Ich tue nochmal was für euch!", sagte meine Mutter gespielt beleidigt und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Ich habe dich lieb Mami", sagte ich schnell und gab ihr einen Kuss auf die Wange, „ich verabschiede mich noch schnell von Hannah." „Mach das Schatz. Papa und ich warten unten", antwortete sie, „Tschüss Hannah und weiterhin gute Besserung!" „Danke Susanne, Tschüss!", bedankte diese sich und dann schauten wir zu wie meine Eltern das Zimmer verließen. „Ich darf raus!", rief ich freudig, als ich mich zu ihr aufs Bett setzte. „Juhu!", jubelte sie und strahlte mich an, „Hast du ein Glück." „Ja, aber ich werde dich vermissen", gab ich zu. „Wir bleiben in Kontakt. Du hast ja meine Nummer und ich deine Chloé", sagte sie und nahm meine Hand. „Das stimmt. Ich melde mich", lächelte ich und strich ihr mit meinem Daumen über den Handrücken. „Wehe wenn nicht!", fauchte sie gespielt grimmig und dann fingen wir beide an zu lachen. „Komm schnell auf die Beine", sagte ich. „Werde ich", versprach sie, „Tschüss." „Tschüss", verabschiedete ich mich, schloss sie noch einmal in eine lange, herzliche Umarmung und lief aus dem Zimmer hinaus. Bevor ich die Tür hinter mir schloss drehte ich mich noch einmal zu ihr um und blickte in ihre warmen, grünen Augen. Sie warf mir ein Lächeln zu, welches ich erwiderte. Dann hob ich meine rechte Hand und winkte ihr noch einmal zu, bevor die Tür ins Schloss fiel.

Eine magische Begegnung - Gebrochenes VertrauenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt