Kapitel Zwölf

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Ich legte das Messer auf das Schneidebrett und griff nach dem Geschirrtuch, um mir meine Hände abzuwischen und gleichzeitig zum klingelnden Telefon zu gehen. Mir die Mühe zu machen auf die Anzeige zu sehen brauchte ich nicht, denn der Klingelton, der Barbie Girl trällerte, deutete nur auf eine Person hin.

>>Debbie<<, meldete ich mich gleich, nachdem ich abgenommen hatte. Den überaus nervigen Klingelton hatte ich vor Jahren eingestellt, da sich meine Schwester früher wie eine nervige Barbie aufgeführt hatte. Dieser war bis jetzt unverändert geblieben. Mein Klingelton bei war übrigens die Melodie aus dem Film Psycho, als die Frau von dem Mörder unter der Dusche angegriffen wurde. Fragt mich nicht wieso, denn Debra war eigentlich diejenige, die im Kopf nicht ganz richtig war.

>>Wie geht es meiner Lieblingsschwester<<, trällerte sie gut gelaunt in den Hörer.

>>Du hast nur eine<<, erwiderte ich und kehrte zurück in die Küche, wo ich sie auf laut stellte und weiter an dem Gemüse schnippelte. >>Was willst du?<<

>>Muss ich gleich etwas wollen, wenn ich meine Schwester anrufe?<< Meistens, ja. Eigentlich hingen fünfundneunzig Prozent ihrer Anrufe damit zusammen, dass sie etwas wollte.

>>Das muss ich jetzt nicht weiter erläutern oder?<<

>>Eigentlich wollte ich dir bescheid sagen, dass wir vor kurzen in Hongkong gelandet sind. Leo ist gerade dabei ins Hotel einzuchecken<<, berichtete sie mir, wobei sich ihre Stimme ziemlich erschöpft anhörte. Kein Wunder, so lange im Flieger zu sitzen sollte wirklich verboten werden. >>Morgen früh haben wir unser nächstes Meeting mit den neuen Geschäftspartnern und daraufhin eine Besichtigung in der Textilfabrik.<< 

 Ich rollte mit den Augen. Sie begann wieder ihren gesamten Terminkalender aufzusagen und wenn das geschah, wusste ich, dass sie gleich mit dem ganzen Geschäftszeug ankommen würde. Das musste ich unbedingt verhindern. >>Debbie, Liebes. Du weißt, dass ich dich liebe und wirklich schätze, aber wenn du gleich weiter über die Textilfabrik redest, lege ich auf.<< Meine Schwester kannte meine Meinung über dieses ganze Geschäft. Zwar freute ich mich wirklich für sie, dass sie etwas aus ihren Leben gemacht hatte, aber dieses Gerede langweilte mich einfach nur.

>>Ist ja schon gut. Jedenfalls sieht es so aus, als könnten wir unsere Reise etwas abkürzen.<<

Oh, okay. Das war dann doch eine Neuigkeit, die sie mir gleich am Anfang hätte sagen können, ohne dieses ganze Gerede.

>>Lisa wird sich freuen.<< Auch, wenn ich selbst froh darüber war, dass meine Schwester und ihr Mann früher nach Hause kommen würden, verspürte ich dennoch dieses mulmige Gefühl in mir, bei dem Gedanken wieder alleine in meinem Haus zu sein.

>>Ja. Ich freue mich, meinen kleinen Schatz endlich wieder in den Armen halten zu können<<, seufzte sie und sogar hier konnte ich ihre Sehnsucht nach ihrer Tochter spüren.

>>Und wann ist es soweit?<<

>>Wenn alles glatt läuft, sind wir in zwei bis drei Monaten wieder zurück.<< So schnell also.. Dann musste ich mich schon mal darauf einstellen, dass Lisa nicht mehr hier wohnen würde. Ja, wir hatten zwar unsere kleinen Differenzen, aber sie war immer noch meine Nichte und ich liebte sie. Außerdem mochte ich es sie um mich herum zu haben. Das brachte frischen Wind in unser Zusammenleben rein.

>>Da wir gerade schon dabei sind. Hast du dich endlich von deinem Schönling flach legen lassen?<< Prompt verschluckte ich mich an meiner eigenen Spucke. Wie kam sie von ich komm in ein paar Monaten nach Hause, zu wurdest du schon flach gelegt?  

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