Kapitel Einundzwanzig

9.7K 414 43
                                    

Kians Antwort kam gleich am Morgen darauf. Zwei Tage hatte er mir versichert, bis ich ihn endlich wiedersehen konnte. Zwei Tage in denen ich mich bis dahin mit meinen immer mehr werdenden Gedanken auseinandersetzen musste.

Alles in meinem Kopf drehte völlig ab, sodass ich einfach nicht mehr zur Ruhe kam, egal wie sehr ich es versuchte.

Ich hasste Debra dafür, dass sie die Büchse der Pandora, in einem Moment der beschissenen Schwäche, öffnen musste. Und ich hasste mich dafür, dass es mich nach all den Jahren noch so sehr auf die Palme brachte.

Das Ding mit unserer Familiengeschichte war nie einfach. Es war ein Teil von uns, den wir stets streng gehütet hatten. Unsere Schande.. Unsere Bürde, die nie an die Oberfläche kommen dufte.

Bis auf Leo wusste niemand davon. Nicht einmal Angie und dabei erzählte ich ihr so einiges. Doch alles was ich ihr zu diesen Thema gesagt hatte war, dass wir keinen Kontakt mehr zu unseren Eltern hatten. Kontakt, der nie wieder hergestellt werden durfte und doch war es wieder mal soweit, dass sich meine Schwester Kopfüber in den Strudel von Spielchen und Lügen hinabstürzte. Sie wusste über das Risiko bescheid.. kannte die Nachwirkungen, die dabei herauskommen würden und doch hatte sie ihre Schwäche gewinnen lassen.

Ein Teil von mir wollte sie in dieser Situation nicht alleine lassen, denn sie würde später wieder einmal leiden müssen. Doch der andere Teil wollte das genaue Gegenteil, wollte sich von einer weiteren Eskapade fernhalten, um meine eigenen Gefühle zu schützen. Ob ich deshalb wohl eine schlechte Schwester war?

Jedenfalls waren die zwei schrecklichen Tage endlich vorbei und ich hatte mich auf dem Weg ins Herz von Vegas gemacht.

Ich brannte förmlich darauf Kians Finger endlich wieder auf meiner Haut zu spüren. Seine Lippen auf meinen und seinen begehrenden Blick, von dem ich einfach nicht genug bekam.

Ja, ich hatte ihn vermisst. Ich gab es auch zu, denn es zu leugnen wäre sinnlos und auch unnötig. Kian war nun mal meine Ablenkung von dem niedermachenden Ereignissen.. von dem Stress. Er schaffte es, dass jegliche Spannung des Tages von mir fiel. Er schaffte es, dass ich vergaß und mich vollends entspannen konnte.

Aufgeregt und mit hämmernden Herzen blieb ich schließlich vor der Tür stehen und klingelte.

Es dauerte nicht lange, da wurde diese geöffnet und ich wurde gleich von einem charmanten und verführerischen Lächeln empfangen, der mir augenblicklich das Blut in den Adern erhitzte.

Er betrachtete mich von oben bis unten und zog anschließend seine Unterlippe zwischen seine Zähne. >>Dieser Anblick hat mir echt gefehlt<<, raunte er mir zu.

Das konnte ich nur bestätigen. Er stand in einer seiner Jogginghosen und einem einfachen T-Shirt vor mir. Ich fand es immer wieder faszinierend, wie anders er ohne seine Anzüge aussah. Und doch liebte ich es ihn so zu sehen.

Mit nur einem Schritt stand ich dicht vor ihm und legte meine Arme um seine Schultern, nur um meine Finger in seinen Haaren zu vergraben. Sogar die hatten mir gefehlt.

Kian schlang seine Arme um meine Taille und setzte einige Schritte zurück, wobei er mich mit sich in die Wohnung zog. Mit meinem Fuß kickte ich die Tür zu, ohne mich auch nur einen Moment von ihm abzuwenden.

Wir sahen uns einfach nur schweigend an, genossen den kleinen Augenblick, bis er anscheinend etwas in meinen Augen fand, was ihn stutzig machte.

Mit gerunzelter Stirn betrachtete er mich weiterhin und ich merkte, wie sich sein Griff auf meine Taille leicht anspannte. >>Du siehst besorgt aus.<<

Wenn es nur das wäre, wäre ich noch zufrieden. Mit leicht gehobenen Mundwinkeln schüttelte ich den Kopf. >>Es ist nichts. Ich bin einfach froh, dass du wieder da bist.<< Ich wollte ihm nicht die Wahrheit erzählen, denn ich hatte Angst. Angst davor, dass er mich danach anders sehen würde. Dass die Wahrheit die Illusion, von dem Menschen, der ich für ihn war mit einem Schlag vernichten würde.

Midnight Games - Verführung ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt