Kapitel Fünfundzwanzig

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Und wieder einmal stand ich vor dieser Tür und wusste nicht, was mich dahinter erwarten würde. Nein, eigentlich wusste ich es doch. Ungefähr jedenfalls.

Ich wusste, dass Kian auf mich wartete. Ich wusste, dass er alles dafür tun würde, um mich wieder einmal um den Verstand zu bringen. Und ich wusste, dass es bei mir anschlagen würde.

Ich war schwach. Ihm gegenüber war ich so unglaublich schwach, dass ich mich selbst dafür verfluchte.

Kian war derjenige, der mich zum lachen brachte. Er war derjenige, der mir dabei half meine eigenen Probleme zu vergessen. Derjenige, der mich dazu brachte mich von meiner Vergangenheit zu lösen und endlich die zu sein, die ich tief in mir schon immer war.

Den ganzen Weg über hatte ich gründlich darüber nachgedacht, wie es zwischen uns weitergehen sollte. Wie wir diese merkwürdige Zwickmühle lösen könnten. Allerdings kam ich zu keiner sinnvollen Lösung, solange ich wusste, dass Kian nicht kooperieren würde.

Je länger ich darüber grübelte, umso mehr zweifelte ich daran, ob es wirklich auf Dauer funktionieren könnte.

Auf der anderen Seite jedoch wusste ich, dass es irgendwie sinnlos war sich weiterhin den Kopf darüber zu zerbrechen. Ich musste es auf mich zukommen lassen. Sehen was passieren und wie sich die Sache entwickeln würde.

Also nahm ich endlich meinen Mut zusammen und klopfte an.

Es dauerte nicht lange und die Tür wurde geöffnet. Schon ein wenig eingeschüchtert stand Kian in einfachen Klamotten vor mir und kaute auf seiner Unterlippe herum. >>Ich hatte schon bedenken, dass du nicht kommst<<, sagte er leise.

Himmel noch eins! Wenn ich ihn so ansah, wie er vor mir stand und mich wie ein eingeschüchterter Teenager ansah, bekam ich weiche Knie. Sein starkes Selbstbewusstsein war plötzlich nicht mehr so riesig. Was für sein Verhältnis vollkommen ungewöhnlich war.

>>Ich musste noch etwas klären<<, meinte ich und atmete innerlich tief durch. Ich musste mich zusammenreißen.

>>Komm rein.<< Kian trat zur Seite und ließ ich min die Wohnung hinein.

Wie immer war diese ordentlich und aufgeräumt. An einigen Tagen war sie sogar sauberer als mein gesamtes Haus.

Erst als ich richtig in der Wohnung drin war, blieb ich stehen und begann zu schnüffeln. Ich roch den Duft von frischgebackenen Keksen.

Als ich Kian ansah, wusste er bereits, dass ich es bemerkt hatte und begann zu schmunzeln, als ich in den Küchenbereich ging. Auf der Marmorplatte der Kücheninsel stand ein großes Tablett und einem Berg an Schokoladenkeksen.

>>Eigentlich habe ich etwas anderes geplant, aber die alte Dame hat ein neues Rezept ausprobiert und wollte unbedingt meine Meinung<<, erklärte er, während ich mich bereits auf den Hocker setzte und mir einen Keks schnappte um hineinzubeißen.

Genüsslich legte ich den Kopf in den Nacken. Sie schmeckten unglaublich. Sie waren weich und mit Schokolade gefüllt. Diese alte Frau war ein Genie.

>>Du kannst ihr ausrichten, dass sie unbeschreiblich sind<<, seufzte ich.

Noch immer leicht lächelnd stellte sich Kian auf die gegenüberliegende Seite und stützte seine Ellbogen auf die Platte. Eine weile lang sah er mich an und ich merkte, wie sein Lächeln immer mehr verschwand und sein Ausdruck vollkommen ernst wurde. Okay, der entspannte Teil war dann wohl vorbei. Schade eigentlich.

>>Hör mal, wegen Talia..<<

>>Vergiss das<<, unterbrach ich ihn gleich und griff nach einem weiteren Keks. Kian sah mich etwas verwirrt an. >>Ja, du hast mich diesbezüglich angelogen und ich leugne nicht, dass es mich nicht getroffen hat. Aber seien wir mal ehrlich. Das war vor Jahren. Und was du vor mir getrieben hast und mit wem, geht mich eigentlich nichts an.<<

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