Kapitel Fünf

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Auch nach beinahe zwei Wochen kam er nicht zurück. Tief in mir hatte ich mir gewünscht, dass er es sich doch noch anders überlegen würde, und hätte meine Abfuhr ignoriert. Doch so kam es nicht. Obwohl ich noch immer nicht aufhören konnte an Kian zu denken, machte ich mit meinem Alltag so gewohnt weiter, wie vorher. Der Teufel sollte mich holen, wenn ich mein Leben von einem einzigen Mann beeinflussen ließe. Vorher hatte das alles auch wunderbar funktioniert.

Morgens weckte ich meine Nichte zur Schule, räumte auf, ging einkaufen und kochte zu Mittag, wenn es nötig war. Danach ging ich zu den Proben in den Club, studierte neue Showeinlagen ein und Abends ging ich auf die Bühne und verdrehte unseren Gästen, wie immer, den Kopf. Auf Dabbie war ich noch immer wütend und hielt nur knappen Kontakt mit ihr, wenn es ausschließlich um ihre Tochter ging. Sie sollte sich bei mir entschuldigen, dass sie lieber ihren Mann einen geblasen hatte, anstatt ihrer kleinen Schwester bei ihren Problemen zu helfen. Und so lange sie es nicht tat, sollte sie noch weiter schmoren, denn so schnell ließ ich nicht nach.

Müde kam ich am Samstag Morgen nach Hause und wollte nichts sehnliches als mich einfach nur ins Bett zu legen und bis Mittag zu schlafen. Alles im Haus war still und es schien, dass Lisa bereits schlief, auch wenn ich sie am Wochenende länger wach bleiben ließ.

Leise ging ich in mein Zimmer und wollte dieses gerade betreten, als ich ein leises winseln hörte. Verwirrt blieb ich stehen und starrte Lisas Zimmertür an. Zunächst glaubte ich mich verhört zu haben und wollte weitergehen, als ich es dann erneut hörte, gefolgt von einem leisen Shht. Nun konnte ich es nicht ignorieren und ging auf das Schlafzimmer zu. Mein Herz raste unkontrolliert, als meine Fantasie zu spinnen begann. Sollte sich hinter dieser Tür ein Junge befinden, würde ich ihm den Hals umdrehen und im Garten verschanzen und Lisa danach kräftig in den Arsch treten.

Ruckartig riss ich die Tür auf und holte tief Luft, um gleich loszuschreien, als mit einem mal ein kleines, graues Etwas bellend auf mich zugerannt kam. Es blieb vor mir stehen, begann aufgeregt hin und her zu springen und ließ mich seine viel zu hohe Stimme hören.

>>Was zum Teufel soll das?<<, fragte ich geschockt. Lisa sprang gleich von ihren Bett auf und nahm den kleinen Staffordshire Terrier in den Arm, der sie gleich abzuschlecken begann.

>>Ist sie nicht süß? Ich hab sie alleine mitten auf der Straße gefunden. Man hat sie ausgesetzt.<< Ich ahnte böses als sie mich anlächelte und mich mit ihren großen flehenden Augen ansah.

Augenblicklich schüttelte ich den Kopf. >>Nein, vergiss es. Dieses Viech bleibt nicht in meinem Haus.<<

>>Bitte Tante Joy. Schau sie dir doch an. Man hat sie einfach so weggeworfen.<< Der Welpe hatte sich mittlerweile beruhigt und sah mich mit seinen Hundeblick an. Tatsächlich sah es mich mit nur einem Auge an, denn es besaß nur das rechte - was offensichtlich an einem Genfehler lag - und welches so unglaublich grau war, dass es mein Herz höher schlagen ließ. Der Welpe öffnete sein Maul und begann zu hecheln, was so ungeheuerlich niedlich aussah.

Dennoch blieb ich standhaft und schüttelte erneut mit dem Kopf. >>Und wer wird sich um das Ding kümmern? Du bist den ganzen Tag in der Schule und ich muss Arbeiten. Ein Welpe verlangt viel Zeit, die wir beide nicht haben.<<

>>Ich schaff das schon. Ich werde mit ihr Gassi gehen, ihr Tricks beibringen und sie lehren nicht noch einmal auf den Teppich zu machen.<<

Der Schock in mir saß tief, als ich ihre letzten Worte hörte. >>Sie hat was?!<<
>>Keine Sorge ich hab es bereits sauber gemacht<<, verteidigte sie sich sofort. 

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