Kapitel Vierundzwanzig

9.2K 372 72
                                    

Zu meiner Überraschung war ich viel zu früh wach. Vielleicht lag es noch immer an Kian. Vielleicht aber auch an der Sache mich Lisa. Aber so wie ich mich kannte, lag es vermutlich an beiden.

Gähnend schlenderte ich in die Küche, um mir gleich einen Kaffee zu machen. Lisa schlief noch immer tief und fest und ich ließ sie. Wenigstens bis das Frühstück fertig war.

Aber erst war der Kaffee dran, denn im Moment war das für mich wichtiger; um überhaupt durchstarten zu können.

Für die kleine Pearl gab es gleich ein ausreichendes Frühstück, denn sie hüpfte bereits aufgeregt vor ihren Napf hin und her. Zum Glück hatte ich noch etwas Futter für sie hier gelassen.

In der Küche am Tisch sitzend, beobachtete ich lächelnd, wie sie immer wieder ihren Kopf gierig in ihren Napf steckte. So einiges ging daneben, doch bei dieser Menge an Niedlichkeit konnte man da nicht böse sein.

Leise vor mich hin seufzend, richtete ich meine Augen auf die Tasse, die ich auf den Tisch stellte und zwischen meinen Händen drehte. Ich überlegte, was mich wohl heute wieder erwarten würde. Das gestrige Gespräch mit Kian war nicht gerade glücklich verlaufen und ich war noch immer etwas geschockt von der kleinen Offenbarung, die Talia sich geleistet hatte.

Mir war von Anfang an klar gewesen, dass Kian kein Heiliger war. Man müsste sich ihn nur ansehen, um gleich zu erkennen, dass er die Sünde in Person war. Aber das.. das war für mich, in dem Moment, doch irgendwie zu viel an Informationen gewesen.

Zwar hatte er vor es mir zu erklären, doch die Wahrheit war, dass es da nichts zu erklären gab. Er hatte mich bezüglich Talia belogen. Ich dachte lange darüber nach, aber letztendlich kam ich zu dem Entschluss, dass es mich eigentlich nicht so stören sollte. Klar, es war nicht toll belogen zu werden, nur lag es der Vergangenheit an. Außerdem stand Talia auf Frauen. Also war es beruhigend zu wissen, dass sich zwischen den beiden nie etwas ernstes entwickeln würde.

Was mich jedoch viel mehr beschäftigte, war diese Sache, aus der er so ein Riesengeheimnis draus machte und die stets zwischen uns stehen würde.

Mein Telefon klingelte und ließ mich zusammenzucken. Schnell ging ich dran, um Lisa nicht zu wecken, doch noch bevor ich irgendetwas sagen konnte, hörte ich bereits die panische Stimme meines Schwagers.

>>Joyce! Lisa.. Sie ist weg. Ich wollte sie zur Schule wecken und sie lag nicht in ihren Bett! Der Hund ist auch weg. Sie ist abgehauen! Debra ist am ausflippen. Du.. du musst bitte herkommen.<<

>>Leo. Leo! Sie ist hier<<, brachte ich laut hervor und am anderen Ende kehrte mit einem mal Stille ein. >>Lisa ist bei mir.<<

>>Sie ist was?<<, kam es von ihm und eine kurze Stille entstand, bis er selbst richtig ausflippte. >>Du bringst sie sofort hier her! Und du kannst ihr gleich sagen, dass sie lebenslangen Hausarrest hat!<<

>>Hey, jetzt komm wieder runter. Es geht ihr gut.<<

>>Verdammt noch mal! Ich werde verfluchte Gitter vor ihren Fenster einbauen! Was fällt ihr ein und so einen Schrecken einzujagen! Und dann auch noch die Schule zu schwänzen?!<< Er hörte mir einfach nicht zu, dieser Kerl.

Unbeholfen stieß ich die Luft hart aus und kratzte mich am Hinterkopf. >>Schreib ihr für heute eine Entschuldigung. Und sie werde ich erst wieder zu euch fahren, sobald ich mich mit ihr unterhalten habe.<<

>>Vergiss es! Dann komme ich eben selbst und hole diese Göre ab.<<

>>Nein, Leo. Zuerst werde ich mit ihr reden. Und bis dahin hältst du die Füße still und beruhigst meine Schwester. Ich mach das schon.<< Sie sollten sich davor etwas beruhigen, bevor sie meine kleine Nichte in der Luft zerreißen würden, weil sie abgehauen war. Das konnte ich nicht zulassen.

Midnight Games - Verführung ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt