Kapitel Zwanzig

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Das Telefonat mit Debra hatte bis in die Morgenstunden gedauert, dementsprechend fühlte ich mich auch nicht mehr ganz frisch. Und geschlafen hatte ich auch nicht wirklich. Eine Menge Zeug wurde wieder hochgeholt. Vieles wurde gesagt, was damals unausgesprochen geblieben war.

Nachdem damals so vieles geschehen war, hatten wir uns geschworen nie wieder darüber zu sprechen. Aber um ehrlich zu sein, hatte sich dieses Gespräch dann doch wieder befreiend angefühlt. Und es hatte mich meiner Schwester noch näher gebracht, als ohnehin schon.

Ich hatte schon lange nicht mehr so viel geweint, wie in dieser Nacht. Debra wahrscheinlich auch nicht. Es war schon beinahe erschreckend.

Nach einer gewaltigen Ladung Kaffee, machte ich mich an die Arbeit, räumte im Haus auf, erledigte die Einkäufe, zahlte noch einige offene Rechnungen. Der alltägliche Mist nun mal.

Und nachdem alles erledigt war, setzte ich mich auf die Couch und machte den Fernseher an.

Seufzend legte ich den Kopf nach hinten auf die Rückenlehne, starrte an die Decke und lauschte der Stille. Obwohl der Fernseher lief, war es dennoch viel zu ruhig. Keine Pearl, die im Haus herumtobte. Keine Lisa, sie sich über den kleinen Scheißer beschwerte, weil sie ihre Hausaufgaben zu fressen versuchte.

Diese Ruhe war wirklich ätzend und ich fragte mich jedes mal aufs neue, wie ich es bisher geschafft hatte diese auszuhalten.

Als der Barbiegirl-Song im gesamten Wohnzimmer zu hören war und das Handy zusätzlich auf dem Beistelltisch vibrierte, riss ich mich hoch und atmete erleichtert auf. >>Gott sei Dank<<, stieß ich hervor und griff nach dem Gerät.

  Ich ging dran, eher sich meine Schwester meldete. >>Joy, hast du heute Abend schon was vor?<<, kam es sofort von ihr, ohne dass ich sie überhaupt begrüßen konnte.

Das gute an Debra war, dass nachdem eine Sache richtig geklärt wurde, nicht noch weiter darauf rumgeritten wurde. Es war jedes mal ein abgeschlossenes Kapitel für sie und sie machte weiter wie zuvor. So vermieden wir es beide immer und immer wieder über diese Dinge zu sprechen und wieder an sie erinnert zu werden. So verletzten wir uns nicht weiterhin gegenseitig.

>>Nein habe ich nicht.<<

>>Gut. Leo ist wieder da und hatte vorgeschlagen, dass wir heute alle zusammen zu Abend essen.<< 

Lächelnd stimmte ich zu. Wenigstens wäre ich an diesen Abend nicht alleine.

Meine Schwester lud mich zu sich nach Hause ein und mir war gleich klar, dass mein Schwager für uns kochen würde. Da stieg die Freude nur noch mehr an, denn Leonard war einer der besten Köche, die ich kannte und seine Lasagne war einfach unübertroffen. Auf diese freute ich mich am meisten. Und da ich diese so sehr liebte, wusste ich auch, dass er sie extra für mich zubereiten würde.

Als wir das Gespräch beendet hatten, vertrieb ich mir meine restliche Zeit mit ein wenig Fernsehen und Joga. Für die Bühne musste mein Körper nun mal geschmeidig bleiben.

Gegen fünf Uhr fuhr ich dann schließlich los.

-

 Debbie und ihre Familie lebten etwas südlich von Vegas entfernt. Sie hatten sich ein nettes Einfamilienhaus gekauft und wohnten in einer recht ruhigen Gegend. Für ein Familienleben war es perfekt.

Mit knurrenden Magen ging ich die kleine Auffahrt entlang bis zur Tür, um zu klingeln. Sofort hörte ich das hohe Bellen von Pearl und konnte mir vorstellen, wie sie hinter der Tür hin und her hüpfte. Bei diesen Bild musste ich sofort lächeln.

 Sie waren gerade mal einen Tag weg und ich vermisste sie bereits.

Die Tür wurde von meiner Nichte geöffnet und wie erwartet sprintete der Welpe raus und lief erfreut zwischen meinen Beinen umher, sprang hoch und leckte mir über meinen Knöchel.

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