Voller Hingabe gab ich alles, rockte die Bühne und genoss die vielen Beirufe. Doch ganz egal was ich tat, wie sehr ich mich bemühte, irgendetwas fehlte. Oder besser gesagt jemand.
Seit Tagen hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Nicht im Club und auch nicht außerhalb. Kian war weg, so wie er es angedeutet hatte. Er lauerte mir nicht mehr auf, belästigte mich nicht mehr, aber um ehrlich zu sein fehlte es mir. Es fehlte mir, wie er mich ansah, mich beobachtete, während ich mich beim tanzen nur auf ihn konzentriert hatte. Mir fehlte seine rauchige Stimme, die immer wieder meinen Namen sagte. Sogar seine lästigen Sprüche. Dieser Mistkerl fehlte mir einfach.
Monatelang hatte ich mich darüber beschwert, dass ich ihn nicht mehr in meiner Nähe wollte, doch nun wo er weg war, wünschte ich mir, ich hätte eine andere Entscheidung getroffen. Wie es aussah, stimmte dieses verfluchte Sprichwort ja doch. Und dennoch stellte ich mir immer wieder die gleiche Frage. Wie konnte man jemanden vermissen, den man nicht einmal kannte? Ich wusste es nicht, doch so war es.
>>Alles gut bei dir?<< Ich zuckte stark zusammen, als ich Angelique hinter mir im Spiegel sah. Ich war so tief in Gedanken versunken, dass ich nicht mal bemerkt hatte, wie sie hinter mich getreten war.
>>Ich weiß es nicht<<, gab ich zu. Ich wusste wirklich nicht, ob es mir gut ging oder nicht. Genervt seufzend vergrub ich mein Gesicht in den Händen und stützte meine Ellbogen auf dem Schminktisch ab. >>Das ist doch völlig durchgeknallt, Angie. Sowas ist nicht normal.<< Ich fuhr mit meinen Händen über meine Haare, bis zum Hinterkopf und anschließend in den Nacken, um dort meine Finger zu verschränken.
>>Er ist also wieder nicht aufgetaucht?<<, stellte sie fest und setzte sich auf den Stuhl neben mich.
Wie hypnotisiert schüttelte ich mit dem Kopf und starrte auf die Schminksachen vor mir. >>Er wird auch nicht wieder kommen. Ich habe ihm eine Abfuhr gegeben und er lässt mich ab jetzt in Ruhe.<<
>>Und das gefällt dir nicht.<<
Meine Finger krallten sich in meine Haut. >>Fuck, nein.<< Verzweifelt sah ich sie an und wusste nun wirklich nicht mehr, was ich tun sollte. >>Was ist bloß los mit mir?<<
Angelique sah mich mitfühlend an und lächelte leicht, wobei sie mir ihre Hand auf die Schulter legte. >>Na ja.. Was erwartest du eigentlich? Seit einem halben Jahr schwirrt er um dich herum, wie eine Biene um seine Königin. Und jetzt tut er es nicht mehr. Im Grunde genommen hat es dir in Wirklichkeit gefallen, dass er es getan hat.<< Ja, das hatte es wirklich. Irgendwie hatte ich es doch gemocht, auch wenn ich ihm immer wieder gesagt hatte, dass er abhauen sollte. Es war der Reiz, den er in mir weckte, wenn er bei mir war. Der Drang danach jegliche Regeln zu brechen. Es war schon beinahe wie eine Sucht danach mich von ihm bezirzen zu lassen, obwohl ich alles daran setzte diese Gefühle so gut es ging zu unterdrücken. Das Ganze war so ungeheuerlich paradox, dass es begann mich einfach nur fertig zu machen. Meine eigenen widersprüchlichen Gedanken begannen mich zu quälen und ich hasste es.
>>Ich kriege seine Lippen nicht mehr aus meinem Kopf.<< Jedes mal, wenn die Erinnerung erneut in mir aufkam, fühlte es sich so an, als würden sie wieder auf meinen liegen. Als würde er mich so voller Hingabe küssen, wie er es in dieser Nacht getan hatte. Es ließ mich nicht schlafen und wenn es dann doch einmal passierte, dann träumte ich sogar davon.
Angie lachte auf und stand Kopfschüttelnd auf. >>Ich fasse es immer noch nicht, dass du ihn geküsst hast.<<
>>Dafür konnte ich nichts. Es ist einfach passiert.<<
Angelique zog sich ihren Bademantel aus und schlüpfte in ihr knappes Kostüm. >>Und dann hast du ihm eine Abfuhr erteilt. Mal wieder. Eigentlich ist es deine Schuld. Ich habe dir gesagt, spring mit ihm ins Bett.<<
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Midnight Games - Verführung ✔️
ChickLitTEIL 1 DER MIDNIGHT-TRILOGIE "Meine geehrten Herren! Der Moment, auf dem Sie lange gewartet haben, ist nun endlich gekommen! Also begrüßen Sie mit mir die einzigartige, die wunderschöne, die Verführerin... Midnight!" Das Red Hawk. Der Club der Extr...