Nuris Sicht
Als ich ankam, war er noch nicht da.
Ich brachte meine Koffer und mein weniges Gepäck auf den jeweilig rechten Platz. Danach schaute ich im Küchenschrank nach Tee.
Ich kochte mir einen mit Jasmintee und kramte meine Kopfhörer, sowie ein Buch hervor.
Ich hörte mir Summertime Sadness auf voller Lautstärke an.
Ich liebte dieses Lied einfach.
Ich musste einfach mitsingen...Ich war total im Song vertieft, als ich plötzlich einen lauten Knall hörte.
Ich schreckte hoch und da stand er.
Er hatte seine Koffer zu Boden fallen lassen.
Fuck!
Er hatte mich gehört.
Ich verstummte schlagartig und riss meine Kopfhörer aus den Ohren.
Ich schlug meine Hand vor meinen Mund und schaute geschockt.
Seinen Blick definieren?
Unmöglich.
Irgendwas zwischen überrascht und angepisst?
Möglich.
"Du sprichst.", kam es kalt von ihm rüber.
Ich schüttelte den Kopf.
Ich hatte nicht geredet.
Langsam lief er auf mich zu.
Er wirkte bedrohlich.
Ich sprang auf und wich zurück.
Ich stieß gegen ein Regal an meiner linken Seite und etwas fiel zu Boden.
Es zersprang.
Ich wich weiter zurück und trat dabei in die Scherben.
Ich hörte es knirschen.
Spürte jedoch fast nichts.
Das war eine Sache, die kaum einer wusste.
Ich war beinahe unfähig Schmerzen zu spüren.
Er weitete seine Augen und rief: "Nuri! Pass auf! Deine Füße!"
Ich schaute irritiert an mir runter.
Blut war auf dem Boden.
Ungerührt schaute ich wieder auf.
Er machte einen großen Satz auf mich zu.
Und das war der Teil, wo ich mich umdrehte und weg rannte.
Ich rannte ins Bad und schloss mich ein.
Keine zwei Sekunden später hörte ich wie er gegen die Tür hämmerte: "Nuri mach diese scheiß Tür auf!
Ich will nur reden!
Außerdem muss jemand deine Füße verarzten!"
Seit wann so freundlich?
Ich beachtete ihn nicht weiter, sondern setzte mich hin und schaute auf meine Fußsolen.
Es sah schon echt übel aus.
Die komplette eine Unterseite war aufgerissen.
Also packte ich mir eine Pinzette und zog alle Scherben und Splitter raus.
Dann griff ich nach Klopapier und umwickelte die Füße.
Er haute noch immer gegen die Tür.
Ich wischte noch die Sauerei weg.
Dann setzte ich mich von innen gegen die Tür.
Wie lang ich hier jetzt noch warten wollte?
Keine Ahnung.
Aber auf der anderen Seite war ER.
Also wohl ganz schön lange.
Ich schloss die Augen.Hoseoks Sicht
Das konnte doch nicht wahr sein.
Hatte sie wirklich so viel Schiss angefasst zu werden, dass ihr der Schmerz egal war?
Unverständlich für mich.
Ich würde aber hier vor der Tür warten, bis sie aufmachte.
Erstens um ihr zu sagen, dass das so nicht gehen wird.
Ich wollte nicht mein restliches Leben gegen eine Wand reden.
Und Zweitens, weil sich jemand um ihre Füße kümmern musste.
Ich hörte nichts mehr aus dem Bad.
War sie zusammengebrochen?
Kurzerhand entschloss ich mich dazu, die Tür eigenhändig zu öffnen.
Ich nahm mir einen Draht und machte mich am Schloss zu schaffen, bis es aufging.
Natürlich hätte ich die Tür auch eintreten können, aber ich wollte nicht gleich schon am ersten Tag alles kaputt machen.
Wer war ich denn?
Danach öffnete ich die Tür.
Was ich nicht wusste, sie lag dahinter.
Okay. ZUM GLÜCK hatte ich die Tür nicht eingetreten.
Sie war eingeschlafen.
Um ihre Füße war Klopapier gewickelt.
Hatte sie sich selbst verarztet?
Wie soll das möglich sein?
Das tat doch total weh.
Ich hockte mich vor sie hin.
Sollte ich sie aufwecken?
Schlechte Idee.
Nicht bevor alle Fluchtmöglichkeiten abgesichert waren.
Okay, das Fenster war zu hoch.
Also schloss ich die Tür ab und steckte den Schlüssel in meine Hosentasche.
Jetzt hieß es warten.
Eine Weile wartete ich schon.
Ich wollte sie grade wecken, als sich ihr Atem verschnellerte und sie anfing zu zucken.
Hatte sie nen Anfall oder sowas?
Plötzlich krümmte sie sich und Tränen liefen über ihre Wangen.
Dennoch sagte sie kein einziges Wort.
Als ob sie sogar im Traum schwieg?
Dann wimmerte sie: "Nein! Ich will das nicht! Hilfe!!"
Sie hatte einen Alptraum.
Rein aus Instinkt fing ich an sie wach zu rütteln.
"Nuri! Nuuri!", rief ich bestimmt und tätschelte ihre Wange.
Sie schlug die Augen auf und schrie : "Ahh! Lass mich endlich geh-"
Dann realisierte sie wohl, dass ich vor ihr saß.
Wie so oft, schlug sie sich ihre Hand vor den Mund.
Aber wieso redete sie nicht?
Sie hatte nicht mal eine schlimme Stimme oder war am stottern.
Im Gegenteil, ihre Stimme war hell und klar. Wie von einem Engel.
Okay...worüber dachte ich hier eigentlich nach?
Das war Nuri...
Ich sollte mir solche Gedanken schleunigst aus dem Kopf schlagen.
Ich gab mir in Gedanken eine Backpfeife um wieder in die Realität zu kommen.
"Du- du hattest einen Alptraum.
Was ist los?"
Schweigen
"Wir können nicht Jahre miteinander verbringen ohne zu reden!"
Schweigen
"Ist dir das denn völlig egal, ob du mal glücklich bist?"
Schweigen
"Rede auch mal! Ich weiß du kannst es. Konntest du früher auch. Und eben ja auch."
Schweigen
Sie starrte mich ängstlich an.
Ich legte meine Hand auf ihr Knie.
"Nuri!"
Jetzt schaute sie komplett geschockt.
Ihr Atem wurde wieder schneller.
Sie fing an zu zittern.
Was war ihr Problem.
Langsam bewegte sie ihre Hand zu meiner Hand und entferne sie von sich.
Sie versuchte sich hinzustellen, aber ich zog sie wieder runter.
Sie fasste mit einer Hand an die Türklinke und drückte sie runter.
"Du kommst hier nicht raus ehe du mit mir redest!"
Sie vergrub ihren Kopf in ihren Händen.
Sie war in der Falle.Nuris Sicht
Scheiße!
Ich wollte weg hier!
Warum machte er das?
Ich wollte das nicht!
Ich wollte das hier alles nicht!
Meine Gedanken, meine Erinnerungen.
Ich hasste sie!
Ich hasste mein Schweigen!
Ich hasste meine Stimme!
Ich hasste ihn!
Eine Träne suchte sich den Weg zwischen meinen Händen hindurch.
Sie tropfte auf den Boden.
Ich schaute dem kleinen Fleck zu.
Er wuchs langsam.
Hoseok saß mir nur gegenüber und wartete.
Er wartete darauf, dass ich redete.
Aber was sollte ich ihm denn schon groß sagen?
Es gab nichts zu sagen.
Aber ich wollte nicht auf ewig in diesem Raum festsitzen.
Ich hob meinen Kopf und straffte meine Schultern.
Dann öffnete ich den Mund und sagte: "Du willst reden...dann reden wir jetzt Jung Hoseok!"
Überrascht schaute er mich an.
Sein Mund war offen.
Er hatte mich seit ich 15 war, nicht mehr normal reden gehört.
Und ich mich seitdem auch nur sehr wenig.
"Du stellst Fragen und ich werde sie alle beantworten und danach will ich hier raus!", sagte ich leise aber sehr bestimmt.
Er konnte wohl noch immer kaum fassen, dass ich am reden war.
Aber ich konnte das auch nicht.
Das letzte Mal, dass ich soviel geredet hatte, ist bestimmt zwei Jahre her.
Und bis jetzt waren es nur zwei Sätze.
Dann fing er an...
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My Silent Secret™ || J-Hope
FanfictionWas macht man wenn die Eltern einen zwangsverheiraten? Und vor allem mit der Person die du über alles hasst? Nuri redet nicht. Schon lange nicht mehr. Nicht mehr seit der neunten Klasse. Als sie endlich fertig mit der Schule ist, wollen ihre Eltern...