My Silent Secret™ || J-Hope

28. Schweigende Orte

Hoseoks Sicht

In meinem Kopf wirbelten tausende Gedanken umher.
Sowie Szenarien die passieren könnten, wenn ich sie nicht finden würde.
Das sorgte nicht gerade dafür, dass ich mich beruhigte.
Im Gegenteil, ich rannte noch schneller und bekam noch mehr Panik, als ich vorher schon hatte.
Ich fragte mich, was Nuri in diesem abgeranzten Viertel gewollt hatte.
Oder ob sie einfach irgendwie zufällig genau hier gelandet war.
Ich verschwendete meine restliche Energie nicht mehr mit diesem Gedanken.
Ich musste sie ja erstmal finden.
Das war ja schon schwer genug.
Es gab hier so viele Abzweigungen und Wege, die von der Hauptstraße wegführten.
Wo hätte sie denn lang rennen können?
Ich wollte grad links abbiegen, als mir wieder einfiel, dass sie Nebenstraßen hasste.
Sie MUSSTE auf der Hauptstraße sein.
Also führte mein Weg weiter grade aus.
Meine Beine zitterten stark und ich würde es nicht mehr schaffen lange so weiter zurennen.
Trotzdem zwang ich mich dazu.
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an.
Doch dann sah ich sie.
Ich sah sie beide.
Mein Herz blieb stehen.
Sie kämpften.
Besser gesagt, der Fremde zog Nuri hinter sich her und sie versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren.
Aber es gelang ihr nicht besonders gut.
Er schlug Nuri und sie schrie laut auf.
In diesem Moment, fingen bei mir alle Sicherung an durchzudrehen.
"Eyy!! Lass sofort das Mädchen los!!!!", schrie ich und sprintete los.

Nuris Sicht

Als ich Hoseoks Stimme hörte, war das wie der Ruf Gottes.
Aber ich hatte einfach keine Kraft mehr.
Ich versuchte alles, aber er war stärker als ich.
Viel stärker und ich wusste nicht mehr was ich tun sollte.
Doch dann packten mich zwei Arme und zogen mich von meinem Angreifer los.
"Ich hab gesagt, dass du sie in Ruhe lassen sollst!!", hörte ich die wütende Stimme von Hoseok hinter mir.
Der Mann lachte auf: "Geh lieber weg. Sie es doch nicht wert. Außerdem, gehört sie sowieso schon mir. Daran kannst du auch nichts mehr ändern."
Er sprach seine Worte so ruhig aus, als wäre es das Normalste auf der Welt.
"Was bildest du dir eigentlich ein du Stück Scheiße? Findest du es geil zu sehen, wie durch dein Werk Mädchen kaputt gehen? Das ist so abartig!"
Ich hatte meinen Verlobten noch nie so sauer und aufgebracht gesehen.
Er platzte förmlich aus allen Nähten.
"Ja...ich finde es geil. Dafür lebe ich.
Und zwar schon seit vielen Jahren."
Ein Schauer lief mir den Rücken runter, als diese Worte seinen Mund verließen.
Das war so ekelhaft.
Und dann passierte es, Hoseok verlor die Kontrolle und ließ mich los.
Er packte den Mann und schmiss ihn auf den Boden.
Seine Faust landete direkt in der hässlichen Fresse.
"Was hast du gesagt?!?! Ich prügel dir dein scheiß Hirn raus!!! Wenn denn noch was davon übrig geblieben ist!"
Der Fremde war so überrascht, dass er nicht mehr handeln konnte.
Was auch schwer war, da immer wieder Hoseoks Fäuste in seinem Gesicht oder Bauch landeten.
Er schlug immer wieder auf ihn ein.
Irgendwann drehte ich mich weg, weil ich das nicht mehr mit anschauen konnte.
"Töte ihn nicht!", flüsterte ich leise, während mir Tränen über meine Wangen liefen.
Dann hörte Hoseok auf.
Er stand auf und lief zu mir rüber.
"Ist alles ok mit dir?", fragte er mich sanft und fasste an meine Schulter.
"Ja..es geht schon.", krächzte ich heiser.
"Scheiße Nuri. Mir tut das alles so leid. Das von Vorhin und auch was jetzt grade wieder passiert ist."
Ich drehte mich wieder zu ihm um.
"Es muss dir nichts leid tun.
Immerhin ist alles meine Schuld gewesen und nicht deine."
Er lächelte und wischte mir eine Träne weg.
Ich ließ meinen Kopf gegen seine Schulter sinken.
Ich brauchte ihn einfach.
Ich liebte ihn.
"Mach dir keine Vorwürfe."
Dann nahm er mich in seine Arme.
Und das war das einzige was ich gerade wirklich brauchte.
Ihn.
"Nuri, lass uns nach Hause gehen."
Ich nickte nur.
Ich wollte einfach nur noch von diesem Ort verschwinden und nie mehr zurückkehren.
Dann liefen wir den Weg zurück.
Keiner redete.
Keiner wollte es.
Und keiner konnte es...