6. Wein und Tränen

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Hoseoks Sicht

Als sie in den Raum kam, tat ich so, als sei ich in Gedanken versunken gewesen.
Ich wollte einfach nur nicht mit ihr reden.
Alles war mir gerade lieber, als das.
Ich war ein Arsch und hatte das erst jetzt bemerkt.
Erst nachdem sie mir die ganze Scheiße ins Gesicht gekotzt hatte.
Ich war so blind und so dumm!
Wie konnte ich nur so dumm sein?!
Tränen liefen über meine Wangen.
Aber was sollte ich jetzt schon machen?
Mich bei ihr für alles entschuldigen?
Das brachte nach 18 Jahren auch nichts mehr.
Ich drehte mein Glas mit der roten, kostbaren Flüssigkeit zwischen meinen Fingern.
Ich setzte an meine Lippen an und ließ die süßlich-herbe Flüssigkeit meine Kehle hinunterfließen.
Ich genoss es.
Gegessen hatte ich heute nichts mehr.
Es war mir einfach vergangen.
Ich schloss meine Augen und versuchte mich etwas zu entspannen.
Doch sobald ich dies versuchte, kam mir dieser eine Abend wieder in den Sinn...

"Hobiii! Los! Wir wollen nicht zu spät zur Party kommen!", rief Tae mir zu.
"Jaja ich komme ja schon!", lachte ich und rannte ihm hinterher.
Wir waren auf dem Weg zu Namjoons Hausparty.
Endlich wieder feiern, auch wenn ich erst 15 Jahre alt war.
Als wir ankamen, war die Party schon im vollen Gange.
Überall standen Menschen mit Pappbechern in der Hand rum und tanzten oder unterhielten sich.
Schnurstracks gingen Tae und ich zu dem Rest unserer Gruppe.
Jimin war schon stark angetrunken und tanzte mit einem fremden Jungen.
Ich glaube sein Name war Yoongi.
Auch Namjoon tanzte mit einem Jungen aus der Oberstufe.
Jin?
Ernsthaft?
Als ich zur Seite schaute, waren Tae und Kookie auch am tanzen.
War ich etwa der einzige heterosexuelle Junge hier?
Ich machte mich auf den Weg in die Küche um mir etwas von der Bowle zu holen.
An dem Gefäß stand Nuri.
Sollte ich sie ansprechen?
Immerhin waren wir in der selben Klasse.
Und hübsch war sie ja.
Ich machte einen Schritt auf sie zu.
"Aach auch hier Nunu?", fragte ich sie spöttisch.
"Nein...ich bin nur eine Illusion von deinem Gehirn Hoseok!", sagte sie und verdrehte grinsend ihre Augen.
"Wo hast du Puma gelassen?", erwiderte ich und füllte etwas von der Bowle sehr ungeschickt in meinen Becher.
Die Hälfte floss daneben.
Toll unkoordiniert, obwohl ich noch nicht besoffen war.
Das konnte ja gut heute enden.
"Puma ist dahinten. Die reißt sich nen Typen auf. Da wollte ich nicht stören."
Sie zuckte ihre Schultern.
"Naja, bei dir scheints ja nicht so zu laufen was?"
Ich kicherte und nahm einen großen Schluck Bowle.
Ich merkte sofort den Alkohol in meinem Gehirn.
Auf einmal funkelte sie mich gereizt an: "Wenn DU hier neben mir stehst, wird das ja eh nichts."
Autsch...das tat weh.
"Dann mach ich mich lieber Mal weg von dir...ich will deinem GLÜCK ja nicht ihm Weg stehen."
Ich wollte gehen, als sie plötzlich meinen Arm packte.
"Das war nicht böse gemeint...das weißt du doch Hoseok. Ich habe nicht vor mir einen Typen zu klären. Und dass ich eh keine Chancen habe, weiß ich auch."
Ich drehte mich wieder zu ihr und musste lächeln.
Sie war hübsch...sie könnte hier jeden haben.
Ihre blauen Augen, die langen Haare.
Die schöne Figur, sie war nicht so eklig dünn, sondern hatte einen Hintern und Brüste. Ihre wunderbare Stimme, die wie Gesang von Engeln glich.
Aber...das sagte ich ihr nicht.
"Wenn du meinst Nunu.", kicherte ich stattdessen.
"Hör auf mich so zu nennen Hoseok!"
Mein Magen hüpfte ein bisschen.
Ich trank noch mehr von der Bowle.
Nuri und ich unterhielten uns noch eine ganze Weile.
Dann sagte sie, dass sie gehen müsste und verschwand einfach draußen in der Dunkelheit.
Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, dass sie alleine durch die Stadt lief.
Aber Nuri war alt genug.
Sie konnte sich verteidigen.
Dennoch entschied ich kurzer Hand ihr nachzulaufen.
Sicher ist sicher.
Ich suchte auf dem Weg zu ihr nach Hause.
Konnte sie jedoch nicht finden.
Und jetzt musste sie sowieso da sein.
Also entschied ich mich, einfach auch nach Hause zu gehen.
Ich dachte nach, was war heute Abend anders?
Sonst stritten wir uns nur.
Hmm ich verstand es nicht.
Dann verdrängte ich die Gedanken an Nuri und ging schlafen.

Nach dem Abend war aber alles anders.
SIE war anders.
Sie redete nicht mehr.
Wieder spürte ich Tränen auf meinen Wangen.
Was war passiert, dass sie so anders wurde?
Und, dass ich so scheiße zu ihr wurde?
Ich stellte mein leeres Glas in der Küche auf die Spüle ab und machte mich auf den Weg nach oben.

My Silent Secret™ || J-HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt