11. Licht und Hoffnung

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Hoseoks Sicht

Sie...bitte was?
Ich starrte sie komplett entgeistert an.
Meinte sie das Ernst?
Ich schaute ihr ins Gesicht und konnte keine verzogene oder weinerliche Mine sehen.
"D- du. Was?"
Mehr brachte ich einfach nicht zustande.
"Jaa. Mein Schmerzempfinden ist so gering, dass ich eigentlich fast keinen Schmerz spüren kann.
Ab bestimmten Frequenzen, nimmt mein Gehirn nichts mehr wahr.
Das war schon immer so."
Ach du heilige Makrele!
"Ernsthaft jetzt?"
Das musste ich erstmal verarbeiten.
Ich schluckte schwer und sie flüsterte: "Bitte raste nicht aus oder so.
Ich kann normalerweise gut damit leben.
Aber ich war grad einfach nur abgelenkt."
Das war also auch der Grund für die Sache mit ihren Füßen.
Ich hatte mich schon echt gewundert.
"Ich raste nicht aus. Ich bin nur sehr überrascht. Aber trotzdem muss sich da jemand drum kümmern und es verarzten. Komm mit ins Bad!"
Ich packte sie am Arm und zog sie hinter mir her.
"Okay.
Aber so schlimm ist es doch gar nicht!"
"Wenn du wüsstest! Keine Widerworte! Die nächsten Tage machst du mit den Händen gar nichts mehr!"
Sie sah mich mit Funken sprühenden Augen an.
Ihr schien die Situation mal wieder gar nicht zu passen.
Schweigend saßen wir im Badezimmer.
Sie auf dem Klodeckel und ich kniete vor ihr um die Hände zu verbinden und entsprechend zu behandeln.
Ihre Hände zu berühren löste in mir ein seltsames Gefühl aus.
Ein Gefühl, welches ich Jahre vernachlässigt und in die hinterste Ecke meines selbst verbannt hatte.
Das letzte Mal, dass ich dieses Kribbeln hatte, war auf jener Party.
Es war...Zuneigung.
Meine Hände wurden etwas schwitzig und mein Herz pumpte schneller als normal.
Das durfte doch nicht wahr sein.
Das konnte nicht.
Ich wollte mich nicht in sie verlieben.
Ich schloss schlampig die Verbände und ließ ihre Hände los.
"Danke Hoseok.", kam es leise von meiner Zukünftigen.
Ich konnte nichts dagegen tun, ich lächelte und da rutschte es mir raus: "Weißt du eigentlich was du für eine wunderschöne Stimme hast? Wieso redest du nie Nuri?"
Ich hockte noch immer vor ihr.
Ich schaute einfach nur in ihre Augen.
Dann sah ich es, Schmerz.
Schmerz, aber kein äußerlicher, sondern von innen.
Warum?
Was war es?
Ich wollte endlich die tiefen Abgründe in ihrer Seele sehen.
Wissen, was ihr Schweigen verursacht hat.
Ihre Geheimnisse erfahren.
"Hoseok? Ich bitte dich. Sag das nie wieder zu mir."
Tränen rollten ihre Wangen runter und sie fing wieder an zu zittern.
Sie wirkte hilflos, gebrochen, zerstört.
Wer auch immer dafür verantwortlich war, ich hasste ihn, oder auch sie.
Mir egal.
"Aber wieso? Deine Stimme ist wie Musik? Was ist passiert? Rede mit mir!"
Meine Stimme klang verzweifelt.
Sie vergrub ihren Kopf in ihren Armen.
"I- ich kann nicht. Tut mir leid.
Ich glaub ich brauch etwas frische Luft."
Damit stürmte sie an mir vorbei und ich hörte kurze Zeit später die Haustür zuknallen.
Wo wollte sie hin?
Ich glaube ich musste endlich wieder klare Gedanken fassen.
Ich stand auf, räumte den Verbandskasten zurück und aß das Mittagessen, welches sie gekocht hatte.
Es schmeckte köstlich.

Nuris Sicht

Ich wachte auf.
Ich fand mich in der Gasse wieder.
Ich war alleine.
Tränen tränkten meine Wangen und liefen in Bächen herunter.
In meinem ganzen Leben, hatte ich mich noch nie so dreckig und benutzt gefühlt wie jetzt.
Ich schaute auf mein Handy 3:18 Uhr.
Ich machte mich auf den Heimweg.
Andauernd schaute ich mich um und hatte das Gefühl verfolgt zu werden.
Irgendwann fing ich einfach nur an zu rennen.
Zuhause angekommen, öffnete ich zitternd die Tür.
Ich rannte in mein Zimmer, holte mir Schlafsachen.
Dann duschte ich, um den ganzen Schmutz weg zubekommen.
Den Geruch hatte ich noch immer genau in der Nase, genauso wie das Gefühl.
Ich zitterte und immer wieder hörte ich ihn sagen: "Deine Stimme ist so wunderschön kleine!"
Dann fand ich einen Entschluss.
Ich würde nicht mehr reden.
Nur wenn es wirklich dringend nötig war, oder eine Person wo es sich lohnt.
Sofort erschien Hoseok vor meinen Augen doch ich schüttelte den Kopf.
Nein! Nicht er!
Er war heute alkoholisiert.
Er hasste mich.
Als ich fertig mit dem Duschen war, schaute ich mich im Spiegel an.
Lauter Male zierten meinen Körper.
Knutschflecken, sowie blaue Flecken.
Schnell zog ich mir was drüber und legte ich schlafen.
Das erste Mal, seit ich vier war, ließ ich ein kleines Licht brennen.
Es stand für verschiedene Dinge.
Das Mädchen, welches heute in mir gestorben war.
Die Angst, die ich hatte.
Und trotzdem noch die Hoffnung...

"Brauchst du Hilfe Mädchen?"
Ich zuckte zusammen...

My Silent Secret™ || J-HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt