My Silent Secret™ || J-Hope

13. Zerflossene Liebe

Hoseoks Sicht

Wo war sie so lange?
Es war schon Abend und sie hatte sich weder gemeldet, noch auf meine Anrufe reagiert.
Sollte ich sie vielleicht suchen gehen?
Wenn sie um acht Uhr noch nicht da ist, werde ich das machen.
Hatte ich übertrieben?
Das fragte ich mich schon seit Stunden.
Aber ich wollte es unbedingt wissen!
Wissen, was ihr Leben so verändert hat!
Wissen, wer ihre Persönlichkeit gestohlen hat!
Warum wollte sie es mir nicht sagen?
Und was war das mit ihrer Stimme bitte?
Viele Fragen streuten in meinem Kopf umher und ließen mich keine Ruhe finden.
Gedankenverloren, stand ich von der schwarzen Ledercouch auf und verließ das Wohnzimmer.
Ich machte mich auf den Weg in den Vorratsraum und öffnete dort den Kühlschrank um mir eine Flasche Rotwein zu holen.
Irgendwas musste ich ja schließlich tun.
Warum nicht also stilvoll auf der Couch mit Wein betrinken?
Ich fand es war eine super Idee.
Also setzte ich mich wieder hin und schüttete mir ordentlich ein.
Elegant schwenkte der Wein in dem Glas umher und das Eingießen klang wie Musik in meinen Ohren.
Ich liebte Wein, war aber keinesfalls Trinker.
Aber gelegentlich ein Gläschen war mir schon recht.
Ich setzte das Glas an meine Lippen und genoss das herb-süße Getränk.
Meine Gedanken fingen an zu kreisen und im Nu war die halbe Flasche geleert.
Ich dachte wieder an Nuri.
An ihre Schönheit und an ihr seltsames Verhalten, welches seit sie Fünfzehn war, also seit gut vier Jahren anhielt.
Damals dachte ich wär nur eine Phase oder ich hätte etwas schlechtes getan.
Der Montag nach der Party war so anders...

"Hobi! Hobi! Auf wen wartest du denn?", fragte Tae mich neugierig.
"Ich warte auf niemanden. Ich war nur in Gedanken", murmelte ich leise vor mich hin.
Ich wollte eigentlich mit Nuri reden, aber ich konnte sie nirgends finden.
Also ließ ich mich von Tae in die Klasse zurückzerren.
Sollte ich ihr von meinen Gefühlen erzählen?
Wie würde sie reagieren?
Ich meine...wir hassten uns eigentlich immer.
Auf Whatsapp hatte sie mich das ganze Wochenende lang ignoriert.
Und ihr Profilbild hatte sie raus genommen.
Zum Glück saß ich ja neben ihr.
Dann betrat der Lehrer die Klasse.
Von Nuri noch immer keine Spur.
Dann öffnete sich die Tür.
Nuri und Puma betraten den Raum.
Beide hatten Tränen in den Augen.
Nuri sah übel aus.
Sie hatte einen großen schwarzen Pulli an und einen schwarzen Rock.
Unter ihren Augen lagen tiefe Schatten und sie zitterte leicht.
Was war mit ihr los?
"Tut uns Leid, wir haben getrödelt.", murmelte Puma nur und setzte sich.
Besorgt verfolgte sie Nuri auf dem Weg zu ihrem Platz.
Der Lehrer schaute nur böse und schüttelte den Kopf.
"Hey, ist alles ok? Du hast mir nicht geantwortet am Wochenende.", sprach ich sie an und legte meine Hand auf ihren Arm.
Ich spürte ihr Zucken im Arm und ihren schneller werdenden Herzschlag.
Sie riss ihren Arm weg und schaute nach vorne.
Das versetzte mir einen Stich im Herzen.
"Warum antwortest du mir nicht? Hab ich dir irgendwas getan? Warum haben du und Puma geweint?"
Wieder keine Antwort.
Kleine Risse durchzogen mein Herz und es fing an zu splittern.
Was war das denn bitte?
"Nuri ich rede mit dir!", flüsterte ich leise und bestimmt.
Sie rückte von mir ab so weit wie es ging.
Dann zog ich ihr die Kapuze vom Kopf und sah ihren Hals.
Er war überseht mit Knutschflecken.
Mein Herz zersprang in tausend Einzelteile.
Erschrocken zog sie die Kapuze wieder auf.
Und ich sagte nur noch: "Ach! So ist das also. Bitch!"
Ich drehte mich weg und rückte so weit von ihr ab wie es nur möglich war.
Wut breitete sich an der Stelle aus wo sich mein Herz bis eben befand.
Und dann tat ich es.
Ich fegte mit einer Hand ihre kompletten Sachen vom Tisch.
Alle lachten, außer sie und Puma.
Ich funkelte sie nur böse an.

Ich schniefte.
Die Weinflasche war alle, aber ich hatte auch schon genug getankt für heute.
Ich spürte den Alkohol, war aber noch bei klarem Verstand.
Das reichte jetzt an Wein.
Ich schaute auf die Uhr: Halb Zehn.
Wo war sie zur Hölle?
In diesem Moment hörte ich die Haustür und ich sprang auf.
Ich lief ihr entgegen und sie erschreckte sich total als ich um die Ecke sprintete.
"Wo. Warst. Du? Warum reagierst du nicht wenn ich dich anrufe oder dir schreibe?", schrie ich sie erbost an.