27. Verzweiflung und Begegnung

289 22 2
                                    

Nuris Sicht

Scheiße!!
Was hatte ich jetzt schon wieder angerichtet?
Das war doch gar nicht so gemeint!
Wir heirateten doch zwangsweise oder etwa nicht?
Das hieß doch noch lange nicht, dass ich ihn hasse.
Ich lief schon seit Stunden durch die Stadt.
Ohne Ziel und ohne Grund.
Nebenbei hatte ich Kopfhörer in meinen Ohren und hörte Musik.
Alles was ich machte war falsch.
Egal was, egal wann, egal wie.
Ich trat vor einen Stein.
Der Stein flog nach vorne, gegen eine Autoscheibe und diese zersprang.
"Oh scheiße!", rief ich leise.
Die Alarmanlage ging an und ich fing einfach nur noch an zu rennen.
Ich hörte wie hinter mir jemand etwas rief, blendete jedoch meine komplette Umgebung aus und rannte weiter.
Was ziemlich dämlich von mir war, denn keine zehn Sekunden später, rannte ich in eine Person rein.
"Ufff! Pass doch auf wo du hin rennst!", entgegnete der Mann etwas wütend und ich verbeugte mich entschuldigend. "Es tut mir leid. Kommt nicht nochmal vor."
"Will ich aber auch hoffen!"
Ich rannte weiter und es wurde dunkler draußen.
Irgendwann, ich weiß nicht wann, hörte ich auf zu rennen.
Es war stockdunkel draußen und ich komplett aus der Puste.
Ich wusste nicht mehr wo ich war.
Um mich herum waren alte und abgeranzt Häuser.
Die Straßen hatten Schäden und viele Schlaglöcher.
Niemand war mehr auf den Straßen zu sehen und wie ich hier hingekommen war, war mir ein Rätsel.
Ich schaute auf mein Handy.
Es war schon elf Uhr.
Sollte ich Hoseok anrufen?
Neeee lieber nicht.
Der war ja total sauer auf mich.
Während ich so ratlos durch die Straßen dieses heruntergekommenen Viertels lief, merkte ich nicht, dass ein Auto auf die Straße einbog.
Ich blieb stehen.
Das Auto neben mir hielt an und eine Person stieg aus.
Sie hatte eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und man konnte nicht erkennen, wer es war außer, dass es ein Mann war.
Trotzdem wurde ich unruhig, als er auf mich zukam.
Irgendwo tief in mir klingelten alle Alarmglocken.
Dann hob er den Kopf und mein Herz rutschte in meine Hose.
Ich war unfähig mich zu bewegen, geschweige denn zu sprechen.
Der Fremde trat nah an mich ran und raunte mir in mein Ohr: "Na kleines, lange nicht gesehen. Brauchst du Hilfe?"

Hoseoks Sicht

Wo war sie zum Teufel?
Ich hatte das alles doch nicht mal ernst gemeint.
Sollte ich sie suchen gehen?
Aber ich wüsste eigentlich keine Plätze, wo sie hätte sein können.
Mist.
Aber ein Versuch war es wert.
Ich packte mir mein Handy und machte mich auf den Weg.
Sollte ich sie anrufen?
Eigentlich würde sie mich ja schon anrufen, wenn sie wollte.
Ich eilte durch die Innenstadt von Seoul.
Überall waren Menschen.
Wie sollte ich sie da bitte finden?
Plötzlich klingelte mein Handy.
Nuri rief an!!

"Nuri! Wo bist du?"

"Hoseok! Hilf mir!", schrie sie panisch in den Höhrer.

"Scheiße Nuri wo bist du?"

"Ich weiß es nicht..irg-"
"Nuri...hör auf mit den Witzen. Wir sind doch schon voll lange befreundet.
Du brauchst dir keine Sorgen um das Mädchen zu machen.
Bei mir ist sie in guten Händen und ich pass auf sie auf."

"Nuri was ist jetzt los? Das is nicht lustig und wenn du mir eins auswischen willst, dann bitte nicht so."
Ich hörte ein Schluchzen von der anderen Seite.

"Hoseok bitte! Ich mach keine Witze! Hilf mir! Ich brauch dich jetzt!"

"Du miese Schlampe!!! Gib mir sofort dein Telefon her!!!"

Die Stimme war schmierig und rauchig.
Sie stammte von einem Mann.
Wer war das?
Er von damals?
Der für alles verantwortlich war?
Ihr Vergewaltiger?
Dann brach das Gespräch plötzlich ab.
Schlagartig fing mein Herz an dreimal so schnell zu schlagen.

Ich fing an zu rennen.
Mir war egal, dass meine Lunge brannte.
Mir war egal, dass meine Beine nicht mehr konnten.
Mir war auch egal, dass alles anfing vor meinen Augen zu flimmern.
Ich dachte nur an sie.
Ich wollte Nuri finden und das war wichtiger als alles andere für mich. Ich wusste nicht wo ich hin sollte.
Also sprach ich irgendwelche wildfremden Menschen an.

"Haben sie hier ein Mädchen lang rennen sehen? Sie ist etwa 1,64 m groß und hat lange braune Haare."
"Nein, tut mir wirklich leid. Hab ich nicht."
So ging das weiter und weiter.
Ich fing an zu verzweifeln.
Aber ein letztes Mal wollte ich es noch wagen...bitte lass es klappen.
Ich musste sie finden.
"Haben sie hier ein Mädchen lang rennen sehen?", fragte ich hoffnungsvoll einen Mann.
"Ein Mädchen? Jaaa kann schon sein.
Wie sieht sie denn aus?"
"Warten sie, ich hab ein Bild."
Ich kramt mein Handy aus der Tasche und hielt ihm ein Bild von Nuri unter die Nase.
"Jaaa, tatsächlich. Sie ist vorhin in mich rein gerannt.", antwortete er und mir fiel ein Stein vom Herzen.
"Wo ist sie hin?"
Er zeigte nach vorne und dann nach rechts.
Ich bedankte mich und machte mich wieder auf den Weg.
Bitte...lass es einfach nicht zu spät sein!...

My Silent Secret™ || J-HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt