Kapitel 1 - Folter

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„Beweg dich schneller, Elbenweib!", herrschte er sie an, während sie auf bloßen Füßen durch den mit Fackeln spärlich erleuchteten Gang stolperte. Sie fühlte sich unter Tonnen von Gestein lebendig begraben. Wie in einer Gruft, die man nie mehr verlassen würde. In einem zum Scheitern verurteilten Versuch zu entkommen zerrte sie verzweifelt an dem Ring, der ihren Hals umschloss.

Die Peitsche knallte auf ihren Rücken, kaum gedämpft durch den zerschlissenen und schmutzigen Stoff ihres Hemdchens. Der Schlag kam nicht unerwartet, hatte sie ihn mit ihrem feinen Gehör längst bemerkt. Dennoch, die Wucht des Hiebs ließ sie taumeln und sorgte dafür, dass sie sich am rauen Fels die Hände aufschürfte.

Der hochgewachsene, dunkelhäutige Mann stieß einen wüsten Fluch in seiner Muttersprache aus und zog sie erbarmungslos an ihrer Halsfessel vorwärts. Keuchend klammerte sie sich an die gespannte Eisenkette, versuchte den Druck um ihren Hals zu erleichtern, während er ihrer wimmernden Gestalt keine Beachtung schenkte.

Erneut traf die Peitsche klatschend ihren Rücken, trieb reißenden Schmerz durch ihren geschwächten Körper.

Schließlich stieß er sie in eine weitere, kleinere Zelle hinein und verriegelte mit einem sadistischen Glitzern in seinen dunklen Augen die vergitterte Eisentür hinter sich. So schnell würde sie hier nicht mehr rauskommen.

Resigniert schloss sie die leicht schräg stehenden Augen, während sie keuchend versuchte Luft zu bekommen.

„Du weißt, was auf dich zukommt, nicht wahr, Elbenhure?" Er schritt langsam auf sie zu, während sie hastig von ihm weg kroch und dabei versuchte aufzustehen, aber ihre zitternden Beine versagten ihr den Dienst.

Elbenhure? War sie das? War er ein Elb? Was war sie? Wer war sie?

„Steh auf!", herrschte er sie an, und als sie nicht schnell genug seinem Befehl folgte, riss er sie an der Halsfessel hoch und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Schmerz explodierte in ihrer linken Schläfe, als ihr Kopf gegen die Felswand schlug. Blut lief ihr die Wange hinab, während sie versuchte aufrecht stehen zu bleiben.

„So zart, so zerbrechlich", murmelte er, als er sanft ihre unversehrte Gesichtshälfte berührte. Dann packte er ihr Kinn, drehte ihren Kopf und leckte ihr das Blut von der Wange.

„Weißt du", er tätschelte ihre verletzte Seite während ihr Auge langsam zu schwoll, „euer Blut schmeckt gar nicht so anders, als unseres und doch meint ihr, etwas Besseres zu sein."

Ihr dröhnte der Kopf von seinem Schlag und ihr wurde schlecht, dennoch versuchte sie krampfhaft, ihm nicht auf die Schuhe zu kotzen. Sie verstand nicht, was er mit seinen Worten meinte. Sie wusste nur, würde sie sich nicht fügen, würde es noch schlimmer werden. Ruckartig ließ er sie los und sie sackte in sich zusammen.

„Dreh dich um!", befahl er barsch. Hastig kam sie seiner Aufforderung nach und stemmte sich hoch. Er packte ihr schmales Handgelenk und kettete sie an die an der Wand befestigten Eisenfesseln. Der Ärmel ihres Hemdchens rutschte ein Stück herunter und entblößte hässliche dunkle Flecken auf ihrer hellen Haut.

Nachdem er auch das andere Handgelenk fixiert hatte, ging er summend zu einem Tisch in der hinteren Ecke der Zelle, auf dem mehrere Folterwerkzeuge lagen. Dort wählte er eine Peitsche mit kleinen Bleikügelchen am Ende der einzelnen Schnüre, die bei jedem seiner Schritte rhythmisch aneinander klickten und sein Pfeifen begleiteten. Er nahm ihr langes, ebenholzschwarzes Haar und roch an den seidigen Strähnen.

„Du weißt gar nicht, wie mich dein Anblick hier erregt. Es ist der Höhepunkt meiner Woche", murmelte er an ihrem Ohr, leckte ihr über die Ohrmuschel und legte das Haar über ihre Schulter. Ein Beben ging durch ihren Körper, als er ihre empfindlichen Ohren berührte.

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