Kapitel 21 - Zeremonie

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Nost-na-Lothion im Jahr 2511 des Dritten Zeitalters

„Heruin nîn", erklang die melodische Stimme Eliopes in den frühen Morgenstunden.

Leise seufzend streifte Linaew die Reste ihres elbischen Schlafes ab. Wenn sie dem fahlen Licht, das zwischen den seidenen Stoffen hindurchschien, trauen konnte, so war es draußen noch immer dunkel.

„Hîril nîn", sprach sie erneut ihre Zofe an. Draußen war es tatsächlich noch dunkel, und nur die Lampen an den Wänden verbreiteten ein seichtes Licht im Gemach.

„Wie spät ist es?", fragte Linaew und ihre helle Stimme klang belegt.

„Noch ruhen die Vögel, heruin nîn", antwortete Eliope, die ihre Hände vor dem Bauch gefaltet hielt und darauf wartete, dass Lady Linaew sich erhob. Dem Brauch nach musste Linaew getrennt von ihrem baldigen Gemahl die letzten Tage verbringen, weswegen sie in die Räumlichkeiten der Königin gezogen war. Getrennt wurden sie nun von einer reich verzierten hölzernen Tür, vor der doch wirklich auf ihrer Seite Neldor und auf Thranduils Seite Doran Wache hielten.

„Kommt, Herrin. Es gibt viel zu tun." Die Elbin hielt ihr einen dunklen Mantel hin, in den die zukünftige Königin schlüpfen konnte. Dann schritten die beiden Ellith durch die geöffnete Schlafzimmertür in den Arbeitsbereich. Neldor löste sich wie ein Schatten und folgte den beiden Elbinnen schweigend die verlassenen Gänge hinab in den zeremoniellen Badebereich der königlichen Familie. Immer tiefer ging es unter die Erde, bis zu den Wurzeln der Bäume. Hier befanden sich verschiedene Räume für die unterschiedlichsten Zeremonien.

Dort bezog er wieder seinen Wachposten, hatte er doch seinem König bei seinem unsterblichen Leben geschworen, Linaew mit eben jenem zu beschützen. Noch zu genau erinnerte der Wächter sich der lebhaften Reaktion der Noldo, als Thranduil ihr mitteilte, dass sie zukünftig von ihm und Doron begleitet würde.

Diese Elleth war anders als andere Elbinnen und ganz besonders anders, als die Mutter Legolas', die so zart gewesen war, dass ein Windsturm sie hinfort wehen konnte.


„Willkommen, heruin nîn", begrüßten Itaína und Jenaía, als sie den Raum betraten und sogleich begannen ihr den Mantel abzunehmen. Darunter kam Linaews weiches, helles Schlafgewand zum Vorschein. Während die beiden Schwestern ihre zukünftige Königin entkleideten, legte Eliope ein hauchzartes Tuch bereit. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Noldo vollständig nackt war.

Eliopes Blick huschte über Linaews Rücken und ihre freundlichen Gesichtszüge entglitten ihr kurz. Die zukünftige Königin spürte die feine Stimmungsschwankung, drehte sich deswegen halb zu ihrer Zofe um. Bisher hatte sie es vermeiden können, dass Eliope sie so sah. Angestrengt sah die Tawarwaith weg und das Lächeln, welches sie ständig trug, war von ihren Lippen gefegt. Die Noldo blickte wieder nach vorn, als Itaína das Tuch um ihre Hüfte wickelte.

„Kommt, heruin", bat Eliope sanft und deutete auf den gegenüberliegenden Durchgang.

Linaew folgte ihrer Zofe in einen Gang, der mit Fackeln beleuchtet war. Die Wände bestanden aus grob behauenem Gestein, über welchen stellenweise die dicken Wurzeln der Bäume krochen. Ihre bloßen Füße machten leise Geräusche auf dem Steinboden, während ihnen mit leisem Rascheln ihrer Gewänder Itaína und Jenaía folgten.

Eliope öffnete eine Tür und warmer Dunst schlug ihnen entgegen. Der Raum war im Dampf, den dem Becken entstieg, kaum zu erkennen. Tief atmete Linaew ein, versuchte dabei die unterschiedlichen Gerüche zu definieren.

„Bitte setzt Euch, Herrin", bat die Tawarwaith und deutete auf eine kreisrunde steinerne Erhöhung in der zentralen Mitte des Raumes, während die beiden anderen Elbinnen in einer Seitenkammer verschwanden. An der Seite befand sich ein schmales Becken, daneben stand ein hölzerner Eimer. Kurz darauf kamen sie wieder heraus und trugen nun ein ähnliches Tuch um die Hüfte, dessen Stoff jedoch nicht so fein gearbeitet war, und hatten sich noch eins um die Brust geschlungen. In ihren Händen hielten sie verschiedene Tiegel und Töpfchen mit unterschiedlichen Düften und Salben.

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