„Aran Thranduil?" Fiondilion, Hauptmann der Wache Thranduils, beugte sich besorgt zu seinem Fürsten. Seines Herren Blick war verschleiert und er starrte regungslos in seinen Kelch mit dem schweren Wein aus Dorwinion.
„Aran Meletyalda?"
Die Stimme Fiondilions drang langsam, wie durch einen Schleier, zu Thranduil vor, aber erst der feste Griff seines Hauptmannes brachte den Fürsten des Düsterwaldes in die Wirklichkeit zurück. Gelassen, obwohl innerlich ein Sturm der Gefühle in ihm tobte, nippte er an dem kräftigen Rotwein.
„Hîr nîn?"Fiondilion stand argwöhnisch, die Hand am Griff seines Schwertes, neben seinem König.
„Fahrt fort in Eurem Bericht, Hauptmann Fiondilion. Was berichten die Patrouillen?" Ein Wedeln seiner Hand verwies den Elb auf seinen Platz zurück, doch entging Fiondilions scharfem Blick das Zittern der Hand und die feine Schweißschicht auf der Stirn seines Fürsten nicht.
„Leutnant Hírdur und seine Patrouille sind bei der Bekämpfung der Brut Ungoliants bis zu den Emyn-nu-Fuin vorgedrungen. Kankras geringere Brut verbreitet sich überall, von Bergschlucht zu Bergschlucht; vom Ephel Dúath bis zu den östlichen Bergen, bis Dol Guldur und den Grenzen unseres Reiches.
Sie haben Orkspuren im feuchten Gras einer Lichtung in der Nähe der Höhlen gefunden und die Spuren von Menschen. Wir vermuten, dass sie zusammen unterwegs sind. Doch die verdammten Yrch selbst haben wir bisher nicht gefunden. Als wären sie vom Erdboden verschwunden."
Mit einem Knall stellte Thranduil den Kelch auf dem Tisch so heftig ab, dass der Wein darin überschwappte und sich über die vor ihm ausgebreiteten Papiere ergoss.
„Yrch?", zischte der Fürst erbost. Seine eisgrauen Augen sprühten Funken. „Dieses Mordor-Gezücht in meinem Wald? Warum ist Euch dies nicht früher aufgefallen, Hauptmann? Reicht es nicht, dass unser geliebter Wald von den Spinnen behaust und unser Reich aus dem Norden, über die Ered Mithrin von Gundabad Orks angegriffen wird? Seid Ihr nicht mehr fähig für den Posten als Hauptmann? Sollte ich Euch ersetzen lassen? Von jemand Fähigerem vielleicht?"
Thranduil war wütend. Fiondilion bemerkte, wie sich die Finger seines Fürsten weiß verfärbten, als er mit Gewalt die Stuhllehnen seines hohen, mit kunstvollen Schnitzereien verzierten, Lehnstuhls umklammerten.
„Carnîn naeth, Aran Thranduil." Der Hauptmann der Wache verbeugte sich schnell vor seinem Fürsten und wartete bis Thranduil ihm gebot sich zu erheben.
„Die Spinnen nehmen überhand und greifen unsere Patrouillen vermehrt von allen Seiten an. Sie drängen uns aus diesem Bereich des Waldes zurück. Hírdur war es nur unter größten Verlusten möglich, diesen Bericht zu liefern. Er selbst liegt schwer verletzt in den Hallen der Heilung; drei seiner Männer mussten wir zu den Sternen schicken."
Thranduil hatte sich mittlerweile zurückgelehnt, die Beine übereinandergeschlagen und sah seinen Hauptmann stillschweigend an, bis dieser dem Blick nicht mehr standhalten konnte. Er hatte schon lange das Gesagte bereut und ärgerlich über sich selbst runzelte Thranduil die Stirn. Fiondilion war ein guter und vorausschauender Hauptmann, der ihm bereits viele Jahre lang treu zur Seite stand. Es war nicht recht, ihn derart anzugehen, zumal er nicht Unrecht hatte.
Die Spinnen nahmen seit ein paar Jahren überhand und sie waren zu wenige, um den ganzen Düsterwald von ihnen zu befreien geschweige denn, zur selben Zeit ihre Grenzen zu verteidigen.
Er selbst hatte die Grenzposten abgeritten und viel zu wenig geruht und noch weniger gegessen. Die Visionen taten ihr Übriges und hielten ihn von seinen Ruhephasen ab. Mittlerweile war er müde und erschöpft und konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen.
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Seelenbindung
Fanfiction‚Wenn zwei Seelen sich verbinden, zwei Elben sich so finden, erwacht die Liebe im Erkennen.' Dieses hohe Glück auf Arda ging mit dem Tod von Lúthien Tinúviel und Beren Erchamion im Ersten Zeitalter verloren. Kein Elb erlebte diese Glückseligkeit Ama...