Kapitel 13 - Vergangenheit I

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Thranduil trat, gekleidet in eine weiche, helle Hose, die seine nackten Füße umspielte, und einer dunkelgrünen, mit silbernen Ranken verzierten locker fallenden Tunika aus dem angrenzenden Bekleidungszimmer seines weitläufigen Gemaches, welches fast die gesamte oberste Etage des Palastes einnahm.

Eigentlich war es für ihn viel zu spät um sich zur Ruhe zu begeben, denn bereits in wenigen Stunden müsste er wieder seinen Pflichten als König nachgehen. Doch er würde es sich nicht nehmen lassen, zu seiner Gefährtin, die schon regungslos da lag, unter die weiche Decke zu schlüpfen.

Ihre Hände waren über der Brust gefaltet und die Augen, in denen sich die lebendige Nacht und der tiefe Traum vermengten, waren nicht geschlossen, wie es die Art der Eldar war.

Denn Elben vermochten zu schlafen, wenn es von den Edain Schlaf genannt werden konnte, indem sie ihren Geist ruhen ließen auf den seltsamen Pfaden elbischer Träume, während sie mit offenen Augen im Licht dieser Welt wanderten.

Ein sanftes Lächeln huschte über seine markanten Gesichtszüge, als er zärtlich ihre Wange mit seinem Handrücken berührte.

Endlich war die bange Zeit des Wartens überwunden.

Noch einmal sah Thranduil sie prüfend an, ehe er entschlossen nach dem leichten Überwurf griff und sich behutsam neben sie legte.

Linaew drehte sich und rutschte dabei zur Mitte des Bettes.

Bevor Thranduil sich ganz auf die Matratze sinken ließ, beugte er sich über ihren schmalen Körper und breitete die Decke über sie aus. Vorsichtig drehte er sich ebenfalls zur Seite und tastete unter dem Überwurf nach ihr. Langsam, und die Berührung auskostend, ließ er seine Finger von ihrer Seite zu ihrer Hüfte streichen.

Zart, nur der Hauch einer Berührung.

Seine Hände zitternden vor unterdrückter Begierde, denn er wollte die Elbin nicht wecken, die diese Ruhe bitter nötig hatte. Tief in Gedanken versunken schlüpfte der König mit seiner Hand unter ihre Tunika und hielt inne, als er auf ihre schlafwarme Haut traf.

Linaew trug dieselben Kleidungsstücke wie er: eine weiche, bequeme Hose und die lockere Tunika, die es ihm ermöglichte sich einen Moment lang das Gefühl ihrer nackten Haut unter seinen Fingerspitzen zu erstehlen.

Er konnte fühlen, wie sie gleichmäßig atmete und sich dadurch kaum spürbar unter seiner Hand bewegte. Behutsam rutschte Thranduil näher an seine Gefährtin heran, schlang seinen Arm um ihre Hüfte und zog die Elbin dicht an sich heran.

Der silberblonde Ellon legte seine Hand zaghaft auf ihren Bauch. Beruhigend begann er sie zu bewegen, streichelte sie sanft, während der Fürst nicht anders konnte, als seine Nase in ihren weichen Haaren zu vergraben und ihren Duft einzuatmen.

Instinktiv verstärkte er den Druck auf ihrem Unterleib und drängte sie fester an sich.

Wollte sie nie mehr loslassen.

Die Nacht hatte nur noch wenige Stunden, umso mehr genoss der Elb das Gefühl seiner Gefährtin im Arm, die leise im Schlaf seufzte, unter seiner Berührung erschauderte und sich dichter an ihn drängte.

Deshalb ließ er den Rest der Nacht nicht von ihr ab, auch wenn er selbst dabei keine Ruhe fand, sondern überdachte Linaews Erinnerungen, welche sie in den Abendstunden mit ihm geteilt hatte.

Die Vergangenheit der Noldo.

~. . . ~

Linaew saß, mit dem Rücken zum ihm, auf dem Sims des geöffneten Fensters und blickte regungslos über die mondbeschienene Weite des Düsterwaldes, der sich zu Füßen von Thranduils Hallen wie eine samtene Decke ausbreitete.

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